Die Tränen der Massai
Morgen.«
»Früh am Morgen?«
»
Ndio.
Die Sonne war hier.« Er hielt einen Arm mehr als taillenhoch.
»Und wie viele Autos hast du heute gesehen?«
Einen Augenblick ließ Njoroge die Münze aus den Augen, um es an den Fingern abzuzählen. »
Saba«,
sagte er schließlich und hielt sieben Finger hoch.
»Okay, Njoroge, und jetzt hör gut zu.« Jack hockte sich direkt vor den Jungen. »Weißt du, wie ein Isuzu-Kleinlaster aussieht?«
»
Ndio.«
»
Und jetzt denk genau nach. Wie viele Isuzu-Kleinlaster sind heute vorbeigekommen?«
Der Junge zögerte. »Einer.« Er hielt einen kleinen schwarzen Finger hoch.
»Okay. Und welche Farbe hatte der?«
Njoroges Blick wanderte zur Decke. »Er war schwarz. Es waren
mbili Wazungu
drin.« Er zeigte zwei Finger.
»Zwei weiße Männer.« Jack lehnte sich zurück. »Braver Junge, Njoroge«, sagte er und reichte dem Kind die Münze.
Ein Polizist schaute herein und sagte leise etwas zu dem Jungen. Njoroge ging hinaus und schloss die Tür wieder.
»Irgendwas stimmt hier nicht«, sagte Jack und wandte sich Bear zu.
»Hm?« Bear öffnete langsam ein Auge.
Jack setzte sich neben ihn auf die Bank. »Etwas stimmt nicht.«
»Da magst du Recht haben.« Bear schloss das Auge wieder.
»Wenn Malaika mich einfach nur loswerden wollte, warum sollte sie Tingisha sagen, wohin sie wollte?«
»Es gibt nur eines, was ich wirklich gerne wissen möchte«, murmelte Bear. »Wie schafft man es, mitten im verdammten Great Rift Valley ins Kittchen gesteckt zu werden?«
»Und der Junge war den ganzen Morgen hier und hat Mengorus Kleinlaster nicht gesehen. Also ist sie nicht hier vorbeigekommen.« Jack stand auf und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Vielleicht hat der Junge alles einfach erfunden – hat mein Geld genommen und ist abgehauen.«
»Visaprobleme …« Bear lehnte den Kopf gegen die Wand. »Was für ein Quatsch. Es geht wahrscheinlich um Mr. Goldzahn und den Haufen Elfenbein.«
»Oder vielleicht hat dieser Mengoru auch gelogen.« Jack trat einen Schritt auf die andere Wand zu. »Aber warum sollte er das tun? Um mich von Malaika fern zu halten?« Er starrte die Bodendielen an, als befände sich dort eine Antwort. »Vielleicht ist das Elfenbein …«
»Wer ist dieser Onditi überhaupt?« Bear öffnete die Augen. »Setzt uns in diesen verdammten Dampfkochtopf hier … wegen einem lausigen Visum! Es muss um mehr gehen. Also, wenn ich Elfenbein schmuggeln würde …«
»Und was macht Onditi hier?«
»… hätte ich jemanden hier unten, der die Augen offen hält. Vielleicht hat Onditi –«
»Onditi und Mengoru!« Jack schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Beide Namen standen auf der Akte im Büro des Provinzkommissars in Kisumu! Bear, das ist es! Onditi und Mengoru stecken unter einer Decke.«
»Genau das wollte ich gerade sagen.« Bear stand auf und zeigte in die Luft zwischen ihnen. »Sie sind beide in diese Elfenbeinsache verwickelt, und die Straßensperre soll überprüfen, wer wohin geht.«
»Und Malaika muss das Elfenbein gesehen haben. Also hat Mengoru sie ganz bestimmt nicht weggeschickt.« Jack begann wieder, auf und ab zu tigern, und überprüfte seine Theorie. Es ging ihm jetzt besser. Er wusste immer noch nicht, worin die Verbindung zwischen Malaika und diesem Massaikrieger bestand, den sie ins Dorf gebracht hatte, aber zumindest wusste er, wo sie war – sie war in Isuria geblieben.
»Warte mal.« Er blieb stehen. »Warte mal. Woher sollte Onditi wissen, dass wir etwas wissen?«
»Was?«, fragte Bear.
»Wie sollte Onditi wissen, dass wir das Elfenbein gesehen haben? Wenn wir nichts über das Elfenbein wüssten, würde er uns nicht hier aufhalten müssen, bis es weggebracht wurde.« Jack starrte wieder den Boden an. »Es passt nicht zusammen.«
»Die Funkantenne!«
»Was?«
»Die Funkantenne auf diesem komischen Haus in Isuria.« Er rieb sich die Hände. »Hier gibt es auch eine UKW -Station. Alle ländlichen Polizeiposten haben eine.«
»Also gibt Mengoru alles über Funk durch«, sagte Jack. »Kein Wunder, dass dieses Arschloch Onditi nicht überrascht war, uns zu sehen. Er hatte schon auf uns gewartet!« Wieder setzte er sich und rieb sich das Kinn. »Was, wenn es wirklich Elfenbein war, was du in diesem Laster gesehen hast?«
»Wie meinst du das,
was, wenn?
Ich habe dir doch gesagt, dass es Elfenbein ist. Ich habe es gesehen!«
»Ja, ja, ich weiß. Es ist also Elfenbein, und Malaika hat es ebenfalls gesehen, und sie könnten … O
Weitere Kostenlose Bücher