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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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zuwinkte, im Stall treffen.«
    »Und dann?«, fragte der Duc de Nemours neugierig.
    »Dann hat sie mit dem Glücklichen einen Ausritt in die umliegenden Wälder gemacht«, fuhr François fort.
    »Ihr seid allein mit Eurem Galan ausgeritten?«
    »Nein, natürlich nicht!«, protestierte Marguerite lachend. »François machte sich immer einen Spaß daraus, uns auf seinem kleinen Pony im gestreckten Galopp einzuholen. Wir ritten durch den Wald, ruhten uns im Schatten aus und redeten davon, dass François eines Tages König sein wird.«
    »Hattet Ihr viele solche Rendez-vous?«
    »Ach, das waren doch nur Kinderspiele! Aber jetzt bin ich erwachsen. Wisst Ihr, wie alt ich bin?«
    »Marguerite ist sechzehn«, erklärte François ungeduldig.
    »Und Ihr, Gaston, wie alt seid Ihr?«, fragte Marguerite weiter.
    »Gaston ist acht Jahre älter als ich, aber ich kämpfe beinahe genauso gut wie er. Er brachte mir einige erstaunliche Hiebe bei, mit denen ich Bonnivet und vor allem Montmorency besiegen werde, der sich für den größten Fechtmeister hält.«
    »Also – wohin wollen wir reiten?«, fragte Gaston.
    François sah seine Schwester plötzlich besorgt an. Irgendetwas bekümmerte ihn offenbar, und Marguerite wollte ihn beruhigen.
    »Ich habe Blanche gesagt, wo ich bin. Sie hatte nicht das Herz und vor allem nicht die Autorität, mir diese kleine Eskapade zu verweigern. Ich versprach ihr, in ein bis zwei Stunden zurück zu sein.«
    »Und was ist mit Mutter? Was wird sie dazu sagen?«, fragte der Bruder und schien gar nicht beruhigt.
    Marguerite lächelte François an, weil sie sich in ihm wiedererkannte,
als er wegen seiner Sorge um die Schwester und seinen Bedenken wegen ihrer Mutter an sie appellierte.
    »Mach dir keine Sorgen. Blanche soll ihr sagen, wo wir sind, ehe wir zurück sind, damit sie uns nicht etwa vermisst.«
    »Also gut, wohin wollen wir reiten?«
    Der Duc de Nemours hatte es offensichtlich sehr eilig wegzukommen. Bestimmt befürchtete er, ein Lakai oder ein Zimmermädchen könnte die jungen Ausreißer daran hindern, den Hof von Schloss Amboise zu verlassen. Deshalb schwangen sie sich eilig auf ihre Pferde und machten sich aus dem Staub.
    »Lasst uns an den Cher reiten!«, rief François und gab seinem Pferd die Sporen.
     
    Sie ließen das Ufer der Loire hinter sich und ritten in Richtung Cher, der friedlich und träge zwischen goldenen Sandbänken, hohen Weiden, Birken und Ulmen dahinfloss. Von den Böschungen duftete es nach Ginster und Schilfröhricht.
    Als sie ein lichtes Wäldchen durchquerten, um in den wildreichen tiefen Wald zu kommen, hörten sie plötzlich Hufschlag.
    »Seid einmal leise!«, rief Marguerite und spitzte die Ohren, »es sind mindestens zwei oder drei Pferde.«
    »Vielleicht sogar vier«, meinte François. Er ritt viel schneller als seine beiden Begleiter, die sich unterhalten wollten, machte aber ständig Umwege, um zu ihnen zurückzukommen, ehe er wieder losgaloppierte.
    »Es sind drei«, rief er, »ich kann sie sehen. Sie unternehmen wohl einen Spazierritt. Reiten wir ihnen entgegen!«
    Die fremden Reiter näherten sich auf einem anderen Weg dem Fluss. An einer Wegkreuzung standen sich die Pferde schließlich gegenüber.
    »Alix!«, rief Marguerite begeistert.
    Alix winkte ungestüm und zügelte ihr Pferd. Sie hatte sie also auch erkannt.
    »Marguerite! François!«, antwortete sie.
    Sie sprangen vom Pferd und umarmten sich freudig.
    »Wo ist denn Eure Mutter?«
    »Aber, Alix!«, protestierte Marguerite, »habt Ihr etwa vergessen, dass Ihr schon mit sechzehn allein auf Eurem Muli unterwegs wart?«
    »Wo wolltest du denn noch so jung allein hin, mein Herz?«, wollte Van de Veere sofort wissen.
    »Sie war auf der Suche nach dem Mann ihres Lebens, nach ihrem geliebten Jacquou«, rief François ungestüm.
    Doch dann schwieg er verlegen, weil ihm jetzt erst auffiel, dass der Kavalier, der dicht neben Alix ritt, sie »mein Herz« genannt hatte. Er sah zu Marguerite, die genauso überrascht schien wie er, aber das Staunen wich gleich einem fröhlichen Durcheinander. Alix stellte Alessandro Van de Veere vor und François Gaston de Foix, den Herzog von Nemours.
    Blieb nur noch die Reiterin, die sich diskret zurückgezogen hatte.
    »Darf ich vorstellen? Catherine Briçonnet, verheiratete Bohier«, sagte Alix, »die uns nach Chenonceau mitnimmt.«
    »Nach Château Chenonceau!«, rief François interessiert. »Wie ich hörte, wird das Schloss wieder aufgebaut.«
    »Noch nicht, aber bald«,

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