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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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KAPITEL 2
    In gleichmäßig flottem Tempo umrundete die Stute Rose’s Trotting Diamond die Rennbahn in Addington bei Christchurch. Rosie Paisley saß im Sulky, hielt leichten Zügelkontakt und fühlte sich glücklich wie immer, wenn sie einen Traber um die Bahn lenkte. Sie hatte dieses Gefühl vermisst in all den Jahren, in denen sie für Chloé und Heather Coltrane arbeitete – und so sehr sie Chloé, ihre Retterin und ihr Idol aus Kindertagen, liebte: Mit dem wunderbaren Gefühl, über die Rennbahn zu fliegen, ließ sich der Job als Hausmädchen einfach nicht vergleichen! Rosie mochte auch ihre neue Arbeit als Pferdepflegerin im Rennstall von Lord Barrington. Wenn die Pferde morgens wieherten, wenn sie hereinkam, und ihr Futter verlangten, ging ihr das Herz auf. Sie liebte jedes einzelne der ihr anvertrauten Tiere.
    An diesem Tag hatte sie sich jedoch für den Nachmittag freigenommen und war stolz darauf, dass sie sich dazu überwunden hatte, den Stallmeister anzusprechen und um ein paar freie Stunden zu bitten. Rosie hatte als kleines Kind jahrelang geschwiegen, nachdem sie furchtbare Szenen zwischen ihrer Schwester Violet und deren Ehemann Eric Fence hatte mitansehen müssen, und auch heute noch sprach sie lieber mit den Pferden, als das Wort an einen Menschen zu richten. Zudem war Lord Barringtons Stallmeister ganz schön streng … Aber Rosies Anfrage hatte er wohlwollend aufgenommen. Schließlich hatte sie in den letzten Monaten nie um irgendetwas gebeten. Sie hatte nie gefehlt und war nie zu spät gekommen. Rosie wusste, dass sie zuverlässig war, aber als einziges Mädchen im Stall musste sie auch mehr leisten, um anerkannt zu werden.
    Zum Glück fiel ihr das nicht schwer. Rosie konnte auch schwere Stallarbeit mühelos leisten, sie war kräftig gebaut, nicht so grazil wie ihre Schwester Violet und ihre Nichte Roberta. Allerdings war sie auch nicht so schön. Mit ihrem dunkelblonden Haar, ihrem herzförmigen Gesicht und den großen hellblauen Augen war sie bestenfalls hübsch zu nennen. Den meisten Männern fiel sie gar nicht erst auf. Rosie war das allerdings recht. Sie hatte Violets grauenhafte Ehe von Anfang bis Ende mitbekommen. Das Letzte, wonach sie sich sehnte, war ein Mann.
    Rosie sah auf die große Uhr über dem Totalisator. Ein bisschen Zeit hatte sie noch, aber dann musste sie Diamond in den Stall bringen und zum Zug gehen, um ihre Nichte Roberta abzuholen. Oder sollte sie Diamond rasch umspannen und Robbie mit einer Fahrt hinter einem leibhaftigen Rennpferd überraschen? Rosie selbst hätte der Gedanke gefallen, aber in Bezug auf Roberta verwarf sie ihn rasch. Robbie hatte immer eher Angst vor Pferden gehabt. Dabei hatten die Tiere ihr nie etwas getan. Eric Fence war gefährlich gewesen – und natürlich auch Colin Coltrane. Aber nicht die Pferde, Pferde waren gut.
    Rosie ließ Diamond an der langen Seite der Rennbahn beschleunigen. Am Wochenende würde sie ihr erstes Rennen laufen, und Rosie konnte es kaum erwarten. Nur schade, dass sie ihr Pferd bislang nie im direkten Vergleich zu anderen Trabern gesehen hatte. Und es war auch etwas riskant, Diamond in einem Rennen zu starten, ohne sie jemals im Training neben anderen Pferden vor dem Sulky laufen zu lassen. Aber Rosie konnte es nicht ändern. Sie ging den Trainern der Trabrennställe aus dem Weg. Sowohl dem alten Brown, der ihr durch seine polterige Art Angst machte, als auch Joe Fence, ihremNeffen. Nach wie vor ließ Joes Anblick sie geradezu in Panik ausbrechen. Er sah seinem Vater derart ähnlich, dass sie Eric Fence auferstanden wähnte. Allerdings war er ganz klar der bessere Rennfahrer. Niemals würde Joe eine solche Unachtsamkeit widerfahren wie damals seinem Vater.
    Rosie atmete tief durch und schnalzte Diamond zu. Sie fühlte sich nicht schuldig an Eric Fence’ tödlichem Unfall. Sicher, er hatte ihr damals befohlen, das Pferd für ihn anzuspannen, und Rosie hatte es nicht korrekt gemacht. Aber ein guter Fahrer kontrollierte vor dem Start den Sitz des Geschirrs, wie ein guter Reiter den Sattelgurt kontrollierte. Eric Fence hatte darauf verzichtet, er war ja noch halb betrunken gewesen von der Nacht zuvor. Also war es sein eigener Fehler!
    Dennoch scheute Rosie sich nach wie vor, ihrem Neffen Joe vor die Augen zu treten. Damals hatte sie es nicht gemerkt, aber Joe war Zeuge ihres Tuns gewesen und hatte sie später des Mordes beschuldigt. Natürlich hatte ihm niemand geglaubt. Aber wenn er Rosie ansah, erkannte sie heute

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