Die Traenen Des Drachen
Schwarz den Himmels.
Wir waren am richtigen Ort. Hier mussten wir hinunter.
Wir lagerten unter dem Felsvorsprung. Ich band unsere Taue zusammen, wie ich es bei den Seeleuten gesehen hatte, löste die Enden, verknotete die einzelnen Fasern und schnitt dann einen Faden ab, um damit die Seilschöße zu umwickeln.
Als das Kletterseil fertig war, gab ich es Loke.
Er legte es um einen Stein, klemmte es unter den Arm und legte sich nach hinten.
»Gutes Handwerk.« Er zerrte an den Verknotungen und ließ das Seil dann zu Boden fallen. »Das werden wir morgen brauchen.«
Dann tätschelte er meine Krallenfinger und lächelte.
»Doch jetzt müssen wir schlafen. Wir sollten das wenige, das uns von der Nacht noch bleibt, nutzen, um wieder zu Kräften zu kommen.«
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Felswand und spürte, dass er Recht hatte. Ich schaffte es nicht einmal mehr, die Schafsfelle auszurollen.
Kirgit war im Schlaf bei mir. Meine Träume führten zu ihr. Sie umarmte mich, damit ich nicht fror, wärmte meine Hände, und ich empfand Frieden. Doch mit einem Mal stand sie auf und ging ohne ein Wort davon. Ich blieb alleine im Dunkel zurück und spürte, wie der Boden zu zittern begann. Weit entfernt hörte ich ein Sausen, wie ein Wind, der sich näherte. Das Sausen wurde zu einem Dröhnen, als ob all der Schnee auf dem Berg lebendig und zu einem gewaltigen Krieger geworden wäre. Und vielleicht war es auch so, denn als Loke schrie und mich aus dem Schlaf rüttelte, brüllte mich der Schneeriese an, als wollte er mir den Gnadenstoß versetzen.
»Hak den Speer irgendwo ein und halt dich fest!« Ich sah noch ein Stück seines Bartes, bevor sich der Waldgeist, den Speer wie ein Pickel im Fels verankert, zu Boden warf. Dann drehte ich mich um, und der Eisriese schlug zu.
Die Lawine wälzte mich auf die Seite und hob mich an. Der Himmel schoss auf mich zu, und dann schwebte ich über die Kante in den Abgrund. Ich fiel mit dem Schnee und dachte, dass ich, der ich Federn hatte und mit den Vögeln sprach, fliegen könnte, doch ich hatte noch immer Arme, keine Flügel. Während des Sturzes tasteten meine Krallen nach etwas, an dem ich mich festhalten konnte, und das Seil berührte meine Hand. Ich weiß noch, dass ich es um mein Handgelenk wickelte und hoffte, dass es oben noch immer befestigt war. Das alles geschah im Laufe nur eines einzigen Augenblicks. Der Ruck war so hart, dass ich glaubte, mein Arm würde aus meiner Schulter gerissen. Schneemassen prasselten über mich, und es schien kein Ende nehmen zu wollen, doch schließlich wurde es still.
Ich hing wie eine Spinne an ihrem Faden. Das Seil hatte sich um meine Krallen gewickelt und die Haut meines Handgelenks aufgerissen. Ich spürte, wie das Blut in den Ärmel meiner Jacke rann. Dann schwang ich mich herum und fand mit der anderen Hand Halt in einer Felsspalte. Ich zog mich heran, bis ich mich mit meinen Füßen auf einen Eiswulst stellen konnte, packte mit der anderen Hand das Seil und klammerte mich an die Felswand. Als ich den Schnee wegtrat, stieß ich unter dem Eis auf eine Felsenhöhle, löste das Seil und hockte mich hinein.
Erst jetzt dachte ich an die Waldgeister. Waren sie dem Schnee gefolgt? Ich warf einen Blick auf die gewaltigen Felsbrocken viele Mastlängen unter mir. Wenn sie dort lagen, waren sie von einer mehr als mannshohen Schneedecke begraben. Zum ersten Mal seit mein Vater mich verlassen hatte, spürte ich die Einsamkeit. Ich sah, wie das Blut von meinem Handgelenk troff, kümmerte mich aber nicht darum. Ich weinte, ließ das Tau los und hätte ebenso gut in die Tiefe stürzen können. Doch da hörte ich, wie sich jemand unmittelbar vor mir schnäuzte, wie ein alter, erkälteter Mann. Ich blickte nach oben, und dort hing Loke. Er hatte das Seil zwischen seine Rindenstiefel geklemmt.
»Hier bist du?« Er lächelte schief, bewegte das Tau und ließ sich unmittelbar neben mich plumpsen. »Ich habe deinen Rucksack und deine Skier festgehalten.«
Das Seil verschwand nach oben.
»Leg es doppelt!« Loke schrie nach oben. »Dann können wir es mitnehmen!«
Er runzelte die Stirn und blickte auf meine Hand hinab.
»Du bist verletzt!« Er legte meine Krallenhand auf seinen Schoß und begann seine Taschen zu durchstöbern. Schließlich holte er einen dünnen Schal unter seinem Bart hervor.
»So.« Er wickelte ihn um die Wunde, während meine Skier und mein Rucksack vor uns hin und her baumelten. »Jetzt bist du so gut wie neu.«
Er
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