Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
Vom Netzwerk:
Stirn in die Hand.
    »Mr. Morgen, wo genau halten Sie sich in Mwanza auf?«
    Jack legte auf.

Kapitel 38
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Im Jahr 1858 brach John Speke in Sansibar an der afrikanischen Ostküste auf und marschierte nach Zentralafrika. Als er in dem kleinen Dorf Mwanza eintraf, lag ein gewaltiges Gewässer vor ihm.
    Der Instinkt sagte ihm, dass er sich an der Quelle des Nils befand, und er benannte den See nach seiner Königin Victoria.
     
     
    D ie Busfahrt durch Saba Saba zum Haus ihrer Mutter war für Malaika eine Fahrt durch ihre Kindheit. Ihre Schulzeit mit all ihren Schrecken, den echten und den eingebildeten, kehrte zurück. Der Bus war nicht besonders voll; die Leute zogen die billigeren, schnelleren Fahrten mit den
Matatus
vor. Obwohl sie ortsübliche Kleidung trug, hatte Malaika das Gefühl, dass die Leute im Bus sie ansahen. Vielleicht spürten sie ebenso wie sie selbst, dass sie hier fehl am Platz war.
    Die
Duka
an der Bushaltestelle war typisch; es gab kleine Mahlzeiten, Getränke und ein paar einfache Lebensmittel zu kaufen. Freddy war nicht da, aber Malaika sprach mit einem Jungen, der behauptete, ihn finden zu können. Er rannte mit Malaikas Zehn-Shilling-Note in seiner Tasche davon.
    Malaika kaufte eine Cola, setzte sich auf einen Hocker aus einer Packkiste und nahm an, dass sie sowohl den Jungen als auch ihre zehn Shilling zum letzten Mal gesehen hatte, von Freddy überhaupt nicht zu reden. Aber sie beschloss zu warten, bis sie die Flasche ausgetrunken hatte, bevor sie die Investition als verloren abschrieb.
    Die Colaflasche war erst halb leer, als der Junge grinsend zurückkehrte. Ein hoch gewachsener junger Mann schlenderte hinter ihm her.
    Freddy war ein paar Jahre jünger als Malaika und sah wirklich wie ein
Konda
aus. Sein Schritt folgte einem Rhythmus, den nur er hören konnte. Er hüpfte eher, als dass er ging, als würde er von der Musik begleitet, die man jetzt in beinahe jedem
Matatu
in der Stadt hörte. Seine Füße bewegten sich nach einem Rhythmus, während sein Kopf und der Körper einem anderen folgten. Er trug eine rot-gelb-schwarze Strickmütze, weit genug, um seinen Afro zu bedecken. Sein Hemd stand bis zum Nabel offen, so dass man eine Kette und einen Anhänger aus goldfarbenem Metall sehen konnte. Die Jeans saß tief auf seiner Hüfte und war modisch ausgefranst. Eine Spur von Flaum wuchs an seinem Kinn. Er trug keine Socken, und seine knöchelhohen Turnschuhe waren nicht zugeschnürt.
    Als er näher kam, verlangsamte er seinen Schritt, und sein Grinsen wurde breiter. Er kaute demonstrativ Kaugummi, machte eine Blase und fing sie mit der Zuge wieder ein, dann zog er sie zurück in den Mund und wiederholte die Show.
    Malaika trank noch einen Schluck Cola, als Freddy auf ihren Tisch zuschlenderte.
    »
Sasa?«,
fragte er. Es war die rhetorische Frage: »Und, was ist?« Er steckte die Hände in die Hüfttaschen seiner Jeans und schob das Becken nach vorn. Seine Knie zuckten zu einem unhörbaren Rhythmus.
    »Bist du Freddy?«
    »Wer will das wissen, Püppchen?« Er ließ den Blick über ihren Körper wandern, abwärts bis zu den Sandalen, dann wieder nach oben, wo er auf ihren Brüsten verharrte. Sein Swahili war mit modischen englischen Wörtern durchsetzt. Er formte eine weitere Kaugummiblase.
    »Ich suche nach einer Freundin.« Sie versuchte, sein lüsternes Starren zu ignorieren.
    »Wunderbar! Genau wie ich!«
    »Jemand sagte, du könntest wissen, wo sie ist.«
    »Aha.« Er setzte sich auf den Hocker Malaika gegenüber, und seine Knie zuckten weiter in dem unhörbaren Rhythmus.
    »504?«, fragte er und spähte unter den Tisch.
    »Was?«
    »Die Levis. 504?«
    »Äh, nein … ich hab sie hier gekauft.«
    »Sieht aus wie 504. Du solltest eine 504 tragen. Mit einem solchen Körper …«
    »Meine Freundin heißt Ziada.«
    Er hielt kurz mit Kauen inne. Die Pause war kaum zu bemerken. Dann kehrte das Grinsen zurück, und er kaute mit offenem Mund weiter. »Blaaah, blaa – blaa …«, sang er und schlug die Schlagzeugbegleitung auf seinen Knien.
    »Kennst du sie?«
    Er lachte. »Baby, ich kenne so viele Mädels. Blaaah, blaa-blaa …«
    »Ja, da bin ich sicher. Aber eine Freundin hat mir gesagt, dass ihr zusammen wart, du und Ziada …«
    »Noch mehr Freundinnen? Baby, du hast mehr Freundinnen als Freddy. Und dabei bist du neu in der Stadt. Vielleicht sollte Freddy dein neuer Freund sein?«
    Malaika schluckte die Antwort, die sie geben wollte,

Weitere Kostenlose Bücher