Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
brannte auf seine Kriegsberichte und vor allem auf seine junge Frau. Hier jedoch begannen die Schwierigkeiten. Doortjes Auftritte auf den Straßen Dunedins sorgten für einen kleinen Skandal. Kevin war entsetzt, als er sie vom ersten Einkauf in der neuen Stadt zurückkommen sah. Laura Folks, Christians Gattin, die sie freundlicherweise begleitet hatte, wirkte peinlich berührt.
    »Ich habe gleich vorgeschlagen, mit ihr Kleider kaufen zu gehen, aber sie wollte nicht«, meinte sie entschuldigend zu Kevin und blickte fassungslos auf Doortje, die in ihrem adretten blauen Kleid, der weißen Schürze und der gestärkten Haube wirkte wie aus einer anderen Welt. Sie hatte sich diese Ausstattung noch in Pretoria gekauft, und Kevin hatte nichts dazu gesagt. Auf dem Schiff hatte es zwar kaum Buren aus Transvaal gegeben, aber durchaus Kap-Buren, denen diese Tracht vertraut war. Dazu war es ja ein Umstandskleid gewesen, und Kevin war davon ausgegangen, seine Frau in Dunedin zeitgemäß neu einkleiden zu können. Nun war allerdings alles schneller gegangen als geplant, Doortje hatte sich das Kleid rasch enger genäht und war nun darin unterwegs. Sie kombinierte es mit einem schwarzen Umhang, was den seltsamen Eindruck abgemindert hätte, aber unauffälliges Auftreten war schon deshalb unmöglich, weil ihr Nandé in ähnlicher Trachtfolgte, den kleinen Abe im Arm. Bei ihr wäre die Aufmachung zwar als Dienstbotenuniform durchgegangen, aber ihre tiefschwarze Hautfarbe zog die Blicke auf sie und ihre Herrin. Laura Folks, die ein sehr modisches Kostüm trug, genierte sich in der Begleitung der beiden zu Tode.
    Kevin sah ein, dass etwas geschehen musste. »Doortje, so kannst du hier nicht rumlaufen!«, erklärte er kategorisch. »Man trägt in Dunedin keine Schürzen und Häubchen, es sei denn, man arbeitet als Hausmädchen. Eine verheiratete Frau der besseren Gesellschaft trägt Hut und ein Kleid oder Kostüm wie … na ja, wie Mrs. Folks.« Er wies auf Lauras Robe in dezentem Dunkelblau.
    Doortje schaute indigniert auf die Schleppe ihres Rocks, die aufwendige Knopfleiste ihrer langen Kostümjacke und vor allem ihre eng geschnürte Taille.
    »Darin kann man doch nicht arbeiten!«, wandte sie ein. »Und … und der Hut …«
    Laura trug eine mondäne Kreation mit Gesichtsschleier aus Gaze und turbanartigem Schnitt.
    »Du musst ja auch nicht arbeiten«, meinte Kevin. »Du musst nur hübsch aussehen. Also bitte, Doortje …«
    »Eitelkeit ist eine Sünde«, verkündete Doortje. »Mein Kleid ist noch sehr gut, es gibt keinen Grund, es auszutauschen …«
    Laura blickte sie verblüfft an. »Sie … haben nur das eine, meine Liebe?«, fragte sie ungläubig.
    Kevin seufzte. Zwischen diesen beiden Frauen lagen Welten, es war hoffnungslos, da vermitteln zu wollen. Dabei hätte Laura sicher gewusst, wo sich Doortje zu einem erschwinglichen Preis ordentlich und modisch hätte einkleiden können. So aber half ihm nichts, er würde Doortje dem einzigen Modehaus der Stadt überantworten müssen, bei dem geistliche Beratung mit etwas Glück inbegriffen war: Lady’s Goldmine.
    »Doortje, wir machen heute Abend einen Besuch«, beendeteer die fruchtlose Unterhaltung. »Bei den Burtons, das sind alte Freunde unserer Familie. Kathleen Burton führt ein Mo… ein Kleidergeschäft. Und ihr Mann ist Reverend.«
    Kathleen Burton war obendrein die Mutter Colin Coltranes, aber das war in Dunedin seit Jahren nicht zur Sprache gekommen. Kevin fühlte sich also verhältnismäßig sicher, als er seine Frau und ihren exotischen Anhang in das Pfarrhaus in Caversham brachte. Genauso lange, bis Kathleen, die Doortje herzlich aufnahm, einen Blick ins Gesicht des kleinen Abe warf. Sie wurde blass, fasste sich dann aber schnell und runzelte die Stirn.
    »Es kann nicht sein, Kevin, dass er Colin wie aus dem Gesicht geschnitten ist … Mein Gott, genauso sah er als Baby aus …«
    Kevin erschrak und sah sich nach Doortje um, aber die sprach zum Glück gerade mit dem Reverend. Sie stand der anglikanischen Geistlichkeit natürlich mehr als kritisch gegenüber, aber Peter Burton gelang es mit seiner freundlichen, entgegenkommenden Art schnell, sie zumindest in ein einfaches Gespräch zu verwickeln.
    »Das kann leider sein«, wisperte Kevin jetzt Kathleen zu. »Aber lass es um Himmels willen nicht Doortje hören. Ich komme morgen vorbei, dann können wir darüber reden.«
    Kathleen sprach das Thema weisungsgemäß nicht mehr an, aber sie war doch steif und warf

Weitere Kostenlose Bücher