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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Familienauseinandersetzung mitbekommen.
    »Ja?«, fragte sie interessiert. »Was sagen sie denn?«
    Hamene hob etwas hilflos die Hände. »Ich kann doch nicht gut Englisch«, gab er zu. »Ich verstehe nur die Hälfte. Aber es ging darum, dass Richard undankbar sei. Und dass Shirley da war, als er sie brauchte, während du …«
    »Na ja, mich hatten sie ja vertrieben!«, bemerkte Atamarie gallig. »Ich wäre gern bei ihm geblieben!«
    Hamene blickte Atamarie ernst an. »Dir hätte das nicht gefallen«, meinte er schließlich widerstrebend.
    Atamarie runzelte die Stirn. »Was?«, fragte sie dann.
    Hamene zupfte an seiner Unterlippe. »Das war … also wie … wie Richard war, nachdem er aus dem Krankenhaus kam. Er war … er war wie … wie tot … Jedenfalls hat er nichts gemacht. Nicht auf der Farm, nicht in der Scheune. Er hat auch nicht mit den Göttern gesprochen. Nur so dagesessen. Waimarama sagte, die Dunkelheit halte ihn umfangen. Sie hat für ihn gebetet.«
    »Er hat überhaupt nichts getan?«, wunderte sich Atamarie.
    Sie konnte das kaum glauben. Nicht nach Richards Übereifer und Schlaflosigkeit, nach den gewaltigen Energien, die er für seine Pläne aufbrachte, nicht nach der Überfülle von Ideen, die er immer gehabt hatte. Aber andererseits … er hatte Atamarie in sechs Monaten kein einziges Mal geschrieben!
    »Jedenfalls kam dann Shirley«, erzählte Hamene weiter. »Und so langsam ist es auch wieder besser geworden. Aber jetzt ist sie weg.«
    »Und Richard hat mich!«, erklärte Atamarie triumphierend. »Er braucht sie nicht mehr!«
    Hamene blickte die junge Frau skeptisch an, aber er schwieg.
    In der nächsten Zeit kam Atamarie häufiger nach Temuka, auch nachdem die Universitätsferien längst vorbei waren. Glücklich beobachtete sie, wie die Arbeit an der Flugmaschine voranschritt. Richard zeigte sich nicht mehr leichtfertig wie im Jahr zuvor, sondern unterwarf sein Fluggerät unzähligen Tests, bevor er es endlich noch einmal versuchte. Peterson verdrehte die Augen, als er Cranky-Dick, wie er ihn immer noch nannte, auf seiner Pferdeweide beobachtete. Er ließ den Flugapparat einen Hügel herunterrollen, lief hinterher und bediente die Kontrollhebel mit daran festgeschnallten Zügeln.
    »Vielleicht zieht das Ding ja wenigstens mal deinen Pflug!«, neckte er, als Richard ihm einen atemlosen Gruß zurief. Dann entdeckte er Atamarie. »Ach, und Miss Turei ist auch mal wieder da.« Atamarie verfolgte Richards Testlauf von einem Hügel aus. »Sie wirkt beflügelnd, stimmt’s?«
    Atamarie erwiderte nichts, sie strafte Peterson nach wie vor mit Verachtung und ärgerte sich darüber, gesehen worden zu sein. Bei ihren letzten Besuchen hatte sie nie jemanden von Richards Familie oder Nachbarn zu Gesicht bekommen, aber jetzt würden sich wieder alle die Mäuler zerreißen. Es war nicht mehr zu ändern, und Atamarie wollte sich auch nicht mehr verstecken. Sie schlug vor, den ersten Flugversuch in aller Öffentlichkeit auf der Hauptstraße des Ortes stattfinden zu lassen.
    »Die ist wenigstens halbwegs eben«, meinte Atamarie und sprach sich dafür aus, gleich vor der Schule mitten im Dorf zu starten und alle zusehen zu lassen.
    Richard scheute allerdings die damit verbundene Öffentlichkeit. »Ich will nicht, dass sie lachen, wenn es wieder schiefgeht«, erklärte er. »Am besten machen wir es heimlich.«
    Er begann jetzt, wenige Tage vor dem großen Ereignis, erneut an sich zu zweifeln. Sicher auch deshalb, weil sein Vater ihn gerade mal wieder zusammengestaucht hatte. DigoryPearse waren die Dauerläufe und Lenkversuche seines Sohnes mit dem »Biest« nicht verborgen geblieben.
    Atamarie verdrehte die Augen und sammelte das Geschirr ein. Sie hatte für Richard gekocht und mit ihm gemeinsam gegessen, froh, dass er sich dafür mal wieder die Zeit nahm. In den letzten Wochen hatte sie sich erneut gesorgt, weil er über die Begeisterung für sein Projekt weder ausreichend aß noch schlief.
    »Heimlich, Richard? Den ersten Flug in einem motorisierten Flugzeug? Richard, du willst an diesem Tag Geschichte schreiben! Dein Name wird in jeder Zeitung stehen, in fünfzig Jahren wahrscheinlich in jedem Schulbuch und Lexikon. Aber dafür brauchst du erst mal Zeugen. Du kannst gar nicht genug Leute dabeihaben, und am besten suchst du dir sogar einen Fotografen und lädst ein paar Zeitungsreporter ein. Das muss dokumentiert werden! Wir sollten dem Flugzeug vielleicht auch einen Namen geben.«
    Richard schnaubte.

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