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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Tag nach Atamaries Demonstration hatte sich der Himmel verdunkelt, und es regnete anhaltend. Atamarie schlug vor, trotzdem zu fliegen, aber Richard lehnte das ab.
    »Jetzt bloß nichts mehr riskieren!«, entschied er. »Nicht auszudenken, dass ich wieder eine schlechte Landung hinlege, und das Gestänge geht womöglich kaputt. Nein, wir warten, bis es aufklart.«
    »Aber dann bin ich vielleicht schon in Christchurch«, wandte Atamarie ein.
    Richard winkte ab. »Na und?«, fragte er. »Meinst du, ohne dich schaffe ich das nicht? Atamie, Liebste, ich habe diesen Flieger gebaut.«
    Und ich habe gelernt, ihn zu fliegen, dachte Atamarie, aber sie schwieg. Und sicher sorgte sie sich ganz unnötig. Sie hatte schließlich auch allein herausgefunden, wie man das Flugzeug handhabte. Richard würde genauso viel Geschick beweisen. Vielleicht zog er es sogar vor, sich allein mit seinem Biest vertraut zu machen. Dafür sprach auch, dass er das Fliegen selbst an einem trüben, aber trockenen Tag ablehnte.
    »Nein, nein, es fängt womöglich wieder an, wenn ich in der Luft bin. Aber wir sollten den Vogel schon mal nach Hause holen, oder meinst du nicht? Komm, machen wir einen Spaziergang und holen ihn vom Maori-Dorf in unsere Scheune.«
    Atamarie runzelte die Stirn. »Warum das denn? Er steht doch gut, wo er steht. Der Hügel ist ideal zum Runterrollen, viel besser als die Straße hier. Und …« Sie biss sich auf die Lippen, um die Hecke nicht zu erwähnen.
    »Aber hier ist es viel zentraler!«, meinte Richard. »Du willst nicht wirklich die ganze Presse vor dem marae antreten lassen. Das würde auch den Maori nicht gefallen.«
    Atamarie dachte im Stillen, dass dies den Maori wahrscheinlich völlig egal wäre. Aber schließlich fügte sie sich. Am Abend vor ihrer Abreise nach Christchurch stand der Flieger wieder im Schuppen, und Richard studierte die Änderungen, die Atamarie vorgenommen hatte.
    »Ich weiß nicht, ich hätte die Steuerelemente doch liebernah am Schwerpunkt«, wandte er ein, hörte Atamarie aber immerhin zu, als sie erklärte, warum sie die Regler verlegt hatte. Sie hoffte, er würde das nicht rückgängig machen, bevor er zu seinem Triumphflug abhob – aber wenn, dann konnte sie das auch nicht ändern. Schiefgehen dürfte eigentlich nichts. Ein paar Hundert Yards geradeaus hatte Richard auch schon im März geschafft, später konnte sie ihn immer noch überzeugen.
    In ihrer letzten Nacht vor Atamaries Aufbruch nach Christchurch ließ Richard sie dann ohnehin alle technischen Fragen und Unstimmigkeiten vergessen. Er liebte sie bis in den frühen Morgen hinein, all seine Energie war wiedergekehrt. Atamarie konnte sich keinen aufmerksameren Liebhaber vorstellen. Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass er auch vor seinem letzten Flugversuch vergleichbar euphorisch gewesen war. Aber nein, dies konnte kein schlechtes Zeichen sein, diesmal würde alles gut gehen.
    Atamarie bestand die Prüfung am 17. Dezember 1903 mit Auszeichnung und war entsprechend sorglos, als sie zwei Tage später in die Hochschule kam. Die zwei Kommilitonen, die nach ihr an der Reihe sein würden, nutzten noch die letzten Minuten, um zu büffeln, aber Atamarie schaute lieber träumend aus dem Fenster. Gleich würde sie Professor Dobbins mit ihrer Einladung überraschen und am kommenden Tag nach Temuka fahren. Und dann waren es nur noch fünf Tage bis zu dem Weihnachtsfeiertag, der ihre Welt verändern sollte!
    »Miss Turei? Atamarie?«
    Atamarie schaute verwundert auf, als der Professor sie rief. Unter vier Augen hatte er sie schon mal beim Vornamen genannt – gerade wenn es um Richard und seine Erfindungen ging, die Unterhaltung also fast private Inhalte betraf. In der Öffentlichkeit hätte Dobbins allerdings nie einen Studenten so angeredet. Seine männlichen Schüler nannte er einfachbeim Nachnamen, bei Atamarie setzte er ein höfliches Miss davor.
    »Atamarie, wissen Sie es schon?« Der Professor trat aus seinem Zimmer. Er hielt eine Zeitung in der Hand, den New Zealand Herald . »Weiß Pearse es schon?«
    »Was denn?«
    Atamarie sah kurz auf die Wanduhr am Ende des Korridors. Noch eine Viertelstunde bis zu ihrer Prüfung.
    Dobbins blickte sie forschend an. »Also nicht«, konstatierte er, als er ihr verwundertes Gesicht sah. »Kommen Sie herein, Atamarie. Sehen Sie es sich an …«
    Der Professor schob der jungen Frau einen Stuhl an den schon für die Prüfungen vorbereiteten kleinen Tisch und schlug die Zeitung vor ihr auf.
    Kitty

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