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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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unmöglich. Juliet bat schließlich darum, die Stute nach Dunedin stellen zu dürfen, wo sie angeblich eher mal ausreiten würde. Patrick nutzte die Gelegenheit, sie zumindest seinen Eltern aus den Augen zu schaffen, und fand einen teuren Pensionsstall. Tatsächlich nutzte Juliet das Pferd dann zu Stelldicheins mit Kevin. Aber das wusste natürlich niemand, und es lastete die Vollblutstute auch nicht aus.
    Das Klavier – ein ständiger Streitpunkt in der Familie – war dafür schließlich nach Otago geschafft worden. Patrick fand, Juliet könne doch das frühere Goldgräberhaus als Übungsraum nutzen. Der Weg dorthin war ihr allerdings zu weit, und ohne Publikum machte es ihr auch keinen Spaß. Haikinas harmlose Anregung, einigen ihrer Schulkinder Klavierunterricht zukommen zu lassen – den Maori-Kindern hätte der Weg nichts ausgemacht –, löste einen regelrechten Tobsuchtsanfall aus.
    Juliet, das konnte Patrick auf Dauer nicht leugnen, lebte nur für die Wochenenden in Dunedin – jedes Mal eine ziemlich weite Reise und eine zusätzliche finanzielle Belastung: wenn die Drurys in Dunedin weilten, schliefen sie im Hotel.
    »Sie wird bestimmt gleich kommen«, erklärte Patrick jetzt zum wiederholten Mal.
    Michael bestellte erst mal Wein. Das würde zumindest Lizzie entspannen – er hoffte, nicht zu sehr. Lizzie bot derweil Nandé einen Platz am Familientisch an. Die schwarze junge Frau kam eben herein, um Milch für May aus der Hotelküche zu holen. Sowohl Lizzies als auch Patricks Augen leuchteten auf bei ihrem Anblick.
    »Miss Juliet wird schimpfen«, wehrte Nandé besorgt ab. »Und Miss Doortje …«
    Lizzie schüttelte den Kopf und schenkte der jungen Frau auch gleich ein Glas Wein ein. »Von den beiden ist ja vorerst nichts zu sehen«, meinte sie energisch. »Komm, Nandé, setz dich und erzähl uns, was du heute Schönes mit May unternommen hast! Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Juliet sich nicht um das Kind gekümmert hat?«
    Nandé biss sich auf die Lippen, wie so oft in dem Konflikt, nichts gegen ihre Herrin sagen zu wollen, aber andererseits bei der Wahrheit zu bleiben. Nun war Juliets mangelnde mütterliche Fürsorge eigentlich ein harmloses Thema. Schlimmer war, dass Nandé von Juliets Schäferstündchen mit Kevin wusste. Zumindest nahm sie stark an, dass die zwei sich trafen, warum sonst brauchte Juliet so unendlich lange Vorbereitungszeit und Schönheitspflege, bevor sie ihren Schwager besuchte? Und warum musste hinterher immer gleich ein Bad bereitet werden? Nandé konnte nur hoffen, dass nie irgendjemand nach dieser Beziehung fragte.
    Nun beantwortete sie aber erst mal Lizzies Frage. »Oh, May hat heute ganz viele Schiffe gesehen! Mr. Patrick ist mit uns zum Hafen gefahren. Und Mr. Patrick hat uns Fish and Chips gekauft! In Papiertüten. Wir durften mit Fingern essen. Wie zu Hause bei … bei meinem Stamm.«
    Nandé lächelte so strahlend, als habe Patrick sie mindestens zu einem Viersternemenü in ein Luxushotel eingeladen. Patrick erwiderte das Lächeln stolz. Es war sicher auch sein Verdienst, dass Nandés Englisch inzwischen fast perfekt war. Sie hatte sämtliche im Hause der Drurys verfügbaren Jugendbücher und Romane verschlungen, dann die Bibel und neuerdings sogar Bücher über Weinbau gelesen. Nandé schien das ähnlich faszinierend zu finden wie Lizzie und half gern im Weinberg, wenn Juliet ihr Zeit dazu ließ. Jetzt probierte sie unter Lizzies und Patricks wohlwollenden Blicken ernsthaft und hochinteressiert den leichten Weißwein, den Michael als Aperitifbestellt hatte. Michael bevorzugte immer noch Whiskey und Bier.
    »Nandé!«
    Das schwarze Mädchen fuhr zusammen, als es Juliets Stimme hörte. Die Kreolin stand am Eingang zum Speisesaal, ihr gerötetes Gesicht verriet Eile. Oder war es Erregung? Nandé sprang auf.
    »Ich muss Miss Juliet helfen, sich frisch zu machen«, erklärte sie eifrig.
    Juliet winkte derweil zu den Drurys hinüber und machte Zeichen, dass sie gleich kommen würde. Lizzie fragte sich, warum sie nicht sofort zu ihnen stieß. Ihr Nachmittagskleid wäre nicht aufgefallen, dies war schließlich kein förmliches Dinner. Und obendrein waren Juliets Nachmittagskleider gewagter als die meisten in Dunedin getragenen Abendroben.
    »Was macht sie bloß so lange?«, fragte sich Lizzie, während sie ihr zweites Glas Wein trank. »Und wo bleiben die anderen? Ob Matarikis Zug Verspätung hatte?«
    Das kam natürlich vor, die Reise aus Parihaka war lang, und

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