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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Isolation durchbrachen, sobald ihre kulturellen Übereinkünfte gebrochen wurden, wurden ihre Traditionen und Bräuche zu einem Werkzeug ihrer Vernichtung. Malaika schaute ihre Urgroßmutter an und fragte sich, wie sie ihr das verständlich machen könnte. Die alte Frau war unter der Obhut des
Großen Laibon
aufgewachsen. Er hatte die Macht gehabt – einige würden sagen, die Magie –, die Welt zu gestalten. Was Kokoo anging, hatte die Welt sich seit ihrer Kindheit nicht verändert. Es gab keine Möglichkeit, ihr die Dinge auf eine Weise zu erklären, die sie verstehen würde. Nur der Westen verfügte über diese Wörter. Nur abstrakte Begriffe konnten helfen, das Entsetzen zu vermitteln.
    Also begann sie. »Wir nennen es die Abnehmkrankheit. Im Westen nennen sie es Aids.«

Kapitel 32
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Der Große Ostafrikanische Grabenbruch (Great Rift Valley) ist einer der geologischen Merkmale der Erde, die selbst vom Mond aus zu erkennen sind.
     
     
    J ack schaute erneut auf die Armbanduhr. Zwei Uhr fünfzig. Er war seit zehn Minuten wie ein gefangener Löwe auf und ab gegangen. Das lange Schweigen auf der anderen Seite der Tür machte bald klar, dass Onditi und die Polizisten kein Problem damit hatten, zu warten. Jack setzte sich wieder auf die Bank neben Bear, der sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn wischte.
    Ein paar Fliegen summten träge durch die abgestandene Luft. Jack schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel und sprang erneut auf. Er ging zur Holztür, trommelte mit der Faust dagegen und rief: »Hey! Wie wäre es mit etwas zu trinken?« Er nahm ein rotes Taschentuch aus der Tasche, wischte sich das Gesicht ab und fuhr damit unter den Halsausschnitt seines T-Shirts. »Hey!«
    Immer noch keine Antwort. Er ließ sich neben Bear unter das vergitterte Fenster sinken und trommelte mit den Fingern aufs Knie. Bear hatte die Augen geschlossen und lehnte den Kopf gegen die Wand.
    Zehn Minuten später wurde die Tür geöffnet, und ein Junge kam herein und ging zögernd bis in die Mitte des Raums. Er hatte zwei Seven-Ups mitgebracht. Als deutlich wurde, dass er nicht näher kommen würde, ging Jack auf ihn zu. Er nahm ihm die Getränke ab und reichte Bear eines davon. Sie waren warm. Jack bemerkte den Flaschenöffner in der Hand des Jungen. Er zeigte darauf, und der Junge reichte ihn ihm, ohne Jack dabei aus den Augen zu lassen. Jack bedankte sich. »
Tafadhali«,
sagte er und versuchte zu lächeln. Es funktionierte nicht. Er öffnete die Flaschen.
    Der Junge, sieben oder acht Jahre alt, blieb in sicherer Entfernung stehen und beobachtete Jack, der die Flasche in einem Zug fast leer trank. Jack rülpste und hielt dem Jungen die Flasche hin, der nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Jack nickte. Die Hand des Jungen verharrte einen Moment zögernd auf halbem Weg zur Flasche, dann griff er zu. Mit einem weiteren Blick zu Jack hob er die Flasche an die Lippen und trank sie leer. Seine Augen wurden feucht, und er blinzelte die Tränen mit einem schüchternen Grinsen weg, dann rülpste er laut.
    Jack lachte. »Wie heißt du, Kumpel?«
    Der Junge knabberte an seiner Oberlippe.
    »Sprichst du kein Englisch?«
    »Doch.« Das kam so leise heraus, dass Jack es kaum hören konnte. »Ich gehe zur Schule«, fügte er mit einigem Stolz hinzu.
    »Okay.« Jack nickte. »Und wie heißt du, Schuljunge?«
    Der Junge zögerte erneut, dann sagte er: »Njoroge.«
    »Hallo, Njoroge. Ich heiße Jack. Das da ist Bear.«
    Bear hatte ein Auge halb geöffnet, dann schloss er es wieder.
    »Du hilfst also heute den Polizisten, wie?«
    Njoroge lächelte und zeigte dabei mehr Zahnfleisch als Zähne. »Er hat mir einen Shillingi gezahlt.« Er zeigte ihnen eine Silbermünze.
    Jack suchte in seiner Jeanstasche und fand ein Fünf-Shilling-Stück. »Also gut, Njoroge, das hier bekommst du, wenn du mir helfen kannst.« Er hielt die Münze zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Junge starrte sie an. Jack nahm an, dass man ihm noch nie so viel Geld angeboten hatte. »Hast du diese Männer heute ankommen sehen?« Er zeigte zum vorderen Zimmer.
    »
Ndio.«
Der Junge nickte.
    »Sind sie zusammen gekommen?«
    »Nein. Der Polizist wohnt in der Nähe. Der
Mzee
ist heute früh gekommen.« Er zeigte nach Osten in Richtung Nairobi.
    »Der
Mzee?
Du meinst den Mann im dunklen Anzug?« Jack zupfte an seinem schwarzen T-Shirt.
    »
Ndio.«
    »
Er kam aus Nairobi? Gut. Wann ist er gekommen?«
    »Am

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