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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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antwortete Catherine Briçonnet. »Möchtet Ihr uns vielleicht begleiten? Wir wollen uns vom Fortschritt der Arbeiten überzeugen.«
    Natürlich hatte sie sofort begriffen, dass sie die Kinder d’Angoulême vor sich hatte, und stellte sich dieselbe Frage wie Alix.
    »Ist Gräfin Louise nicht bei Euch?«
    »Ihr müsst wissen, Madame«, antwortete Marguerite höflich, »wir reiten oft ohne Mutter aus.«
    Nachdem sich die erste Wiedersehensfreude gelegt hatte, kamen Alix Bedenken, Louise könnte womöglich verärgert sein, dass sie ihre Kinder Madame Bohier und Sire Van de Veere nicht persönlich hatte vorstellen können, sie hoffte dann aber doch, ihre Freundin wäre klug genug, um vernünftig zu reagieren. Immerhin wäre Alessandro andernfalls im Laufe der nächsten Tage nach Florenz aufgebrochen, ohne die Kinder von Louise kennenzulernen. Es war also ein glücklicher Zufall.
    Marguerite saß wieder auf ihrem Pferd und hatte sich zu Gaston gesellt. Sie arbeitete nämlich schon an ihrem kleinen Plan, der vorsah, Alix und deren Freunde ihrem schwatzhaften Bruder zu überlassen, damit sie mit dem Duc de Nemours unter vier Augen sprechen konnte. Eine Gelegenheit, die sich nicht so bald wieder bieten würde!
    Sie warf einen Blick auf diesen Van de Veere, der Alix gerade etwas zuflüsterte, aber die beiden waren viel zu weit weg, als dass sie etwas verstehen konnte. Ihr Bruder unterhielt sich mit Catherine Briçonnet und war also ebenfalls beschäftigt.
    »Du hast mir längst noch nicht alles gestanden, mein Herz.« »Ich habe dir nicht alles gesagt, Alessandro. Aber muss das denn sein, wenn es zu meinem früheren Leben gehört?«
    »Ich fürchte, du könntest mir etwas Wesentliches aus deiner sagenumwobenen Vergangenheit vorenthalten.«
    »François d’Angoulême hat nur gesagt, dass ich damals auf der Suche nach Jacquou gewesen bin. Und das stimmt auch.«
    »Ist dir denn so allein auf den Straßen nie etwas zugestoßen? Wo hast du geschlafen? Hattest du Geld?«
    Alix zuckte die Achseln.
    »Nein, ich schlief oft im Freien. Manchmal habe ich aber auch
einen Stall, eine Scheune oder einen Bauernhof gefunden, wo ich übernachten durfte. Das war alles nicht weiter tragisch«, seufzte sie.
    Ohne sich um die anderen zu kümmern, sah er ihr in die Augen. Marguerite und Gaston waren weit zurückgefallen, François und Catherine ritten ein Stück vor ihnen.
    »Natürlich! Dir ging es einzig und allein darum, diesen jungen Mann zu finden.«
    Alix antwortete nicht. Alessandro lenkte sein Pferd so nah an ihres heran, dass Jason erschrocken wieherte und einen Satz zur Seite machte. Alix musste ihn beruhigen.
    »Ich wünschte, du würdest mich so lieben, wie du diesen Jungen geliebt hast, auf den ich manchmal richtig eifersüchtig bin. Kannst du das, mein Herz? Würdest du auf den Straßen nach Florenz umherirren, um mich zu finden? Würdest du wieder schlechtem Wetter und Wegelagerern trotzen?«
    »Vielleicht.«
    »Dein Herz sagt nicht ja.«
    »Es ist nicht mein Herz, das zögert, Alessandro, sondern mein Verstand.«
    Alix drehte sich um und sah François und Catherine auf sie zukommen. Ihre Pferde gingen nebeneinander, und die beiden waren in ein angeregtes Gespräch vertieft.
    »Während Ihr Euer kleines tête-à-tête hattet, haben wir uns miteinander bekannt gemacht, meine liebe Alix. François und ich haben eben beschlossen, wir wollen die Strecke zum Wald von Chenonceau im Galopp zurücklegen.«
    »Madame Bohier …«, begann François.
    »Nennt mich bitte Catherine, Comte d’Angoulême. Dafür will ich Euch François nennen, bis zu dem Tag, an dem Ihr den Thron besteigt.«
    Das war dem jungen Grafen nur recht, der schließlich nichts anderes im Sinn hatte, als höflich zu den Damen zu sein. Von klein auf hatte er gelernt, dass man den Frauen nicht widersprechen solle, was im Übrigen ausgezeichnet zu seinem charmanten und unkomplizierten Wesen passte.
    »Sehr gut, Catherine, alles geschieht, wie Ihr es wünscht«, sagte er und wedelte zustimmend mit der Hand.
    Dann ließ er Pegasus tänzeln, den er am kurzen Zügel hielt. Das Bearner Pferd war zwar kräftig gebaut und ein wenig schwerfällig, aber mit seiner langen schwarz glänzenden Mähne und dem dichten Schwanz ein schöner Apfelschimmel, der seinem Herrn zu gefallen alles tat, was der wollte.
    Das Pferd begann fröhlich zu wiehern und drehte sich perfekt im Kreis. Es gab kaum etwas, was François so viel Freude bereitete, wie seine Reitkünste zu zeigen. Dann taxierte

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