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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Tuur, hatte sich ein alter Mann in einem Bierfass ertränkt, und in einem Städtchen im Rotlaubwald hatte ein Schmied seine eigene Schmiede angezündet und sich und seine ganze Familie verbrannt. Niemand konnte sich daran erinnern, dass so etwas jemals zuvor geschehen war, denn jetzt waren es die Dämonen, die an allem Übel schuld waren.
     
    Die Reichen wollten die Furcht vor den Dämonen von der Stadt fern halten, doch indem sie das Stadtheer zum Böttcher entsandten, machten sie einen großen Fehler. Denn jetzt packten die Händler ihre Buden zusammen und setzten die Segel. Zuerst segelten die Kretter davon, sie waren bekannt für ihren Aberglauben, doch dann ruderten auch die Arer in ihren Langschiffen aufs Meer hinaus. Und eines Tages sammelten sich dann die Fonorer auf dem Marktplatz und ritten auf der Ebene davon, gefolgt von den Nordmännern, die sich schnaubend auf den Weg über die Hügel im Norden machten.
    Bald blieben nur noch die Kruginer zurück, und jetzt begann die Jagd auf die Dämonen. All der neidische Argwohn, der in den Köpfen der Kruginer gesteckt und leise gegärt hatte, flackerte plötzlich wie ein Feuer voller Hass auf. In der Mühle, in der sich die Menschen getroffen hatten, um Bier oder Wein zu trinken und zu reden und sich über den Kornpreis auszutauschen, schwirrten jetzt die Anschuldigungen über die Tische. Irgendjemand musste ja die Schuld an dem Unglück haben, das die Stadt so plötzlich heimgesucht hatte. Jeder, der nicht so aussah wie alle anderen, der hinkte, nur ein Auge hatte oder sich merkwürdig aufführte, wurde verdächtigt. Viele boten Gold, um mit den Handelsschiffen nach Süden reisen zu können, aber die Seeleute waren nur selten bereit, sie mitzunehmen. Ja, es geschahen grausame Dinge in Krugant, Dinge, über die ich am liebsten nicht sprechen würde. Und während der ganzen Zeit, in der die Menschen auf der Jagd nach dem Schuldigen des Tages durch die Straßen hasteten, war Karain unter der Klapptür im Keller verborgen. Er hörte, was geschah, und des Nachts, wenn er durch die Spalte der Fensterläden lugte, sah er, wie das Stadtheer mit seinen Fackeln die dunklen Nischen absuchte.
    Während des Tages schlief er. Seine Träume waren wie immer, er sah Städte, in denen Vögel die Turmspitzen umkreisten. Und er selbst stand auf der höchsten Spitze unter dem Himmel und flatterte mit den Flügeln. Er schrie wie sie und übte – wie ein Möwenjunges – zu fliegen.

Erste Schneeflocke
     
    J etzt müssen wir Karain verlassen und uns weit nach Norden und ein wenig nach Westen begeben. Wir müssen in den Westwald hineinwandern.
    Ja, ich weiß, Nin, der Westwald ist ein unheimlicher Ort. Du brauchst aber keine Angst zu haben. Ich werde langsam erzählen und Pausen machen, wenn ihr wollt. Und wenn ihr mich fragt, wie ich von einem Ort erzählen kann, an dem ich doch nie gewesen bin, sage ich euch, dass es nicht stimmt, was euch eure Eltern erzählt haben. Ich wurde nicht von den Vögeln hierher gebracht. Ich wurde nicht von gefiederten Wesen hierher geflogen, auch wenn ich deren Sprache spreche. Ich habe Länder gesehen, von denen eure Eltern nur träumen können. Und alles geschah im Laufe dieses einen Winters vor ach so vielen Jahren. Ich habe Kragg gefragt: Warum hast du mich nach deiner letzten Botschaft so lange leben lassen? Warum hast du mich hier sitzen und warten lassen? Drei Generationen von Menschen sind geboren und gestorben, seit das Felsenvolk fortgezogen ist, und was bin ich für das neue Volk anderes als bloß ein Alter, über den sie lachen können? Ich habe gefragt, Freunde. Aber Kragg gibt keine Antwort. Seid also nicht enttäuscht, wenn die Geschichte so früh in Karains Leben endet. Denn die letzte Frage werde ich erst beantwortet bekommen, wenn die endgültige Verwandlung geschehen ist.
    Aber hilf mir jetzt, Ekri, schneid mir ein Stück Fleisch von dem Stück ab, das mir dein Vater gegeben hat. Ich bin so hungrig, und ein paar Bröckchen Hirschkeule kommen jetzt gerade recht. So, ja. Ich stecke die Stückchen auf den Spieß hier und halte sie übers Feuer. Du bist ein lieber Junge, kleiner Tenn, hilf mir, das zähe Fleisch aufzuspießen. Die Fremden, die hierher kommen, sagen, ich sei hässlich, und wenn sie glauben, dass ich sie nicht höre, fragen sie sich, was für ein Wesen ich bin. Aber ihr habt keine solchen Gedanken, und deshalb seid ihr gute Menschen. Ja, meine Hände zittern, aber meine Krallen sind ebenso gut wie Finger. Danke, und mögen

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