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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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finanziell sicher, aber gesellschaftlich total ins Abseits? Soll das Kind als Ausgestoßener aufwachsen?«
    Michael schoss das Blut ins Gesicht. Damals, als man ihn aus Irland deportierte, hatte er Kathleen in der gleichen Situation verlassen. Es war ihm gelungen, ihr seine Ersparnisse zuzustecken, aber gerettet hatte sie das nicht. Letztlich hatte sie das Geld als Mitgift in eine Ehe eingebracht: Kathleen finanzierte Ian Coltrane die Auswanderung nach Neuseeland, dafür gab er Sean seinen Namen. Und ließ Kathleen jahrelang spüren, dass er sie für eine Hure hielt.
    »Sie könnte in eine andere Stadt ziehen«, meinte Kevin.
    Lizzie nickte. »Und damit verlören wir sie und ihr Kind aus den Augen. Das könnte dir so passen, Kevin! Du kaufst dich frei, und der arme Wurm muss sehen, wo er bleibt. Weiß der Himmel, was diese Juliet mit ihm macht …«
    Michael goss ihr neuen Wein ein. »Na, na, Lizzie«, meinte er dann begütigend. »Die Frau ist doch kein Unmensch. Sie mag sich das Kind ja nicht wirklich wünschen, aber wenn sie es erst hat …«
    Lizzie sog scharf die Luft ein. Vor ihrem inneren Auge stand ein Verschlag in London, ein dreckiges Loch, das sie mit einer anderen Prostituierten teilte. Hannah, Mutter zweier Kinder.
    »Ach ja? Das funktioniert, ja? Dann schafft sie es schon, ja? Was ihr euch schönredet …«
    Lizzie hatte so lange nicht an Toby und Laura gedacht, aber jetzt meinte sie fast, ihre kleinen Körper wieder neben sich zu spüren, wenn sie nachts ängstlich und halb erfroren in ihre enge Koje krochen. Während Hannah in ihrem eigenen Bett mit ihrem Galan kicherte. Wie hatte der Kerl noch geheißen? Laurence oder Lucius? Oder war es erst Laurence und dann Lucius gewesen? Hannah hatte immer von Liebe gesprochen. Nur nie, wenn es um Toby und Laura ging.
    Wir haben Hunger, Lizzie   … holst du was zu essen? Lizzie hörte wieder die Stimmen der Kinder, ihr Weinen. Was mochte aus ihnen geworden sein, nachdem man Lizzie nach Australien geschickt hatte? Weil sie Brot gestohlen hatte, um die Kinder zu füttern. Und Hannah hatte sie nicht mal verteidigt. Im Gegenteil, sie hatte dem Richter ein trautes Familienleben mit Lucius und den Kindern vorgespielt.
    »Aber eine Art Mutterinstinkt ist doch nicht zu leugnen«, dozierte Kevin mit seiner Arztstimme.
    »Ja, bei Katzen«, höhnte Lizzie, »bei Pferden, Seehunden … Aber deine Juliet, die wird sich einen Dreck um dein Kind kümmern. Sie nimmt vielleicht dein Geld, aber was sie dann damit macht … Es kommt nicht infrage, Kevin, du musst sie heiraten.«
    »Und wenn wir ihr Geld dafür geben, dass sie uns das Kind lässt?«, fragte Michael unwillig.
    Er hatte keine rechte Lust auf ein weiteres Kind. Weder er noch Lizzie waren jung genug, um sich erneut auf das Abenteuer Erziehung einzulassen.
    Lizzie zuckte die Achseln. »Das wird sie nicht machen, Michael. Dann könnte sie es ja auch gleich abtreiben.«
    Kevin atmete tief ein. Abtreibung hatte man ihm während des Studiums als größtes Verbrechen geschildert.
    »Nun guck mal nicht so, Kevin, sie weiß, dass es so etwas gibt, halte sie bloß nicht für naiv! Wenn du sie verlässt, wird sie’s wahrscheinlich tun. Also ein weiterer Grund, sie zu heiraten. Wenn es für dich denn wirklich so eine große Sünde darstellt.«
    Kevin presste seine Hände an die Schläfen. »Aber ich will nicht! Wenn ich sie heirate … ich wollte doch überhaupt noch nicht heiraten. Und nun eine Frau wie sie … Das war nie geplant, das war doch nur ein Spiel. Aber jetzt … wenn ich Juliet heirate – dann, dann ist mein Leben verpfuscht.«
    Lizzie und Michael konnten das nicht wirklich leugnen, auch wenn besonders Michael die Sache lockerer sah. Gut, Kevin würde sich mit einer nicht perfekt passenden Frau an seiner Seite abfinden müssen, aber immerhin war Juliet bildschön und schien ja auch noch andere Qualitäten zu haben … Und Kevins gesellschaftliche Stellung wäre nicht gefährdet. Natürlich würde man ein bisschen tuscheln, und der eine oder die andere würde auch erraten, was den attraktiven jungen Arzt nun wirklich in die Ehe mit einer Halbweltdame trieb. Aber in der Dunediner Gesellschaft hatte so mancher eine schlimmere Vergangenheit als Juliet LaBree. Niemand würde zu indiskrete Fragen stellen.
    »Du musst nur aufpassen, dass du sie kontrollierst«, riet Michael seinem Sohn. »Die Frau ist sonst imstande, dich zu ruinieren. Allein, was sie jetzt schon eingeheimst hat – leugne es nicht, Kevin,

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