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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Ihre Sachen? Immer noch nicht angekommen, wie?«
    Jack schüttelte mit einem höflichen Lächeln den Kopf.
    »Hoho! Die UN sind eine wunderbare Organisation, aber solche Dinge brauchen offenbar immer ein wenig Zeit.«
    »Scheint so.«
    »Wissen Sie, ich habe wirklich keine Ahnung, warum das passiert.« Er runzelte konzentriert die Stirn. »Es sieht aus, als gäbe es immer drunten im Hafen von Mombasa Komplikationen. Ja, Komplikationen. Selbst ich musste zwei Monate warten. Hoho!«
    Jack wünschte sich, Bhatra würde endlich zum Thema kommen. Die Verzögerung beim Eintreffen seiner Sachen war für ihn ein wunder Punkt, aber er wusste instinktiv, dass das seinen Vorgesetzten nicht im Geringsten interessierte.
    »Es wird schon kommen, da bin ich sicher«, schloss Bhatra.
    Jack trommelte mit den Fingern auf sein Knie. Er nickte und versuchte ein weiteres Lächeln.
    »Mr. Morgan.« Bhatras Lächeln verschwand. An seine Stelle trat ein Blick mitleidiger Sorge. Bhatra zupfte seine goldenen Manschettenknöpfe zurecht, damit sie ordentlich unter den stahlgrauen Sakkoärmeln saßen. Er beugte sich vor und platzierte die gefalteten Hände vorsichtig auf das polierte Mahagoni. »Ich höre, es gibt logistische Schwierigkeiten in Ihrem Bereich des integrierten Entwicklungsprojekts.«
    »Nun, es ist weniger die Logistik. Das Amt für regionale Entwicklung hat bisher allerdings, nun, sagen wir, alles andere als begeistert reagiert.«
    »Ja, ich verstehe. Ich verstehe.« Er nestelte an seiner goldenen Uhr herum, die unter einer frischen weißen Hemdenmanschette gerade so zu sehen war. »Als ich den Begriff Logistik verwandte, bezog ich mich selbstverständlich auf die Beteiligung der Basis vor Ort an dem Prozess. Wissen Sie, Mr. Morgan, nach meiner Erfahrung stellen die örtlichen Behörden für die UN immer eine Herausforderung dar. Oh, ich kann ohne weiteres zum Minister gehen, und wir trinken einen Tee und einigen uns über Konzepte und Politik. Aber die Behörden …« Er hob einen Finger. »Das ist das Problem. Die Verwaltungsbeamten.« Er schien eine Reaktion von Jack zu erwarten. Als er keine erhielt, fuhr er fort. »Unsere Leute im Feld, Leute wie Sie selbst, Mr. Morgan, sind die Pfleger, die Gärtner, die sich um diese Wurzeln vor Ort kümmern müssen.« Er senkte die Stimme zu einem seltsamen Flüstern. »Der Schlüssel liegt in kreativen Lösungen.«
    Jack verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, die Brauen hochgezogen. »Kreative Lösungen.«
    »Genau.« Bhatras Lächeln gewann seinen Schwung zurück. »Einige unserer besten Leute« – das kam so verschwörerisch heraus, als ginge es um Geheimdienstaktivitäten – »erreichen die schwierigsten Ziele der UN durch gezielte Recherchen vor Ort. Dann können sie eine Lösung entwickeln, die sowohl die Ziele der Mission erfüllt als auch die private Motivation verantwortlicher Persönlichkeiten berücksichtigt.«
    »Private Motivation?«
    »Ja. Die Sitten in einem Land wie diesem mögen einem zunächst seltsam vorkommen, aber wir im UNDP sollten uns der Unvollkommenheit von Individuen bewusst sein … Vielleicht könnte ein sorgfältig geplanter Anreiz uns die Mitarbeit eines solchen Individuums bei …«
    Jack nickte. »Warum nennen wir es nicht einfach Bestechung?«
    Bhatras Lächeln verschwand. »Mr. Morgan, ich dulde keine Bestechung. Bestechung verstößt in Kenia gegen das Gesetz. Und ganz zweifellos verstößt sie gegen die Prinzipien und Verfahrensbestimmungen der UN .« Sein Ton hatte viel von seiner Jovialität verloren. Dann nahm er sich zusammen und fuhr ein wenig freundlicher fort: »Mr. Morgan, Jack, es gibt auf der Welt viele Arten, Geschäfte zu machen. In den Staaten verlässt man sich zum Beispiel auf ein Netzwerk, das aus Studentenverbindungen oder anderen Beziehungen entstanden ist, die auf dem College geknüpft wurden. In Indien, wo ich herkomme, bemüht man sich um die Unterstützung einflussreicher Geschäftsleute, die der Sache freundlich gesinnt sind, oder vielleicht eines Freundes der Familie. In Australien … nun, ich denke, Sie verstehen, was ich meine.« Er lehnte sich zurück, stützte die Ellbogen auf die Armlehnen, hob die Unterarme und legte die Fingerspitzen aneinander. Die goldene Uhr rutschte unter seine Manschette und war nicht mehr zu sehen. »Ich hoffe, wir verstehen einander, Mr. Morgan.«
    Jack fuhr mit dem Finger über sein Kinn. Bear hatte ihn gewarnt. Bhatra war ein aalglatter Bürokrat mit einer

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