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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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herunter. Stattdessen sagte sie: »Sieh mal, Freddy, ich bin sicher, dass du viele Freundinnen hattest. Ziada ist vor mehr als einem Jahr verschwunden, und du warst damals mit ihr zusammen und –«
    »Hey! Hey! Freddy hat viele Mädchen. Aber keine Freundinnen. Ich bin ungebunden, Baby. Ungebunden!«
    »In Ordnung. Aber hast du sie gesehen? Weißt du, wo sie ist?«
    Er stand auf und schob die Hände wieder in die Hüfttaschen. »Ich weiß nichts darüber.« Er drehte sich um und wollte gehen.
    Malaika sprang auf. »Freddy!« Der Tisch wackelte, und die Colaflasche fiel um, rollte über den Rand, und der Inhalt tropfte in den Dreck.
    »Freddy, ich bin Ziadas Schwester. Ich muss sie finden. Ihre alte Urgroßmutter wird bald sterben, und –« Sie hielt inne, als sie seine Miene sah. Freddy lachte sie aus. Er kratzte sich durch die weite Strickmütze am Kopf und ließ den Blick zu der Colaflasche unter dem Tisch sinken.
    »Ziada …«
    »Ja, Ziada.« Sie hielt den Atem an.
    »Sie ist weg, wie?« Er bückte sich und hob die Flasche auf.
    »Ja. Wir haben überall gesucht. Mehr als ein Jahr.«
    Freddy stellte die Colaflasche mit einem Krachen auf die Tischplatte. Malaika wich erschrocken zurück.
    Dann begann er wieder zu kauen. »Glaubst du, sie ist so anders als andere Kids? Kids verschwinden. Den meisten Leuten ist das egal. Du solltest sie vielleicht vergessen.«
    »Nein, das werde ich nicht tun. Ich kann nicht … ich muss sie finden. Würdest du mir bitte helfen?«
    »Du hörst mir nicht zu, Püppchen. Ich sagte, Kids verschwinden. Was ist an deiner Ziada so Besonderes?«
    Malaika suchte nach etwas Aalglattem, das ihm gefallen würde. Sie wollte weder sich selbst noch Ziada in Gefahr bringen. Aber schließlich verließ sie sich auf die Wahrheit. »Ich weiß nicht, ob sie etwas Besonderes ist. Aber sie ist meine Schwester. Das ist alles.«
    Freddys Lächeln war verächtlich. Langsam schüttelte er den Kopf und wandte ihr den Rücken zu. Aber Malaika hatte den Blick bemerkt, der die selbstsichere Fassade Lügen strafte. Einem Instinkt folgend, sagte sie: »Sie ist vielleicht nichts Besonderes. Sie ist wahrscheinlich genau wie wir alle. Sie hat Angst. Diese Zeiten lehren uns, Angst zu haben, nicht wahr, Freddy? Die Abnehmkrankheit ist überall. Aber es ist in Ordnung. Angst zu haben ist in Ordnung, wenn wir einander helfen können …«
    Er drehte sich um und kam langsam wieder auf sie zu. Sein Lächeln war verschwunden. Er beugte sich zu ihr vor. Sie blieb stehen, als er die Colaflasche vom Tisch hinter ihr schnappte. Er betrachtete die Flasche, als suchte er nach Fehlern in einem Diamanten. »Die Aussätzigeninsel«, sagte er, ohne den Blick von der Flasche zu wenden.
    »Was?«, flüsterte sie.
    »Die Aussätzigeninsel.« Er ließ die Flasche vor ihre Füße in den Dreck fallen. »Kids gehen dorthin«, sagte er und schlenderte auf seine seltsame Art zurück auf die Straße.
     
    Malaika saß auf dem Stuhl neben dem Bett und las den kurzen Artikel in der Zeitung. »Aber hier steht nicht, dass du ein Verdächtiger bei der Schießerei bist.«
    »Nein, aber ohne Zeugen … mein Wort steht gehen ihres. Und Bear ist tot. Wenn – falls – sie die Leiche finden, werden sie mir das vielleicht auch noch anhängen.«
    »Nein! Das ist unmöglich.«
    »Mengoru arbeitet schon daran. Er behauptet, dass Bear und ich einen Streit hatten.«
    »Mengoru!«
    »Genau. Er hat sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Und mit Bhatra. Inzwischen wissen wahrscheinlich alle, dass wir in Mwanza sind. Wir müssen hier verschwinden. Sofort.«
    »Ja. Aber er weiß nicht, wo wir in Mwanza sind, oder?«
    »Er wird nicht lange brauchen, um herauszufinden, dass das New Mwanza so ziemlich das einzige Touristenhotel in der Stadt ist.«
    Malaika begann, auf und ab zu gehen. »Wir haben noch einen Tag.«
    »Wie meinst du das? Wir können nicht hier bleiben und auf ihn warten. Wir müssen hier verschwinden.«
    »Jack. Ich weiß, wo Ziada ist.« Sie setzte sich neben ihn aufs Bett. »Wir können gleich morgen früh hingehen. Und ich verspreche dir, wenn sie dort nicht ist, verlassen wir die Stadt. Wir gehen, wohin du willst.«
    Nun war es an Jack, auf und ab zu tigern. Mengoru würde vierundzwanzig Stunden brauchen, um Mwanza zu erreichen. Wenn sie das Hotel, das eine Falle war, sofort verließen, könnte es gehen.
    Malaika spürte, wie er weich wurde. »Nur noch dieses eine Mal.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Zur Aussätzigeninsel.«
     
    »Was hat

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