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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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beugte sich an Jack vorbei und wandte dem Rugbyspieler das Ohr zu, damit er ihn über den allgemeinen Lärm hinweg hören konnte. Er nickte ihm ermutigend zu.
    »Sie sind einfach verrückt nach weißen Männern.«
    Der Italiener grinste und beugte sich noch dichter heran.
    »Ich sage es dir«, verkündete der Rugbyspieler. »Du würdest deinen linken Hoden für eine einzige Nacht geben. Nimm sie mit in ein Restaurant, und zwar ein nettes Restaurant. Du weißt schon. Nein, nichts zu Ausgefallenes. Gib ihnen etwas zu essen und ein paar Drinks.« Er tippte sich an die Seite der Nase und blinzelte. »Dann ficken sie dir das Hirn raus.«
    Die überdeutlichen Beschreibungen des Rhodesiers wurden langsam widerwärtig. Jack beschloss, auf Bears Seite überzuwechseln. Er zog sein Bier vor dem Italiener weg, murmelte »Entschuldigung« und ließ die beiden in vertrautem Gespräch zurück.
    Zwei Frauen warteten am Rand der Gruppe. Jack drängte sich an dem recht umfänglichen Hinterteil der einen vorbei. Die andere sah ihn mit einem koketten Lächeln in den blitzenden dunklen Augen an. Jack bemerkte den kurzen Rock, die gepflegte geknöpfte Bluse und die Jacke – die Standardaufmachung für weibliche Büroangestellte. Er erwiderte das Lächeln und war sicher, ihr schon einmal begegnet zu sein, vielleicht im UN -Büro.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hi«, erwiderte er, und sein Lächeln geriet ein wenig schief.
    »Hast du dich verlaufen?«
    »Vielleicht ein bisschen.« Er wünschte, er könnte sich an ihren Namen erinnern. Sie sah niedlich aus, mit hohen Wangenknochen und einem spitzen Kinn mit Grübchen.
    »Ich hab dich hier noch nie gesehen«, sagte die Frau.
    »Oh, ich war schon fünf- oder sechsmal hier.«
    »Also bist du neu hier. Ich werde mich um dich kümmern.«
    »Klingt gut!«
    »Ich bin Monique. Das hier ist Nancy.«
    »Ich heiße Jack. Ich dachte schon, du wärst jemand, an den ich mich aus dem Büro erinnern sollte.«
    »Jack! Wie konntest du so etwas annehmen! Schatz, du würdest mich nie vergessen.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm und fuhr fort, bevor er antworten konnte. »Und das da sind deine Freunde?«
    »Die da? Für die übernehme ich keine Verantwortung. Ein Haufen Wilder, besonders dieser große Mistkerl hier.« Er schubste Bear, der neben ihm stand.
    Bear drehte sich um. Er schaute von einer Frau zur anderen, bevor er sagte: »Jack! Verdammt! Du warst wirklich beschäftigt.« Er schob die Zigarette in den Mundwinkel und streckte die Hand aus. »Ich bin Bear.«
    »Hi! Ich heiße Nancy.« Er schüttelte beiden die Hand. »Das hier ist Monique.« Nancy ließ Bear nicht aus den Augen, als sie sich an seine Seite drängte.
    »Schön, dich kennen zu lernen. Hat Jack dir etwas zu trinken angeboten? Nein? Wie unhöflich von ihm. Aber er ist Australier, musst du wissen.« Sie lachten.
    »Eine Margarita für mich«, sagte Nancy.
    »Gin Tonic«, fügte Monique hinzu.
    Als Jack mit den Getränken zurückkehrte, gurrten Bear und Nancy schon wie zwei Turteltauben. Monique nahm den Gin mit einem Lächeln entgegen, schob die Hand unter Jacks Arm und drückte seinen Bizeps. »Auf uns, Jack.« Sie stieß mit ihm an.
     
    Das Carnivore, ein Restaurant mit Nachtclub, lag an der Ostgrenze des Nairobi National Park, wo die Ausdehnung der stetig wachsenden Vorstadt an dem schlichten Drahtzaun des Nationalparks ein Ende gefunden hatte. Nachdem ein paar Hunde in der Gegend verschwunden waren und man angenommen hatte, das sei auf einen oder mehrere Parkbewohner zurückzuführen, hatte die Nationalparkbehörde widerstrebend zugestimmt, den einfachen Drahtzaun durch einen zwei Meter hohen Maschendraht zu ersetzen. Aber das hatte sich als Augenwischerei erwiesen, und die Einwohner waren immer noch wütend.
    Die Geschäftsführung des Carnivore war den Löwen dankbar für die Ablenkung. Solange die Anwohner sich über die Wildtiere aufregten, lenkte sie das von dem spätnächtlichen Diskothekenlärm ab.
    Die vier Gäste fanden einen Tisch nahe der Tanzfläche, wo Stroboskoplicht über eine dicht gedrängte Menge zuckte, die zu dem durchdringenden Beat aus vier riesigen Lautsprechern schwitzte. Bear kehrte mit den Getränken zurück, und Nancy zerrte ihn auf die Tanzfläche, bevor er sich hinsetzen konnte. Er widersprach der Form halber, dann stürzte er sich begeistert ins Getümmel. Monique bettelte Jack an; als er schließlich aufstand, stieß sie einen aufgeregten Schrei aus, und sie begannen ebenfalls zu tanzen.
    In dem

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