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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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grüßte er gelassen und wie nebenbei. Shirley schien das befriedigt zur Kenntnis zu nehmen.
    »Oh, es wird wieder besser mit Dick«, beschied sie Atamarie kurz. Anscheinend nahm sie an, dass die junge Frau nach ihrem Freund fragte. »Sein Vater hat ihm ins Gewissen geredet, und seit die Höllenmaschine weg ist …«
    Atamarie schaute Shirley entsetzt an. »Mr. Pearse hat das Flugzeug weggeschafft? Womöglich zerstört? O Shirley! Richard! Sagt, dass das nicht wahr ist!«
    Shirley verzog das Gesicht, Richard reagierte gar nicht. Atamarie ließ den Blick in hilfloser Verzweiflung über den Hof wandern. Schließlich blieb er auf Hamene haften. Der würde ihr zumindest die Wahrheit sagen.
    »Hamene!«, flehte sie auf Maori. »Wo ist das Flugzeug?«
    Ihr fiel fast ein Stein vom Herzen, als Hamene lächelte.»Der Vogel …«, Hamene verwandte das Wort aute , das man auch mitunter für Drachen benutzte, »… steht bei uns am marae . Ich hab ihn mitgenommen, nachdem Mr. Peterson so begehrlich auf den Motor guckte und Richards Vater drüber nachdachte, wie viel Geld das Ding wohl bringen würde, wenn man es verkauft. Da dachte ich, ich bringe es in Sicherheit. Der Vogel ist ja … hm … sozusagen etwas Heiliges. Er ist aufgestiegen und hat … na ja, eine kleine Botschaft wird er den Göttern schon überbracht haben …«
    Hamene zwinkerte Atamarie verschwörerisch zu. Atamarie hätte ihn vor Erleichterung umarmen mögen.
    Inzwischen hatte sich Shirley wieder gefangen. »Du fragst nach dem Flugzeug«, erkannte sie endlich. »Richard ist dir völlig egal.«
    Atamarie blitzte sie an. »Ich kann sehen, dass Richard lebt und wohlauf ist«, bemerkte sie. Richard schraubte nach wie vor an seiner Landmaschine herum, er hatte weder für die Frauen einen Blick noch für Hamene. »Aber ich musste befürchten, dass jemand seinen Traum zerstört hat. Shirley, dieser Flieger ist wichtig für ihn! Es war immer sein Traum, zu fliegen. Er redet davon, seit ich ihn kenne. Und auf einmal soll er das aufgeben? Nur weil er wieder mal in dieser dämlichen Hecke gelandet ist?«
    Shirley hob stolz den Kopf.
    »Dem Menschen ist es nicht gegeben, zu fliegen!«, erklärte sie. »Richard muss das einsehen. Vielleicht hat Gott ihm diese Hecke in den Weg gestellt.«
    Atamarie fasste sich an die Stirn. »Die Menschen werden fliegen, Shirley! Auf jeden Fall. Und wenn Gott Richard dieses Gestrüpp in den Weg gestellt hat, dann nur, damit er drüberfliegt, aber ganz sicher nicht, um sich dahinter zu verstecken.« Sie wandte sich an Richard. »Wer sich hinter einer Hecke duckt, Richard, der muss sich nicht wundern, wenn es dunkel ist!«
    Damit schwang sie sich wieder auf ihr Leihpferd und lenkte es in Richtung Maori-Dorf.
    Kurz darauf fuhren Atamaries Finger sanft über die Tragflächen der Flugmaschine, die Hamene auf einem Hügel oberhalb des marae platziert hatte – in Startposition. Atamarie fand, dass dies ein glücklicher Zufall war. Genau wie es außerordentlich passend war, dass sie sich gerade heute das Haar aufgesteckt hatte, sodass es perfekt unter Richards Mütze passte. Und hier war sie weit genug von den Farmen der pakeha entfernt, niemand würde das Aufheulen des Motors hören …
    Atamarie überprüfte, ob der Treibstoff noch reichte. Dann ließ sie den Motor an, rollte den Berg hinunter … und flog!
    Natürlich blieb es den Dörflern in der Waitohi-Ebene nicht verborgen, dass Cranky-Dick – oder zumindest jemand, den sie dafür hielten – in den kommenden Monaten wieder flog. Atamarie hatte Glück, dass sie Richard nie darauf ansprachen. Aber vielleicht schämten sich Peterson und die anderen ja doch ein bisschen für ihre Häme nach dem letzten Flugversuch. Niemandem war entgangen, wie sehr sich Pearse anschließend zurückgezogen hatte, und natürlich war darüber getuschelt worden, ob er diesmal vielleicht endgültig durchgedreht sei. Aber er schien sich ja wenigstens wieder halbwegs gefangen zu haben. Zumindest tat er seine Arbeit auf der Farm und erschien gelegentlich bei gesellschaftlichen Anlässen, zumeist in Begleitung der reizenden jungen Shirley Hansley. An sich wunderte es niemanden, dass er gleichzeitig auch seine sonderbaren Hobbys wieder aufnahm – seine Familie und seine Nachbarn hatten das oft genug erlebt. Dick Pearse schwankte ständig zwischen Euphorie, vollständigem Rückzug und fast langweiliger Normalität – was die meisten darauf zurückführten, dass ihm sein Vater mal wieder den Kopf

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