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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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überlasse ich dir.«
    »Dann sag es mir schnell.«
    »Ich glaube nicht, dass ich alle … du weißt schon, Einzelheiten beschreiben muss, aber eines der Spiele hatte mit einer Pistole zu tun.« Er beobachtete ihre Miene sorgfältig, als er ihr das russische Roulett erklärte. »Das wirklich Dumme war, dass ich tatsächlich angefangen habe, dieses … dieses Spiel mitzumachen! Ich weiß, es war dumm, und ich kann nicht erklären, was mich dazu getrieben hat, aber ich … ich habe tatsächlich abgedrückt. Ich habe dreimal abgedrückt, bis ich schließlich zu Verstand gekommen bin. Dann bin ich gegangen.«
    Malaika drückte seine Hand.
    »Das ist nicht alles. Ich habe nicht erkannt – vielleicht war ich zu verdammt egoistisch, auch nur daran zu denken … ich habe nicht erkannt, dass sie Hilfe brauchte.« Er schluckte angestrengt. »Keine fünf Minuten später hat sie die Pistole benutzt, um sich umzubringen.«
    »Warum?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich kannte sie kaum. Das muss dir ein wenig seltsam vorkommen, aber … so war es zwischen uns.«
    »Du hast keine Ahnung, warum sie das getan hat?«
    »Nein. Und das ist ein weiterer Grund, wieso ich mich schlecht fühle. Ein Mensch sollte nicht einfach so sterben. Für nichts. Später habe ich im
Honolulu Star
gelesen, dass sie ein Callgirl war und die Polizei von Los Angeles eine Akte über sie hatte. Keine Beziehungen. Keine Familie.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Der Gedanke, dass ich in eine solch verzweifelte Situation geraten war, hat mich lange Zeit fast um den Verstand gebracht. Ich habe angefangen, an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln. Und das hat mich dazu gebracht, jede einzelne Entscheidung genau zu analysieren.«
    »War das der Grund, wieso du dich von Liz getrennt hast?«
    »Ja. Es war nicht die Affäre, die der Beziehung ein Ende gemacht hat, obwohl ich von dem, was ich getan hatte, angewidert war. Ganz plötzlich war ich unzufrieden mit meinen Leben und meiner Arbeit, und ich begann, an den gemeinsamen Plänen zu zweifeln, die Liz und ich hatten. Es hat mich auf eine Weise verändert, die ich immer noch nicht verstehe. Ich wusste einfach, dass ich mich nicht mit Liz niederlassen konnte.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt glaube ich, dass ich darüber hinwegkommen werde. Ich fühle mich immer noch schuldig. Es war schrecklich, nicht imstande zu sein, mit Menschen, die mir nahe standen, darüber zu sprechen.«
    »Ich meinte, was denkst du jetzt über dein Leben?«
    »Jetzt bin ich … bis vor ein paar Tagen habe ich mich hier zu Hause gefühlt.«
    »Ich bin froh. Und ich bin froh, dass du mir davon erzählen wolltest.«
    »Dir mehr als jedem anderen. Malaika, ich denke, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben.«
    Sie sah ihm in die Augen. Er glaubte, etwas in ihrer Miene zu erkennen. »Jack, was sollen wir tun?«, fragte sie.
    Er hatte so viel im Kopf, Dinge, die er sagen wollte, und es fiel ihm schwer, sie auszusprechen. Die Wichtigkeit des Augenblicks siegte. »Malaika, ich muss hier weg.«
    »Ich weiß, die Polizei … aber was dann?«
    »Ich … Malaika, komm mit mir. Komm mit nach Dar.«
    »Jack, ich kann nicht! Ziada …«
    »Ich weiß. Nachdem du in Nairobi warst. Komm zu mir.«
    »Nach Dar?«
    »Ja, nach Dar. Für ein paar Tage. Ich dachte danach vielleicht an Südafrika.«
    »Südafrika! Warum?«
    »Es ist sicher. Heutzutage will niemand etwas mit Südafrika zu tun haben. Dort können sie mich nicht finden. Ich könnte Arbeit suchen. Du könntest …« Ihm wurde plötzlich klar, wie absurd das alles war.
    Sie seufzte. »Von allen Orten, an denen ein Zebrapaar nicht leben könnte, kann ich mir keinen schlimmeren vorstellen.«
    Er schüttelte über seine eigene Dummheit den Kopf. »Selbstverständlich.« Wieder suchte er in ihren Augen nach einer Antwort.
    Sie verzog gequält das Gesicht, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Jack … ich kann es nicht.« Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, hielt aber auf halbem Weg inne und ließ sie resigniert in den Schoß sinken. »Ich … ich kann einfach nicht.«
     
    Malaika stand im goldenen Nachmittagslicht und beobachtete, wie Jack in der Menschenmenge verschwand, die die Fahrkartenverkäufer umdrängten. An der Bushaltestelle vor der Grenze war wie üblich nichts organisiert. Die kenianischen und tansanischen Langstreckenbusse, die sich zur Abenddämmerung an diesem Grenzposten sammelten, kämpften mit kleineren Shuttlediensten und
Matatus
um den Platz auf der

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