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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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trinken?«
    »Oh! Ich hole es. Was möchten Sie?«
    »Ich habe Sie gefragt. Noch ein Bier?«
    »Okay.«
    Sie hieß O’Hara. Das war alles, was er über sie erfahren konnte. Es war vielleicht ihr Nachname, vielleicht ihr Vorname, sie wollte sich nicht darüber äußern. Wann immer es um persönliche Dinge ging, wechselte sie das Thema, oder sie legte ihm nahe, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
    Nach diesem ersten Abend im Garten hatten sie selten ein wirkliches Gespräch geführt. Das Schweigen schien O’Hara nicht zu stören. Jack gab schließlich auf und gewöhnte sich an die unbehaglichen Lücken im Smalltalk. Wenn er darüber nachdachte, was für eine Art Leben sie verbarg, nahm er an, dass sie vielleicht unglücklich verheiratet war und dass ihr Mann möglicherweise irgendeine sexuelle Funktionsstörung hatte. Vielleicht hatten sie beschlossen, getrennt Urlaub zu machen; er fuhr in die Berge zum Angeln, während sie diskret die sexuelle Energie freisetzte, die sich im Lauf des Jahres angestaut hatte.
    Es ging zwischen ihnen stets um Sex. Wenn sie keinen Sex hatten, redeten sie darüber, Sex zu haben, oder sie bereitete ihn darauf vor, es wieder zu tun. Unermüdlich und geduldig erregte sie ihn immer wieder aufs Neue.
    Ihre Zunge, ihr Mund brachten ihn zu Höhepunkten, deren Intensität ihn erschreckte. Ihre Vagina hielt ihn wie ein warmer Samthandschuh.
    Zu Anfang trafen sie sich nach der letzten Konferenzsitzung des Tages in ihrem Zimmer. Dort aßen sie auch ein paar Mal zusammen: Austern und Bollinger, stets in ihrem Zimmer. Den Rest der Zeit verbrachten sie mit Sex. Die nachmittäglichen Konferenzsitzungen waren die Hölle, weil er sich ungemein anstrengen musste, aufmerksam oder zumindest wach zu bleiben.
    Es war ihr wichtig, nicht oft mit ihm in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Daher gewann er den Eindruck, dass sie verheiratet sein musste. Sie kehrten nie wieder in den Garten zurück, wo sie einander kennen gelernt hatten. Sie ließ sich auch nicht überreden, in ein Restaurant zu gehen, ganz gleich, wie abgeschieden. Nur einmal besuchten sie einen trüb beleuchteten Nachtclub auf der anderen Seite der Stadt. Sie zog es vor, dass er sich nicht mit ihr in Verbindung setzte – sie kümmerte sich um alles. Aber wenn er sie anrief, durfte er das nicht aus seinem Zimmer tun.
    Sie nannte es das Spiel, und jeder Teil des Spiels, erklärte sie, beruhte auf einer Gleichung: Risiko und Folgen. Sie drängte ihn zum Sex an immer öffentlicheren Orten. Einmal, als er gerade von einer Pinkelpause auf dem Rückweg zum Konferenzsaal war, zog sie ihn in einen Wäscheschrank und drängte ihn gegen die Milchglastür. Im Nachtclub nahm er sie auf der überfüllten Tanzfläche von hinten, während eine Wolke künstlichen Rauchs um sie herumwirbelte. Sie hielt die Verbindung von Risiko und Folgen für ein fantastisches Aphrodisiakum. »Alle wirklich erotischen Akte sind auch gefährlich«, erklärte sie am Abend nach ihrem Rendezvous im Wäscheschrank. »Lange bevor die Zivilisation den sexuellen Akt zähmte, ging der primitive Mann Risiken ein, um sein Sperma zu pflanzen. Etwas von diesem Instinkt ist übrig geblieben. Deshalb treiben die Leute es so gern auf den Rücksitzen von Autos. Draußen. An öffentlichen Orten … oder in Wäscheschränken.« Es klang, als rezitierte sie ihre Lieblingsthese. »Es besteht ein gewisses Risiko – das Risiko, entdeckt zu werden. Und es gibt mögliche Folgen. Im Fall des Wäscheschranks ist es Peinlichkeit. Nicht damit zu vergleichen, dass einem ein anderer Höhlenmensch mit der Keule den Schädel einschlägt. Aber es ist aufregend.« Ihre Augen waren groß, und sie wirkte ein wenig atemlos; sie hechelte beinahe. »Risiko mal Folgen ist gleich großartiger Sex. Wenn man die eine oder andere Variable erhöht, erhöht sich die Intensität«, sagte sie und ließ die Zunge über den angeschlagenen Zahn zucken. »In einem Fahrstuhl erwischt zu werden ist nicht viel peinlicher, als auf dem Rücksitz eines Autos erwischt zu werden, aber das Risiko, dass man überhaupt ertappt wird, dass jemand den Aufzug ruft, ist größer. Das Gleiche gilt für die Intensität des Höhepunkts.«
    Am nächsten Abend drängte O’Hara ihn, sie auf ihrem Balkon zu lieben. Nur von seinem festen Griff um ihre Hüften gehalten, lehnte sie sich rückwärts über das Geländer, wand sich und zuckte vierzehn Stockwerke über dem Hof mit dem Pool.
    Danach sagte sie: »Jetzt weißt du, was ich

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