Die Tränen der Massai
Bier mit an seinen Tisch. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hielt ein Bus an. Malaika stieg leichtfüßig aus und überquerte die Straße zum Hotel, braune Papiertüten in der Hand. Einen Augenblick später erschien sie oben an der Treppe. Die weißen Männer am Nebentisch beobachteten, wie sie durch den Speisesaal ging und an Jacks Tisch stehen blieb, wo sie die Einkaufstüten abstellte und ihm eine Hand an die Wange legte, bevor sie sich ihm gegenüber hinsetzte.
Jack erwiderte die Blicke der Geschäftsleute, bis diese sich erneut ihren Speisekarten zuwandten. »Ich sehe, du hast gefunden, was du suchtest.«
»Ja. Ich habe auch ein paar Sachen für dich mitgebracht. Was hältst du davon?«, sagte sie mit einem Blick auf ihre neuen Jeans und ein schlichtes Baumwolltop. »Normalerweise würde ich so etwas nicht kaufen, aber vielleicht wird es mir helfen, nicht aufzufallen.«
»Du siehst wunderbar aus, wie immer.« Er bezweifelte, dass sie je unauffällig sein könnte.
»Wann brechen wir auf, um diesen Mann zu suchen?«
»Ich sollte lieber gleich gehen.«
»Ich komme mit.«
»Ich glaube nicht, dass das dabei helfen würde, nicht aufzufallen. Wir sind hier in Mwanza. Die Leute sind an Zebras nicht gewöhnt.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen. Und ein paar anderen«, sagte er und warf den beiden Geschäftsleuten einen Blick zu.
»Meine amerikanischen Freunde – erinnerst du dich, dass ich dir von ihnen erzählt habe? Die Leute, die für unser Büro in Nairobi gearbeitet haben? Sie sagten, es hängt davon ab, wo man sich aufhält. In London und Paris gönnt man Zebras kaum einen zweiten Blick. In den Vereinigten Staaten sind sie eher so etwas wie eine Kuriosität. In Nairobi – nun ja, du hast es in Restaurants und so gesehen.«
»Ja.«
»Aber in Mwanza?«
»Staunend aufgerissene Münder, nehme ich an.«
»Ja.«
»Dann lass uns wenigstens zusammen hinfahren.«
»Mr. Morgan? Mr. Morgan?« Der Ruf des Barmanns hallte auf die Veranda heraus.
»Ich bin hier!«
»Telefon, Sir.«
»Das ist meine Leitung nach Nairobi. Ich sollte lieber hingehen. Hier sind die Autoschlüssel.«
»Nein, das Auto ist zu groß. Wenn es ein kleiner alter Wagen wäre, vielleicht. Geh du telefonieren. Ich nehme den Bus. Wir sehen uns später.«
»In Ordnung. Bis dann.« Er klemmte sich die Zeitung unter den Arm und folgte Malaika bis zur Bar, wo sie die Treppe zur Empfangshalle hinunterging.
Der Barmann reichte Jack das Telefon. »Bitte bleiben Sie am Apparat, während ich nach Nairobi verbinde.«
Nachdem er einen Augenblick mit den Fingern auf die Theke getrommelt hatte, nahm Jack an, dass es zu einer weiteren Wartezeit kommen würde, und schlug die Zeitung auf. Ein kurzer Artikel ließ ihn stutzen.
Nakuru. Sonntag.
Ein Polizist wurde gegen Mittag bei einem Vorfall mit zwei Ausländern an einem Kontrollpunkt im Rift Valley erschossen. Man geht davon aus, dass die Ausländer vorhatten, Rhinozeroshorn aus Somalia ins Land zu schmuggeln. Sie flohen in einem gestohlenen Landcruiser.
»Ich verbinde Sie nach Mwanza«, sagte die Stimme aus der Vermittlung.
»Hallo?« Das war Bhatra.
Jacks Gedanken begannen sich zu überschlagen.
»Hallo?«, wiederholte Bhatra.
Jack dachte daran, aufzulegen. »Oh, Bhatra? Hier spricht Jack Morgan. Können Sie mich hören?«
»Mr. Morgan? Ja, ich höre Sie.«
»Es gibt ein paar Dinge, die Sie wissen müssen.«
»Da bin ich sicher. Wir hatten Besuch von einem Polizeiinspektor. Inspektor Achieng.«
»Ich habe es in der Tageszeitung gelesen –«
»Er suchte nach Ihnen und Mr. Hoffman.«
»Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Bear –«
»Mr. Morgan, das hier sieht nicht gut für die UN aus. Ist Mr. Hoffman bei ihnen? Wo ist der Landrover? Und was soll das mit dem Rhinozeroshorn in Ihrem Auto?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Es befand sich eine gewisse Menge von Rhinozeroshorn in Ihrem Wagen.«
»Es war kein Horn im Wagen, bevor wir zur Polizeistation kamen.«
»Nicht wenn man Inspektor Achiengs Quellen glauben darf. Das Horn wurde angeblich schon zuvor in Ihrem Wagen gesehen.«
»Von wem gesehen?«
»Von einem Mr. Mengoru. Ich habe vor etwa einer Stunde mit ihm gesprochen –«
»Mengoru!«
»Er wird später hier vorbeikommen. Offenbar ein hochgeschätztes Mitglied der Partei. Er sagt außerdem, dass Sie und Mr. Hoffman eine gewaltsame Auseinandersetzung hatten. Drohungen wurden ausgestoßen. Ist Mr. Hoffman bei Ihnen?«
Jack stützte die
Weitere Kostenlose Bücher