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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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mütterliche Linie überlebt hat.
    Nach dieser Theorie stammen wir alle von einer einzigen gemeinsamen »Eva« ab, deren Erbe sich immer noch in unserer mitochondrischen DNS findet, in jenen genetischen Sequenzen, die nur matrilinear weitervererbt werden.
     
     
    W enn Jack sich lange genug konzentrierte, konnte er in der Kakophonie, die ihn umgab, individuelle Insektengeräusche identifizieren. Und wenn er seine Gedanken über den trägen Mara-Fluss hinauswandern ließ, verbanden sich die Geräusche wieder zu dem vertrauten Hintergrundsummen eines heißen kenianischen Nachmittags, an dem die Sonne im Schneckentempo auf den Horizont zukroch.
    Der Bus nach Daressalam sollte die Haltestelle, die etwa dreißig Minuten Fahrt entfernt lag, um fünf Uhr erreichen. Bis dahin wollte Jack auf jeden Fall vermeiden, von der Polizei oder Mengorus Leuten gesehen zu werden, also waren sie von der Straße abgebogen und hatten sich am Fluss einen schattigen Platz gesucht, um zu warten.
    Malaika, die neben Jack im Landcruiser saß, lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Sie hatten keine ruhige Nacht gehabt. Ziada, die vielleicht besser geschlafen hatte als ihre Schwester und Jack, hatte nach einer halben Stunde im Auto angefangen, sich zu langweilen, und war die paar Schritte zum Flussufer gegangen, wo sie sich auf einen Stein setzte und Kiesel ins Wasser warf.
    Auf der schimmernden Mara-Ebene waren keine Tiere zu sehen. Wieder erkannte Jack in dieser grenzenlosen Ausdehnung die Ähnlichkeit mit dem australischen Outback. Diesmal sehnte er sich nicht nach seiner Heimat. Dank seinem Anteil an einem internationalen Vorfall, in den sowohl die Polizei als auch die Vereinten Nationen verwickelt waren, war Australien keine Zuflucht für ihn. Nicht mehr, als Kenia es war. Er war sich nicht mehr sicher, wo sein Zuhause überhaupt lag. Der Gedanke, Malaika hier zurückzulassen, quälte ihn. Er hatte gehofft, bei ihr Anzeichen zu erkennen, dass sie ähnlich empfand. Aber es sah so aus, als hätte sie sich bereits dem nächsten Projekt zugewandt. Unter den veränderten Umständen verstand er ihr Bedürfnis, in die Aids-Arbeit einzusteigen. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, altruistisch zu sein, hätte er ihr dazu gratuliert. Aids musste auf allen Ebenen bekämpft werden. Dazu benötigte man massive Hilfe von außen, aber es gab auch einen Platz für normale Menschen, Menschen wie Malaika, die helfen konnten, Ignoranz und Vorurteile zu besiegen.
    Dennoch, das war es nicht, was er hören wollte. Er wollte hören, auf welche Weise sie weiterhin zusammen sein konnten. Sie hatte ihn bei all ihren Plänen nicht ein einziges Mal erwähnt. Nun gut, zumindest war sie ehrlich gewesen.
    »Woran denkst du gerade?«, fragte sie.
    Ihre Stimme überraschte ihn. »Denken? Nicht viel.« Er spürte, wie sich sein schlechtes Gewissen rührte. Vielleicht zählte es jetzt nicht mehr viel, aber er musste es einfach loswerden. »Nein, das stimmt nicht.« Als sie sich aufrichtete, griff er nach ihrer Hand. »Ich habe daran gedacht … ich sollte ebenfalls ehrlich sein. Ich muss dir sagen, was auf Hawaii passiert ist.«
    »Die Affäre? Das hast du mir schon erzählt.«
    »Ja, aber nicht die ganze Geschichte. Es war … es war erheblich schlimmer.«
    Sie schwieg, so dass er rasch fortfahren konnte, denn er hatte Angst, den Mut zu verlieren. Es würde nie leicht sein, darüber zu sprechen. »Die Frau, mit der ich die Affäre hatte … nun, sie hat immer Situationen erfunden, in denen wir Risiken eingingen. Herausforderungen. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie nickte.
    Er fragte sich, wie er ihr diese Spiele beschreiben konnte, ohne die schmutzigen Einzelheiten zu erwähnen.
    »Jack. Ich will dich etwas fragen. Du hast also einen Fehler gemacht?«
    »Einen großen Fehler«, sagte er und nickte.
    »Und es tut dir Leid?«
    »Ja.«
    »Mehr brauche ich nicht zu hören.«
    »Weißt du, Malaika, von jedem anderen würde ich diese Begnadigung annehmen und eine Meile weit laufen. Aber bei dir kann ich es nicht dabei belassen. Ich hoffe, dass zwischen uns etwas Wichtiges besteht, das hoffe ich wirklich. Also muss ich diese Geschichte loswerden. Ich war nie besonders gut, wenn es darum ging, meine Gefühle auszudrücken. Das war eines der Probleme zwischen Liz und mir – ich halte alles in mir zurück. Diese Nacht auf Hawaii mag hinter mir liegen, aber ich kann es nicht wirklich hinter mir lassen, bis ich dir alles gesagt habe.«
    »Ist es schlimm?«
    »Das zu beurteilen

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