Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
andererseits nahm Roberta es ihr bestimmt nicht übel. Wahrscheinlich wollte sie ohnehin nicht in erster Linie Rosie besuchen, sondern den neuen Tierarzt. Dr. Taylor hatte erzählt, dass er Roberta aus Südafrika kannte. Und dabei hatten seine Augen geleuchtet – noch mehr als bei der Untersuchung von Diamond, die er besonders mochte. Aber eigentlich mochte Dr. Taylor ja alle Pferde. Weshalb wiederum Rosie Dr. Taylor mochte. Der frühere Rennbahntierarzt war polterig gewesen, und sie hatte Angst vor ihm gehabt. Aber Dr. Taylor war jung und nett und liebte Pferde. Und Roberta, das war selbst für Rosie leicht zu erkennen. Ihm war es also sicher recht, wenn sie ihm ihre Nichte eine Zeitlang allein überließ.
    Aber wenn es Roberta nun nicht recht war? Rosies Gewissen meldete sich. Was war, wenn sich Roberta vor Vincent Taylor fürchtete? Rosie hielt es immer für möglich bis wahrscheinlich, dass Frauen sich vor Männern ängstigten, und sie hätte Roberta in diesem Fall gern beigestanden. Über all diese Überlegungen hätte sie fast überhört, dass Mr. Tibbs das Wort an sie richtete. Er beobachtete den Hengst, der jetzt in ruhigem Arbeitstrab über die Bahn zog.
    »Ein schönes Pferd, gute Bewegungen. Fragt sich natürlich, wie schnell es ist. Kennen Sie es?«
    Rosie fuhr zusammen. »Was?«, fragte sie irritiert. »Wen? Ach so, den … den Hengst …«
    Sie errötete erneut. Natürlich nahm der Mann an, dass sie die meisten Traber rund um diese Rennbahn kannte. In Invercargill hatte sie alle gekannt. Aber hier kam sie selten dazu, sich die Trainingseinheiten anzusehen. Schließlich arbeitete sie in Lord Barringtons Stall, und die Galopper wurden früh am Morgen trainiert. Während die Traber anschließend auf der Bahn waren, musste Rosie die Rennpferde abwaschen, trocken führen und füttern.
    Mr. Tibbs wartete. Rosie nahm sich zusammen. Sie dachte nach. Spirit’s Dream …
    »Ich … nein, ich … das Pferd kenn ich nicht, aber ich glaub, ich glaub, ich kannte seinen Vater. Ist es von … Spirit? Einem schwarzen Vollblüter? Groß? Ehemaliger Galopper?«
    Mr. Tibbs zog ein Papier aus der Tasche und studierte es langsam. »Tatsächlich, Miss Rosie!« Er strahlte. »Eine echte Pferdekennerin sind Sie! Und was halten Sie von dem Hengst? Also, jetzt ehrlich. Oder sind Sie … sind Sie bei Mr. Fence angestellt oder so?«
    Rosie schüttelte heftig den Kopf. »Nein! Nein, nie … nie …« Allein bei dem Gedanken wich die Farbe aus ihrem Gesicht. »Ich …«
    Tibbs strahlte. Rosie dachte dabei an die Porträts der Hütehunde, die Heather früher angefertigt hatte, bevor sie sich als ernsthafte Künstlerin einen Namen gemacht hatte. Manche Collies hatten darauf »gelächelt«, mit hochgezogenen Lefzen und gefühlvollen, freundlichen Augen. Genauso lächelte Tibbs. Rosie merkte verwirrt, dass sie sich in der Gegenwart dieses Mannes wohl fühlte.
    »Dann können Sie ja offen sprechen«, ermutigte er sie.
    Rosie kaute auf ihrer Oberlippe herum, eine Geste, die sie kindlich wirken ließ. Auf Tibbs’ Gesicht erschien wieder dieser seltsam fragende Ausdruck.
    »Spirit war gut«, sagte Rosie. »Er war ihr Großvater …« Sie zeigte auf Trotting Diamond.
    Tibbs lächelte jetzt wieder breit. »Na so was! Eine Familienzusammenführung! Dazu fällt mir ein …« Er schien unsicher zu werden.
    Aber jetzt trabte Spirit’s Dream auch schon wieder heran.
    »Ich würd den Overcheck abmachen«, brach es aus Rosie heraus, hastig, bevor Fence sie erreichte. »Den … den Aufsatzzügel …«
    Tibbs nickte ernst. »Ich weiß, was das ist. Hatte ich Fence schon drauf angesprochen. Das muss doch das Pferd langsamer machen.«
    Rosie schüttelte den Kopf. »Nicht … nicht unbedingt. Nicht, wenn’s gut trainiert ist. Aber … aber … Es tut weh«, sagte sie leise und kam sich dumm vor.
    Den meisten Leuten war es völlig egal, ob sie einem Pferd wehtaten, solange es nur gut aussah oder Rennen gewann – Aufsatzzügel verwendete man nicht nur im Trabrennsport, sondern oft auch bei den Prunkgespannen reicher Leute.
    Tibbs lächelte. »Das wollen wir natürlich nicht«, sagte er freundlich nachsichtig. »Und außerdem würde es mich interessieren, ob der Hengst im Trab bleibt, wenn Ihr hübsches Stütchen ihn überholen sollte. Also: Ich befreie ihn jetzt mal vom Overcheck, und Sie liefern uns ein gutes Rennen, ja?«
    Der Mann trat gelassen auf die Rennbahn und veranlasste Fence, anzuhalten. Nach kurzer Diskussion löste

Weitere Kostenlose Bücher