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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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seinem Neffen, George d’Amboise, gehört, der auch Opfer dieses furchtbaren Kampfes wurde, in dem sich Italiener, Franzosen und Österreicher gegenseitig zerfleischen. Charles d’Amboise hielt sich in Florenz auf, als sein betagter Onkel fiel.«
    »Irre ich mich, oder habt Ihr ihn nicht besonders gemocht?«
    »Ich habe Georges d’Amboise gehasst, und er hat es mir mit gleicher Münze heimgezahlt. Aber ich habe nichts gegen seinen Neffen Charles, den ich übrigens mit seiner Frau zu Marguerites Hochzeit eingeladen habe. Er ist ein sehr feinfühliger Mann, der nichts von der Politik seines Onkels hielt. Er ist weder Soldat noch Diplomat – Charles ist Künstler und Mäzen.«
    »Aber so setzt Euch doch, meine Liebe«, sagte Louise und nahm Catherine am Arm. »Ihr wirkt doch sehr erschöpft. Wollt Ihr mir von Alix berichten? Damit werdet Ihr Euren Kummer zwar auch nicht los, aber wenigstens können wir mit einer gemeinsamen Freundin trauern.«
    »Von Alessandro Van de Veere, dem Geliebten von Alix, zu sprechen, heißt auch, von meinem Mann und Bruder zu sprechen. Alle drei waren Gefangene dieses wahnsinnigen Papstes, der sich mehr um die Politik als um seine Kirche kümmert. Keiner der drei
wollte seine Truppen finanzieren. Sie wussten alle, dass sie ihr Geld nie wiedersehen würden. Sire Van de Veere war aber wohl der Einzige, der ihm das Geld quasi versprochen hatte. Deshalb hat er ihm den Tod gewünscht, obwohl Van de Veere Florentiner war.«
    »Aber warum hat Van de Veere sein Versprechen nicht gehalten? Er musste wissen, wie gefährlich das war.«
    »Die Medici haben ihn gezwungen.«
    »Für Sire Van de Veere tut es mir sehr leid. Ich habe ihn sehr geschätzt. Er hat mir geholfen, als ich einen unbegrenzten Kredit für meinen Sohn aufnehmen musste.«
    »Genau darüber wollte ich mit Euch sprechen, Louise. Seine französischen Schuldscheine werden sich in Italien nur schlecht einlösen lassen. Deshalb solltet Ihr sie besser nicht verlängern.«
    »Was ist mit den Zinsen?«
    »Die könnt Ihr hoffentlich behalten. Ich glaube kaum, dass die Italiener Eure Bücher prüfen wollen, was allerdings nicht für die Geldgeber aus Brügge gilt.«
    »Ich verstehe. Alix wird es wohl genauso gehen.«
    »Genau. Ich weiß, dass ihr alles, was in Tours deponiert ist, übergeben wird, sobald die Dokumente in Ordnung sind.«
    »Was sie mit Sicherheit sind, weil Van de Veere bestimmte Verpflichtungen hatte, die er nicht überschreiten durfte.«
    »Wusstet Ihr eigentlich, dass er über seine erste Frau und seine Söhne, die im Palazzo Medici aufwachsen, mit den Medici verwandt ist?«
    Louise schwieg überrascht, setzte sich neben Catherine und sagte: »Ich ahnte es nur. Es heißt, nach seinem Ableben werden die Medici wieder an Macht gewinnen.«
    »Das ist mehr als wahr«, gab ihr Dame Briçonnet recht. »Sie haben bereits verfügt, dass der junge Giovanni di Medici den Papstthron besteigt, wenn Julius II. gestorben ist.«
    »Wie ich bereits sagte, sie scheinen es sehr eilig zu haben.«
    Catherine stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab. Sie war groß und korpulent und nicht gerade anmutig, aber mit ihren wachen Katzenaugen wirkte sie wie eine starke Persönlichkeit, und so waren sie nun auch schon seit einigen Minuten bei dem Thema, über das sie mit der Comtesse d’Angoulême reden wollte.
    »Ich bitte Euch, Louise, hört auf meinen Rat. Wenn Euer Sohn den Thron bestiegen hat, müsst Ihr Euch unbedingt an die Medici halten. Ich garantiere Euch, sie werden immer noch mächtiger. Am besten wäre es, Ihr könntet Euch über eine geschickt eingefädelte Ehe mit ihnen verbünden.«
    Als sie die erstaunte Miene ihrer Freundin sah, musste sie zum ersten Mal wieder lächeln. Sie fasste sich aber gleich wieder und fuhr fort:
    »Ich nehme einmal an, François und Marguerite werden Kinder haben! Also, denkt darüber nach, Louise. Es ist nie verkehrt, Pläne zu machen, und Ihr wisst genauso gut wie ich, dass man nie sagen kann, ob etwas aus ihnen wird oder nicht.«
    »Oh ja, diese Erfahrung habe ich gerade wieder gemacht. Es war die reinste Notlage. Seit endlosen Monaten haben mein Cousin, der König, und ich einen Mann für Marguerite gesucht. Hunderte von Malen sind wir die fraglichen Namen durchgegangen, um sie von der Liste zu streichen, erneut zu diskutieren oder zu verwerfen.«
    Louise war nun auch aufgestanden und schien in Gedanken versunken, als sie unvermittelt fragte:
    »Macht Ihr mir das Vergnügen und bleibt zur

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