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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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noch den alten Hass in seinen wässrigen Augen.
    Noch eine Runde? So langsam musste sie abspannen, aber gerade eben führte Joe Fence einen prächtigen Rapphengst vor dem Sulky in Richtung Rennbahn. Dem untersetzten Trainer folgte ein großer, kräftiger Mann mit rotblonden Haaren. Rosie hatte ihn noch nie gesehen, hatte aber auch nur einen kurzen Blick auf ihn werfen können, Diamond war zu rasch an den beiden vorbei. Rosie hoffte wider besseres Wissen, dass sie wieder gehen würden. Oder dass Joe wenigstens auf der Bahn war, bis sie die Runde hinter sich hatte. Bevor er auch einmal herum war, würde sie Diamond vom Rennbahngelände lenken. Die Stute war straßensicher, Rosie konnte zu Barringtons Stall durchtraben.
    Ihre Hoffnung erfüllte sich allerdings nicht. Als sie Diamond zum Schritt durchparierte und vor dem mit einerSchranke versperrten Ausgang verhielt, redete er immer noch auf den rotblonden Mann ein. Rosie liefen allein beim Klang seiner Stimme kalte Schauer über den Rücken. Auch sie ein Nachhall der Stimme seines Vaters – und des Tonfalls von Colin Coltrane.
    »Natürlich wird er gewinnen, Mr. Tibbs!«, versicherte er dem Mann. »Muss er ja, wenn er Reklame laufen soll für Ihr Fuhrgeschäft, nicht?« Schepperndes Lachen. »Eine wirklich sehr gute Idee das, übrigens. Ich sage den Leuten ja immer: Ein Gentleman engagiert sich im Rennsport. Aber wenn’s, wie in Ihrem Fall, auch noch dem Geschäft dient …«
    Rosie schüttelte sich, als er jetzt Aufsatzzügel am Gebiss des Hengstes befestigte. Die Hilfszügel sollten das Pferd trabsicherer machen, aber sie behinderten es auch, und Rosie vertrat hier die gleiche Meinung wie Chloé: Ein guter Traber sollte keine Hilfestellung brauchen, und ein guter Trainer griff nicht zu Maßnahmen, die dem Pferd Schmerzen und Angst zufügten.
    Mr. Tibbs, offensichtlich ein Kaufinteressent für den Hengst, schien Joes Handeln allerdings nicht aufzufallen. Er hatte Rosie eben erspäht und beeilte sich, ihr die Schranke zu öffnen.
    »Lass mal, Junge, brauchst nicht abzusteigen …«
    Er lachte, als sie daraufhin dankbar ihre Mütze lüftete und ihr halblanges Haar enthüllte.
    »Potzblitz, du bist … Sie sind … ja ein Mädchen! Verzeihung, Miss, ist mir so rausgerutscht.«
    Auch der Mann zog seine Schiebermütze, galant wie ein Gentleman den Zylinder. Auf Rosies Gesicht stahl sich ein scheues Lächeln. Aber bevor sie Diamond antreten lassen konnte, sprach Fence sie an.
    »Da schau her, die kleine Rosie … Schon fertig? Und ich dachte, ich könnte meinem Kunden hier mal zeigen, wie sein künftiges Pferd an deinem Pony vorbeitrabt.« Er grinste.
    Rosies Herz klopfte heftig, aber sie reagierte nicht auf die Schmähung. Trotting Diamond war nicht sehr groß, aber das traf auf viele Traber zu und hatte mit der Geschwindigkeit, die sie auf der Rennbahn entwickelten, wenig zu tun. Joe wollte nur provozieren. Und im Gesicht des Fremden – ein rundes Gesicht mit wulstigen Lippen und breiten Augenbrauen, das entfernt an eine Bulldogge erinnerte – zeigte sich ein seltsamer Ausdruck. Wachsamkeit? Interesse? Böse oder gierig nach Erfolg wirkte der Mann allerdings nicht, im Gegenteil, er sah freundlich aus.
    »Würden Sie uns die Ehre machen, Mylady?«, fragte er Rosie mit einer leichten Verbeugung. »Mr. Fence hier möchte mir gern ein Pferd verkaufen, und es wäre schon schön, es einmal im Vergleich zu einem anderen zu sehen. Ich meine … vielleicht sind Traber ja allgemein gut geschult, aber von meinen Kaltblütern und Cobs kenn ich das schon, dass sie ganz ruhig sind, wenn sie die Straße für sich allein haben. Aber sobald ein anderes Pferd auftrabt …«
    »Das … das gibt’s bei Trabern auch«, bestätigte Rosie mit heiserer Stimme.
    Allerdings kaum bei denen von Joe Fence. Joe Fence war mit allen Wassern gewaschen, er ließ den Pferden keine Zicken durchgehen.
    Mr. Tibbs lächelte. »Dann sind wir uns ja einig, Miss … Rosie?« Seine Stimme wurde weich. »Mein Lieblingsname übrigens. Helfen Sie mir, mein Pferd zu erproben?«
    Rosie lief glühend rot an, als sie Diamond in Startposition lenkte. Joe Fence erstieg inzwischen den Sulky hinter dem Rapphengst und grinste. »Ich geb Ihnen was zu sehen, Mr. Tibbs«, versprach er. »Aber ich muss Spirit’s Dream noch warm machen. Macht’s dir was aus, Rosie?«
    Rosie schaffte es nicht, sich eine Antwort abzuringen. Eigentlich machte es ihr etwas aus, sie würde zu spät zum Bahnhof kommen. Aber

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