Die Tränen der Massai
Frauen! Huren! Zu nichts gut … Wenn die alte Hexe verschwinden würde wie diese Frau, die ich hatte … Ah, zur Hölle mit ihr!«
»Es ist also nur die da unten?«
»Nur dieses respektlose Miststück von einer Tochter …«
»Sie sollten sich um sie kümmern.«
»Ich weiß, was ich tun werde. Ich werde mich um sie kümmern. Sie muss zum Schweigen gebracht werden.« Mengorus Augen zuckten hin und her, während er weiter auf und ab ging.
Onditi trat ihm in den Weg, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Mein Freund, dürfte ich etwas vorschlagen?«
Mengoru, versunken in seine eigenen Gedanken, schwieg.
»Wenn ich ganz offen sein darf … Warum Ärger mit Ihren
Moran
riskieren? Ich meine, Sie wollen keinen Ärger im Dorf. Warum sollten Sie das Problem nicht, wie soll ich es sagen, bewegen? Warum das Problem nicht exportieren?«
Mengoru zog die Brauen hoch. »Wie meinen Sie das?«
Onditi konnte unter Mengorus forschendem Blick nicht weitersprechen. Er trat einen Schritt zur Seite. Mit dem Rücken zu Mengoru gewandt, fuhr er fort: »Unsere arabischen Freunde in Entebbe wissen junge schwarze Mädchen zu schätzen. Sie sagen, sie haben Geschmack an ihnen entwickelt.« Er warf einen Blick zu Mengoru, dem man nicht ansah, was er dachte. »Das habe ich jedenfalls gehört«, fuhr Onditi fort. »Ich denke, wenn Sie ihnen ein hübsches Geschenk anbieten, wird man Sie für einen großzügigen Geschäftspartner halten. Sehr großzügig. Ein großer Mann. Ein Anführer.« Onditi sprach hastig weiter, bemüht, es zu Ende zu bringen. »Und außerdem wären Sie das Problem einer geschwätzigen Tochter los.« Nun sah er Mengoru wieder an. Einen Augenblick lang befürchtete er, zu viel gesagt zu haben, weil Mengorus Gesicht ausdruckslos blieb. Es war, als hätte es ihm die Sprache verschlagen. Fühlte er sich beleidigt? Es war immerhin ein ziemlich empörender Vorschlag an einen Vater.
Dann nickte Mengoru. Das Nicken war so geringfügig, dass man es beinahe nicht bemerkt hätte. Er zog die Brauen ein winziges bisschen höher. Onditi hielt den Atem an.
Ein Ausdruck widerstrebender Anerkennung trat in Mengorus Augen, und ein Lächeln zuckte um seinen schiefen Mund. Er begann leise zu lachen. Es fing tief in seinem Bauch an, wo es knurrte und gluckerte, und dann wurde es immer lauter. Er schlug Onditi auf die Schulter. Nun konnte er sich überhaupt nicht mehr bremsen. Je mehr er lachte, desto fester schlug er auf Onditis Schulter. Sein Gesicht war vor Entzücken verzerrt, und er begann zu husten.
»Hahaha!«, bellte er und rang nach Luft. »Hahaha! Ja! Selbstverständlich. Mein Freund, das ist eine gute Idee. Sehr gut.« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ein Geschenk. Und richten Sie ihnen von mir aus, dass sie ihr nichts ersparen sollen. Sie sollen sie gut nutzen! Haha! Sagen Sie ihnen, sie sollen sie gut nutzen!«
Malaika führte ihre
Kokoo
in den Schatten eines riesigen Affenbrotbaums am Rand des
Enkang.
Sie konnte hören, wie Mengoru vor dem Haus auf dem Hügel lachte. Die beiden Frauen gingen hinter den dicken Baumstamm, damit er sie nicht mehr sehen konnte. Der bewaffnete Wächter, der ihnen den ganzen Tag gefolgt war, hockte sich im Schatten eines Buschs zwanzig Schritte entfernt hin. Er pflückte einen trockenen Grashalm und tat so, als ignorierte er die Frauen.
Malaika nahm Kokoos dünnen Arm, um ihr zu helfen, sich auf eine der riesigen Wurzeln zu setzen, die vom Fuß des flaschenförmigen Stammes ausgingen. Das Keuchen der alten Frau kam tief aus ihrer Brust. Sie rang mühsam nach Atem, aber dann lächelte sie Malaika an und tätschelte ihre Hand, als sie sich hinsetzte.
Kurz nach Mittag hatten sie Kireko besucht, der sich in das
Manyatta
der
Moran
begeben hatte. Er wollte nicht länger als notwendig im Frauenquartier bleiben, wie er das
Enkang
nannte. Er hatte sich bereit gemacht, nach Seyabei aufzubrechen, um sich mit den anderen
Eunoto-
Kandidaten zu treffen, und war entschlossen, diese Begegnung nicht zu verschieben. Aber man sah ihm an, dass es ihm besser ging, was seine Urgroßmutter ein wenig aufheiterte. Malaika hatte gehofft, Kirekos Zustand, der blaue Himmel und der sanfte Wind würden Kokoos Depressionen mildern. Aber nun war sie entsetzt darüber, wie schnell sie in den wenigen Stunden, seit der Tag begonnen hatte, verfallen war. Es war klar, dass sie sich quälte. Sie schien besessen von dem Gedanken an Ziada und bestand darauf, dass Malaikas Halbschwester in Todesgefahr schwebte. Malaika
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