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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einen so weiten Weg zurückzulegen, erst recht nicht, wenn dabei noch Zuchtbullen und Kürbisse zu befördern waren.
    Atamarie dankte sowohl der Pensionswirtin als auch ihrem Schicksal. Richard würde kaum nach Timaru kommen, um irgendwelche landwirtschaftlichen Erzeugnisse vorzuführen. Dafür brannte aber zumindest Joan Peterson todsicher auf die Kürbisschau. Bestimmt hatten auch die Hansleys, Shirley und ihre Mutter irgendwelche überdimensionalen Gemüse vorzuführen und mit sehr viel Glück Richards Eltern und Geschwister. Atamarie würde ihren Freund für sich haben. Zufrieden machte sie sich mit ihrem Leihpferd auf den Weg, wobei sie sich einerseits auf Richard freute, andererseits aber auch die verpasste Chance bedauerte: Der Jahrmarkt von Timaru wäre ideal gewesen, Richards Flugzeug einer größeren Menschenmenge vorzuführen. Hügel gab es nun wirklich genug rund um den Ort. Aber gut, Atamarie sah ein, dass sie Richard erst wieder aufbauen musste, bevor sie einen neuen Flugversuch starten konnten. Sie beschloss, für kleine Dinge dankbar zu sein, und atmete auf, als sie weder Petersons noch Digory Pearse’ Fuhrwerke auf Richards Hof ausmachte. Richard hatte allerdings auch seinen Flugapparat noch nicht hereingeholt. Das »Biest« hing nach wie vor in der Ginsterhecke.
    Die Farm wirkte auf den ersten Blick verlassen, aber dann sah Atamarie, dass Hamene in einem der Schuppen herumwerkelte. Er bastelte an einem Pflug, was Atamarie alarmierte. Seit wann überließ Richard dem jungen Maori die Sorge um seine Geräte? Er kümmerte sich zwar sonst um kaum etwas auf der Farm, aber seine Maschinen waren stets in gutem Zustand gewesen.
    Atamarie wollte Hamene schon darauf ansprechen, dann sah sie jedoch Waimarama. Die alte Maori trat eben aus dem Haus.
    »Ich hab sie gerufen«, sagte Hamene und schenkte Atamarie einen nach Verständnis heischenden Blick. »Ich dachte sie … sie könnte vielleicht helfen. Weil Richard doch wieder … also er tut wieder nichts, verstehst du?«
    Atamarie verstand zumindest, dass auch Hamene die Abwesenheit von Richards Familie zu Eigenmächtigkeiten genutzt hatte. Aber wozu brauchte Richard die Maori-Heilerin? Jetzt verbeugte sie sich ehrfürchtig vor der alten Frau. Waimarama sah sie prüfend an.
    »Du bist wieder da?«, fragte sie. »Willst du jetzt bleiben?«
    Atamarie zuckte die Schultern. »Ich fürchte, ich werde nicht gefragt. Aber ich will … Waimarama, egal, was er jetzt sagt und wie es ihm geht: Er ist geflogen! Nur drei- oder vierhundert Yards, aber …«
    »Er sehnte sich nach dem Licht, aber sein Weg führte ins Dunkel«, sagte Waimarama. »Vielleicht wollen die Götter den Himmel nicht mit ihm teilen …«
    Atamarie kämpfte ein ungutes Gefühl nieder. Genauso hatte Rawiri sich ausgedrückt. Aber das war natürlich Unsinn.
    »Vielleicht haben die Geister in dieser Hecke ein ungesundes Verhältnis zur Wissenschaft«, gab sie spöttisch zurück. »Die sollten wir mal beschwören, damit sie ihn nicht dauernd so magisch anziehen. Er ist geflogen, Waimarama, da gibt esnichts zu deuteln. Und er sollte stolz darauf sein, statt Trübsal zu blasen. Er bläst doch Trübsal, oder habe ich Hamene da falsch verstanden?«
    Waimarama hob hilflos die Hände. »Er ist zurzeit zu schwach, die Dunkelheit niederzuringen.«
    Atamarie seufzte. »Er sollte sich mal anstrengen«, bemerkte sie. »Ist er im Haus? Dann gehe ich jetzt rein und versuche, ihn aufzuheitern.«
    So selbstsicher wie möglich bewegte sie sich auf das Haus zu. Dabei war sie sich keineswegs sicher, Erfolg zu haben. Und Richards Anblick ließ sie denn auch nichts Gutes ahnen. Der junge Mann saß am Küchentisch, den Kopf über eine Ausgabe des Scientific American gebeugt, aber er schien das Gelesene kaum aufzunehmen. Eher starrte er auf die Zeilen, wie er zwei Wochen zuvor noch auf seinen Flugapparat und in Atamaries erregtes Gesicht gestarrt hatte.
    »Atamarie!« Richard sah auf, als sie eintrat, aber er machte keine Anstalten, aufzustehen oder sie gar in den Arm zu nehmen und zu küssen. »Willst du wieder bei der Ernte helfen? Aber die Ernte ist vorbei. Wir müssen jetzt pflügen … und die Pacht bezahlen … und die Einsaat …«
    Atamarie ging entschlossen auf ihn zu und küsste ihn, jedoch nur auf beide Wangen – Richard roch, als hätte er sich zwei Wochen lang nicht mehr gewaschen. Und seine Kleidung wirkte so zerknittert und verschmutzt. Das waren erneute Anzeichen der Verwahrlosung. Die Sauberkeit im

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