Die Tränen der Massai
Gott! Wir müssen sie dort wegbringen!«
Wieder war Jack aufgesprungen und ging auf und ab.
»Währenddessen sitzen wir Helden im Dorfgefängnis und … okay, wie sollen wir das machen, Kumpel?«
»Ich weiß nicht, aber wir sollten uns beeilen. Ich wette, sie wollen diesen Laster heute Abend weiterschicken. Sie werden ihn wegfahren, bevor es wieder hell wird. Und danach kümmern sie sich um Malaika.«
Bear betrachtete die Wellblechwände. »Ich denke, ich könnte die Dinger dort aus dem Eckpfosten treten.«
Jack sah sich die Wand an. »Wahrscheinlich, aber die Kerle wären sofort da, noch bevor das Loch groß genug wäre, um durchzukommen.« Er ging zu dem Stapel mit Dosen und Kisten in der Ecke. Es gab mehrere Benzinkanister und leere Flaschen in Holzkisten. Er hob einen 15-Liter-Kanister hoch und schüttelte ihn. Es war vielleicht eine Tasse Flüssigkeit darin. Laut Etikett handelte es sich um Paraffinöl. Er griff nach einem Pappkarton und zerdrückte ihn in der Ecke nahe der Tür. Nachdem er die leeren Flaschen aus einer Colakiste herausgenommen hatte, stellte er die Kiste oben auf den Karton. Dann beträufelte er alles mit Öl. In einem anderen Kanister war noch ein Tropfen Diesel, und er spritzte auch den darauf. »Das sollte ziemlich qualmen. Also, ich zünde es an, und dann brüllen wir wie verrückt. Wenn sie reinkommen, gehen wir raus.«
Bear nickte. »Verstanden.«
»Gib mir dein Feuerzeug, Kumpel.«
Das Öl und der Karton brannten sofort. Dicker blauer Rauch stieg von dem brennenden Diesel auf. Jack und Bear drückten die Gesichter an den Draht am Fenster und brüllten: »Feuer! Feuer! Hilfe! Hey, da draußen! Feuer!« Sie traten gegen die Blechwände. »Feuer!«
Ein Polizist kam hinten am Gebäude in Sicht, dann rannte er zur Vorderseite.
Sie schrien weiter: »Feuer! Hilfe! Feuer!« Rauch drang ihnen in Lunge und Augen. Jack bekam einen Hustenanfall.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, was den Rauch aus dem Raum saugte. Jack und Bear stürzten zur Tür. Jack stieß dem Polizisten die Faust in den Bauch. Bear traf ihn ebenfalls mit der Faust und dann mit dem Ellbogen am Kinn.
Mit tränenden Augen rannte Jack aus der Rauchwolke und stieß mit dem zweiten Polizisten zusammen, der den Ausgang aus dem Büro blockierte, die Waffe grimmig in beiden Händen. Jack packte die Waffe und rang den Mann zu Boden. Sie fielen übereinander. Jack versuchte verzweifelt, die Waffenhand des Mannes festzuhalten. Der Polizist schlug wild um sich, er kämpfte, als ginge es um Leben und Tod. Einen bizarren Augenblick lang, als Jack die Waffenhand des Polizisten auf den Boden drückte und sie einander ins Gesicht starrten, fragte er sich, warum der Mann nicht einfach Vernunft annahm. Immerhin wollte er nur zum Auto zurückkehren.
Bear trat die Waffe quer durch den Raum. Ein weiterer Tritt in die Rippen des Polizisten gestattete es Jack, aufzustehen. »Verschwinden wir hier«, sagte er und eilte zur Tür. Bear hob die Waffe auf, die an der Tür lag, und folgte ihm.
Die helle Sonne blendete sie. Sie brauchten einen Augenblick, um den Landcruiser hinter einer Gruppe junger Massaimänner zu entdecken, die zwischen dem kleinen Gefängnis und dem Wagen von einem alten Laster stiegen.
Jack wandte sich Bear zu. »Komm schon, Kumpel, das Auto ist da drüben!«
Es geschah zu schnell für eine Warnung. Hinter Bear hob einer der Polizisten die Waffe und schoss in der gleichen Bewegung auf Bear. Bear grunzte, fiel in den Staub und umklammerte ein blutiges Loch in seinem Hosenbein.
Der Polizist hob die Waffe und zielte auf Jack, aber bevor einer von ihnen reagieren konnte, schoss Bear auf den Polizisten. Der Mann fiel nach hinten, die Hände auf die Brust gedrückt. Er sackte mit ungläubiger Miene gegen den Türrahmen des Wellblechgebäudes.
Jack rannte zu Bear zurück, der seinen Oberschenkel mit blutigen Händen umklammerte und das kleine runde Loch im Hosenbein anstarrte. Der Polizist blieb reglos liegen. »O Scheiße!«, sagte Jack, aber dann zog er Bear hoch und drängte sich mit ihm durch die Gruppe Massai, die während des gesamten Dramas unbeteiligte Zuschauer geblieben waren.
Erst als sie schon zehn Minuten unterwegs waren und auf Isuria zurasten, fiel Jack auf, dass Onditi während des Kampfs nicht aufgetaucht war. Und bei weiterem Nachdenken konnte er sich auch nicht erinnern, den weißen Rangerover gesehen zu haben.
Kapitel 33
Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
Ostafrikabesuchern wird
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