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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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höchstens in Bezug auf Diamanten.
    Doortje errötete zutiefst, verzichtete aber darauf, sich zu empören. Sie lernte langsam, am Klang einer Stimme zu hören, ob jemand scherzte oder nicht – auch etwas, das sie befremdlich fand. Ironie, Wortspiele und Anspielungen auf Literatur waren der burischen Gesellschaft fremd, man war geradeheraus und nannte die Dinge beim Namen.
    »Dann geh ich mal«, verabschiedete sie sich, und Claire winkte ihr fröhlich nach.
    Ja, es stimmte, sie hatte Doortje nicht beleidigen wollen.Doortje seufzte, als sie das sperrige Gefährt, das man Kinderwagen nannte, zurück auf die Straße spedierte. Auch das kannte sie nicht aus Afrika. Da trug man die Kinder einfach in einem Korb herum oder wie die Schwarzen in einem Tuch.
    Heute sollte sie allerdings noch froh darüber sein, dass sie Abe nicht schleppen musste. Sie war bislang erst einmal in Caversham gewesen und meinte zwar, sich an den Weg zu erinnern, aber nicht daran, wie lang er gewesen war. Kevin hatte Silver vor seine Chaise gespannt, und die zwei Meilen flogen nur so an ihnen vorbei. Doortje wurden sie jetzt dagegen lang, ihr feines Schuhwerk, das die festen Lederschuhe, die sie in Transvaal getragen hatte, ersetzte, war für meilenlange Märsche nicht gemacht. Immerhin schlief Abe süß in seinem Kinderwagen, und die frische Luft vertrieb auch Doortjes letztes Unwohlsein. Sie war wieder ganz sie selbst, als sie den Türklopfer am Cottage des Reverends betätigte. Allerdings öffnete niemand. Unschlüssig, ob sie wieder gehen sollte, wandte sie sich zur Gartenpforte – und erkannte Violet Coltrane, Seans Frau, die sich mit einer großen Tasche näherte.
    »Miss Doortje, wie nett! Kommen Sie auch mal zum Frauenkreis? Bestimmt können Sie nähen!« Violet hielt inne, als Doortje nicht gleich antwortete. »Oder nein, Sie sind ja nicht … wie dumm ich bin, entschuldigen Sie! Wahrscheinlich wollten Sie einfach nur Kathleen besuchen. Aber die kann jetzt nicht, sie ist mit den anderen Damen im Gemeindesaal. Und ich nehme Sie jetzt einfach dahin mit, auch wenn Sie keine Anglikanerin sind. Vielleicht haben Sie ja doch Lust, mitzumachen. Den Armen helfen ist immer gut, und wir sind doch alle Christen!« Violet plauderte freundlich und unbedarft weiter, während sie Doortje um das Cottage herum zur Kirche führte. Der Gemeindesaal, ein nicht allzu großer Raum, in dem Peter Bibelkreise leitete und Sonntagsschule hielt, befand sich neben dem Gotteshaus. »Ich habe ein paar wirklich netteSachen herausgesucht«, erklärte Violet und wies auf ihre Tasche. »Man macht den Menschen eine solche Freude – Gott, was war ich glücklich, als ich damals als Mädchen ein Kleid von Heather geschenkt bekam! Aber Sie sollten das auch kennen, waren Sie nicht in einem dieser schrecklichen Camps in Südafrika? Ein Verbrechen, das sich die Briten da geleistet haben …«
    Doortje hörte verblüfft zu. Sie hätte nie gedacht, dass eine reiche Anwaltsfrau wie Violet Coltrane je auf geschenkte Kleider angewiesen gewesen war – und das sogar zugab! In ihrem Land hatte man sich selbst in den Lagern dafür geschämt, die Spenden anzunehmen. Und dann kritisierte sie auch noch unbefangen die britische Politik und stellte sich auf die Seite der Buren! Doortje hätte sich mehr Zeit gewünscht, darüber nachzudenken. Aber jetzt öffnete Violet die Tür zum Gemeindesaal, in dem etwa fünfzehn Frauen lachend und schwatzend Kleider sortierten, die auf großen Tischen ausgebreitet waren. Kathleen und der Reverend waren mitten unter ihnen. Violet half Doortje, den Kinderwagen hineinzuschieben.
    »Wir könnten sogar eine Modenschau veranstalten, wie Sie in Lady’s Goldmine!«, schlug eine junge Frau vor und hielt ein noch sehr gut erhaltenes Kleid hoch. »Das wäre ein Spaß! Ist es wahr, Mrs. Burton, dass Sie dieses Jahr eine leibhaftige Negerin Ihre Kleider zeigen lassen?«
    Doortje erstarrte, während Kathleen lachend antwortete. »Wir haben Miss Nandé, das Dienstmädchen der Drurys, darum gebeten. Aber sie ziert sich noch. Dabei ist sie so schön – und sie braucht fast kein Korsett, um die S-Linie zur Geltung zu bringen. Da müssen wir alle noch dran arbeiten, meine Damen. Vielleicht sollten wir den Kuchenverkauf beim Basar einstellen …«
    Doortje konnte es kaum fassen, dass diese Frauen Nandé schön fanden – und sie »baten«, bevor sie ihr eine Arbeit auftrugen. Aber jetzt hatte Kathleen sie gesehen und hieß sie strahlend willkommen.
    »Noch jemand,

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