Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
an dem unsere Kleider unwiderstehlich wirken!«, lächelte sie. »Kommen Sie, Doortje, helfen Sie uns beim Sortieren. Ach, und den kleinen Abe haben Sie auch mitgebracht!«
Kathleen wandte sich mit leuchtenden Augen dem gerade aufwachenden Kind zu. »Darf ich ihn mal halten?«
Doortje nickte unsicher. Sie war es gewöhnt, dass alle Frauen Abe niedlich fanden, aber Kathleen Burton schien einen besonderen Narren an dem Kleinen gefressen zu haben. Und Abe schien sie ebenso zu mögen. Er war jetzt wach und begann vergnügt, summende kleine Laute von sich zu geben, als Kathleen ihn wiegte.
»Er steht Ihnen!«, lachte eine der Gemeindefrauen. »Wissen Sie was? Er sieht Ihnen beinahe ähnlich!«
Doortje registrierte verblüfft, dass Kathleen erschrak. Sie hätte das Kind fast fallen lassen.
»Ach was, natürlich nicht, wie … wie könnte er auch …« Sie legte Abe hastig zurück in den Wagen. »Was … äh …möchten Sie machen, Doortje? Lieber bügeln oder ausbessern?« Sie zeigte auf zwei lange Tische, an denen die Frauen arbeiteten. »Violet, du musst nähen! Mrs. Coltrane kann das fast so gut wie ich, Ladys, sie hat als Mädchen in unserem Laden gearbeitet. Aber flott jetzt, Violet, wir haben durchaus gemerkt, dass du zu spät dran bist. Und sag jetzt nichts von irgendwelchen Petitionen für die Tailoresses’ Union. Nimm dir Nadel und Faden und fühl dich ein in deine Schäfchen!«
Die anderen Frauen lachten – aber Violet schien es nicht übel zu nehmen, dass man sich offensichtlich auf ihre Kosten amüsierte. Sie lachte mit, griff nach einem Kinderkleidchen und machte sich an die Arbeit. Doortje fand sich gleich darauf neben ihr wieder und besserte eine Bluse aus. Die Arbeit gingihr leicht von der Hand – endlich einmal etwas, das sie genauso gut konnte wie die anderen Frauen in Dunedin! Die Frauen bezogen sie auch gleich in ihre Gespräche ein, redeten von ihren Kindern und Enkeln und von ihren persönlichen Erfahrungen mit Altkleidersammlungen. Viele von ihnen waren im Zuge des Goldrausches mit ihren Männern nach Neuseeland gekommen und hatten die Armenspeisungen des Reverends als Betroffene kennengelernt. Doortjes Herkunftsland schien sie kaum zu interessieren, sie war hier eine Einwanderin wie jede andere.
Lediglich eine der Frauen äußerte nebenbei, dass es in Doortjes Land ja auch Gold gäbe. »Hat mein Herbert sofort vermerkt, damals, als es gefunden wurde. Herrgott, wenn der zwanzig Jahre jünger gewesen wäre, hätt ich ihn wahrscheinlich kaum halten können …«
Die anderen Frauen lachten und begannen, von den Verrücktheiten ihrer eigenen Männer zu erzählen.
»Ging das bei Ihnen auch so drunter und drüber wie hier?«, fragte eine der alteingesessenen Dunediner Bürgerinnen Doortje. »Ich sag Ihnen, wir wachten morgens auf, und die Hügel waren weiß von Zelten! Halb England und Irland war hier in der Hoffnung, schnelles Geld machen zu können …«
Doortje schaute unwillig von ihrer Arbeit auf. »Unsere Leute arbeiten nicht in den Minen«, sagte sie steif. »Reichtum ohne vorherige Arbeit gilt uns als unmoralisch.«
Sie war verletzt, als die Frauen wieder lachten.
»Herzchen, Sie waren ganz sicher noch nicht auf einem Goldfeld!«, erklärte die Gattin des fanatischen Goldgräbers Herbert. »Glauben Sie mir, Reichtum ohne Arbeit gibt’s da nicht! Herr im Himmel, was haben wir geschuftet! Von morgens bis abends, wie die Tiere. Und machmal kam nicht mal genug für ein Nachtessen zusammen. Natürlich gab’s ein paar Glückspilze. Aber denen zerrann das Gold dann auch oft zwischen den Fingern. Nein, nein, Herzchen, da ist mir die Tischlerei zehnmal lieber, die wir jetzt haben. Dank des Reverends übrigens.« Sie schenkte Peter Burton einen anbetenden Blick. »Der hat meinem Herbert da Arbeit besorgt, als wir aus Lawrence zurückkamen, damals, als es noch Tuapeka hieß. Und später hat er den Betrieb übernommen. Wie sagt man noch: Handwerk hat goldenen Boden.«
Doortje schwirrte der Kopf, als die Frauen sich nach zwei Stunden trennten. Sie hatten eine Menge Kleider für den Basar ausgesucht und vorbereitet, ein paar Jüngere drapierten die besten Stücke begeistert auf den Kleiderpuppen und Ständern, die Kathleen aus Lady’s Goldmine mitgebracht hatte.
»Ich glaube, ich kaufe eins!«, meinte die junge Frau, die auch die Idee mit der Modenschau gehabt hatte. »Ein Modell von Kathleen Burton – das kann sich unsereins doch sonst nie leisten!«
Kathleen lächelte. »Geht
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