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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Handrücken über die Stirn.
    »Meine Cousine ist gewiss das hübscheste Mädchen aus dem Hofstaat von Königin Anne. Durftet Ihr sie bereits kennenlernen?«
    François antwortete nicht und stürzte sich wieder in den Kampf. Nach jedem Ausweichschritt sah Nemours zu dem Fenster hinauf. Marguerite war zurückgekommen, ihre Gestalt zeichnete sich im Fensterrahmen ab.
    »Was hieltet Ihr davon, wenn Françoise de Foix zu Eurem nächsten Ball kommen würde?«, fragte er amüsiert.
    »Soll das etwa heißen, Ihr könntet das arrangieren?«Nemours Degen streifte kühn den Kopf von François, der sich duckte und sofort wieder zum Angriff überging.
    »Der war auch nicht schlecht!«, musste François zugeben. »Mein Fechtmeister würde sagen, Euer Stil ist nicht immer klassisch. Ich finde ihn eher fantasievoll, aber er gefällt mir.«
    Wieder stießen die Degenspitzen klirrend aneinander, geschmeidig
bewegten sich die beiden jungen Männer, sprangen hin und her, flink bewegten sie ihre Arme. Trotz allen Ungestüms blieben sie höflich und hielten sich an die Regeln.
    »Verschafft mir einen Tanz mit Marguerite d’Angoulême, dann sorge ich dafür, dass Ihr mit Françoise de Foix tanzen dürft – obwohl ich finde, Ihr seid noch etwas jung«, sagte der Herzog von Nemours.
    Beim nächsten Hieb streifte François das Gesicht seines Freundes. Nemours ging blitzschnell in die Hocke und kam genauso unversehens wieder auf die Beine.
    Mit einem Blick prüfte er, ob Marguerite ihnen wieder zusah, und stellte zufrieden fest, dass sie sich an das Fensterbrett lehnte.
    »Ich habe gehört, Eure Schwester soll den Herzog von Kalabrien heiraten?«
    »Ach was, das sind alles nur Absprachen, die sich schnell wieder in Luft auflösen. Wen auch immer Marguerite heiratet, sie wird Frankreich nicht verlassen.«
    Wieder sah Nemours zu ihrem Fenster, aber Marguerite war verschwunden. Madame de Chatillon hatte nach ihr gerufen.
    »Mir scheint, Ihr habt nur noch Augen für diesen schönen Kavalier, der mit Eurem Bruder kämpft!«
    »Nie zuvor habe ich einen derart schönen Fechtkampf gesehen«, begeisterte sich Marguerite. »François ist hervorragend, und der Herzog von Nemours …«
    »Ihr müsst ihn vergessen, Marguerite. Ihr werdet ihn nicht heiraten.«
    »Aber auch nicht den Herzog von Kalabrien, Blanche. Überhaupt keinen Prinzen aus dem Ausland. Ich werde Frankreich auf keinen Fall verlassen, also spielt es keine Rolle, wie mein zukünftiger Gatte heißt.«
    »Das klingt schon ein wenig vernünftiger«, seufzte Madame de
Chatillon. »Trotzdem solltet Ihr den Duc de Nemours vergessen. Er kann nicht Euer Ehemann werden.«
    »Das könnt Ihr doch gar nicht wissen«, entgegnete Marguerite verärgert. »Er hat jedenfalls noch keine Frau gefunden.«
    »Ihr meint wahrscheinlich, dass man ihm noch keine Frau gegeben hat. Und wenn es dazu kommt, werdet es nicht Ihr sein, Marguerite.«
    »Und für wen hat man mich dann bestimmt?«
    Sie trat auf Madame de Chatillon zu – zwar nicht voller Wut, weil ihr dieses Gefühl fremd war –, aber mit einer derart übertriebenen Hast, dass sich Prunelle ans andere Ende des Zimmers flüchtete.
    »Ihr wisst etwas darüber und wollt es mir nicht sagen!«
    »Ihr solltet aufhören, Euch in die Freunde Eures Bruders zu verlieben. Ihr wisst doch, dass es keinen Sinn hat, Marguerite. Ihr seid für andere Männer bestimmt.«
    »Und für wen, wenn ich fragen darf, außer dem Herzog von Kalabrien?«
    Als Madame de Chatillon schwieg, regte sich das junge Mädchen nur noch mehr auf.
    »Für wen, Blanche? Ich will es aus Eurem Mund hören.«
    Marguerites Wangen hatten den rosigen Teint verloren, der ihr eben noch so gut gestanden hatte. Ihre ganze Freude war dahin, aber sie wollte nicht nachgeben.
    »Wie heißt der Mann, Blanche, welcher Name wird hinter Eurem Rücken geflüstert?«
    »Man spricht von Heinrich VII.«
    »Heinrich VII.!«, stammelte Marguerite. »Aber er ist fast fünfzig!«
    »Er ist Witwer und sucht eine Frau aus dem französischen Hochadel.«
    »Für den König von England ist mein Vermögen aber viel zu gering«, entfuhr es Marguerite zornig.
    »Seines ist groß genug für zwei«, entgegnete Blanche.
    Sie versuchte Marguerite zu beruhigen, die heftig gestikulierte.
    »Wie es heißt, geht es ihm nicht um die Mitgift.«
    »Ich kann mir denken, dass es ihm nicht darum geht. Vermutlich sehnt sich der alte englische König eher nach frischem Blut. Ich nehme an, er ist begeistert von der Vorstellung, dass ich

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