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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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unten in den länglichen Kreis, »dass es ein Boottier gibt, das von Krugant aus in zwei Tagen in die Stadt der Fischer segelt. Deshalb…«
    Loke schluckte, denn er wusste, dass er im Begriff war, etwas Ungeheuerliches zu sagen. »Deshalb, wenn wir wollen, dass der Gamle wieder gesund wird, müssen wir segeln.«
    Er sah zu den anderen auf. Bile und Vile hatten ihre Münder aufgerissen, und Bul raufte sich seinen Bart. Das Meer war für die Waldgeister unbekanntes Areal, ein unsicherer Ort, bevölkert von. Den Großen.
    Loke legte ein paar Zweige auf das Feuer.
    »Lasst mich hören, was ihr denkt. Bile?«
    Biles Mundwinkel zuckten, und er wandte sich an Vile, aber auch Vile vermochte nichts zu sagen.
    Da schaute Bul von seinem Bart auf.
    »Das Meer…«, sagte er und schob sich seinen Hut tief in die Augen, auf dass er noch düsterer aussah als sonst, »das ist ein Ernster und sehr Gefährlicher Plan.«
    »Aber wir haben doch kein Boot!«, rief Vile plötzlich. Er hatte nachgedacht und war zu dem Ergebnis gekommen, dass man nicht segeln kann, wenn man kein Boot hat.
    »Dann müssen wir wohl laufen«, fügte Bile hinzu. Die Brüder sahen sich an und nickten, erleichtert darüber, dass sie nun doch nicht solch dummdreiste Sachen anstellen mussten, wie sie Loke vorgeschlagen hatte.
    »Ich habe gehört…« Bul sprach unter dem Hut mit sich selbst. Er versuchte immer, die Brüder mit schlauen Gedanken zu übertrumpfen, und jetzt war er auf etwas wirklich Schlaues gekommen. Auch er wollte eigentlich nicht aufs Meer, aber er konnte es sich nicht verkneifen, schlauer und mutiger zu tun als Bile und Vile.
    »Ich habe von einem Troll gehört, der sich im Magen eines Schiffes versteckt hat und auf diese Weise bis hinüber auf die andere Seite des Meeres gesegelt ist.«
    »Natürlich!«, rief Loke. Bul dachte an die Geschichte, wie die Trolle in die Wälder im Osten des Meeres gekommen waren, eine Geschichte, an die kein richtiger Waldgeist wirklich glaubte. Aber Bul hatte, ganz unerwartet, eine gute Idee.
    »Wir werden uns in die Stadt-Der-Großen schleichen, ganz bis hinunter, wo sie ihre Boottiere haben.« Loke lehnte sich zum Feuer vor und flüsterte Bile und Vile zu. »Dort werden wir heimlich an Bord gehen und uns im Magen des Boottieres verstecken. Und wenn wir angekommen sind, springen wir an Land.«
    Vile und Bile versuchten etwas zu sagen, doch der Plan, den Loke ihnen offenbarte, erschien ihnen so unbegreiflich gefährlich, dass keiner auch nur eine Silbe über die Lippen brachte.
    »Gut«, sagte Loke und verwischte die Striche auf dem Boden. »Gut, dass wir alle der gleichen Meinung sind. Dann gehen wir morgen nach Krugant.«
    Mit diesen Worten zog er die Decke aus seinem Rucksack und machte es sich neben dem Feuer bequem. Und Bile sah zu Vile, Vile zu Bul, und Bul zuckte mit den Schultern und versuchte, unschuldig auszusehen.

Rindengesichter und Löwenzahnwein
     
    D ie Kruginer konnten Schnee noch nie leiden. Für sie bedeutete der Winter eine Zeit ohne Handel. Da blieb der Hafen leer, und wo sonst Stimmen brodelten, schlugen die Seile an die Masten der festgefrorenen Fischerboote. Der Schnee, der sich auf die Gassen gelegt hatte, durfte in Frieden liegen bleiben. Denn nach der Jagd auf die Dämonen und der Flucht der Händler hielten sich die Menschen am liebsten hinter verschlossenen Türen auf.
    Und jetzt bitte ich euch, mich zu verstehen, Freunde. Ärgert euch nicht, grämt euch nicht, denn Karain war niemals verbittert. Sein Vater hatte keine andere Wahl. Die Nachbarn hatten begonnen, sich zu fragen, warum die Böttcherfamilie, die sonst immer so gastfreundlich gewesen war und sie des Abends oft nach Hause zu sich eingeladen hatte, jetzt nach Sonnenuntergang immer ihre Tür verschlossen hatte. Während der ganzen Nacht sahen sie Licht hinter den geschlossenen Fensterläden, und einige waren misstrauisch geworden.
    »Karain lebt«, hatte der Bäcker, der auf der anderen Seite der Straße wohnte, behauptet. Er war im Wirtshaus und leerte Krugants letzte Flasche tuurischen Weins. »Sie halten ihn wie eine Ratte versteckt.«
    Der Böttcher hatte mit seiner Frau gesprochen. Er wusste, dass Karain verschwinden musste, aber sie konnten nicht mit ihm gehen, denn das Neugeborene war gerade erst fünf Monate alt. Der Böttcher spielte mit dem Gedanken, seine anderen Söhne zu bitten, sich um die Werkstatt zu kümmern, während er mit Karain fortreiste, doch dann fragte er sich, was geschehen würde, wenn der Muru

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