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Die Traenen des Mangrovenbaums

Die Traenen des Mangrovenbaums

Titel: Die Traenen des Mangrovenbaums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne de Witt
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mit all seinen europäischen Häusern entfernt! Sie fragte ihren Begleiter, und er bestätigte ihr, was schon Dr. Semmelbrod über die Pflanzungen gesagt hatte: In der fruchtbaren Lavaerde wuchs alles doppelt und dreifach und mit einer geradezu beängstigenden Geschwindigkeit. Man konnte förmlich zusehen, wie die Ranken über den Pfad griffen und sich die fette Vegetation aus dem Boden emporschlängelte. Wo eben noch ein gut ausgetretener Pfad gewesen war, spannte sich im nächsten Augenblick ein undurchdringliches grünes Netz. Die Pflanzer, so erklärte er ihr, mussten ständig Arbeitertrupps aussenden, denn was nicht mindestens einmal in der Woche mit der Machete abgehauen wurde, überwucherte die Wege wie die Dornenranken Dornröschens Schloss.
    »Wie lange leben Sie schon hier, Mijnheer Zeebrugge?«, fragte Anna Lisa ihren Begleiter. Es war eine vorsichtige Umformulierung der Frage: Wie lange hält man es hier aus?
    »Etwa achtzehn Jahre.«
    »Achtzehn Jahre! Da müssen Sie ja als ganz junger Mann hierhergekommen sein? Und Sie sind auch Pflanzer?«
    »Ein bisschen. Ursprünglich war ich Kolonialbeamter, aber die Bürokratie liegt mir nicht und die holländische Bürokratie schon gar nicht.« Ein bitterer Zug verkrampfte seinen Mund. »Also habe ich den Dienst quittiert und mich zurückgezogen, bebaue mein kleines Landstück und bin im Übrigen eine Art Agent für alle möglichen Verhandlungen und Vermittlungen.« Dann, als sei ihm das Thema plötzlich unangenehm, wechselte er rasch zu einer Frage. »Kannten Sie Herrn Wolkins?«
    »Nein. Mein Mann kannte ihn auch nur vom Hörensagen. Ich glaube zudem nicht, dass er sich darauf freute, ihn kennenzulernen.«
    Zeebrugge lächelte sarkastisch unter seinem zottigen Schnurrbart. »Henry Wolkins war ein Ekel, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben. Ein überaus tüchtiger Verwalter, das muss man ihm lassen, aber darüber hinaus weiß ich wenig Angenehmes über ihn zu sagen. Es ging ja auch sofort das Gerücht um, er sei gar nicht an Typhus gestorben, sondern vergiftet worden. Irgendjemand hätte sich den Ausbruch der Seuche zunutze gemacht, um ihn aus dem Wege zu schaffen. Ich glaube das nicht, aber andererseits würde es mich nicht wundern, wenn es doch so gewesen wäre. Seine Angestellten und Arbeiter hassten ihn, Europäer und Einheimische gleichermaßen. Sie blieben nur bei ihm, weil er Zuckerbrot und Peitsche im steten Wechsel sehr geschickt zu handhaben wusste.« Er begann erneut mit einem anderen Thema. »Werden Sie jetzt überhaupt in Java bleiben?«
    »Das ist eine Entscheidung, die Simeon treffen muss.« Was sonst hätte sie sagen sollen? Er war der Statthalter seines Vaters und der Herr ihrer Ehe. Aber zugleich dachte sie an den fast gehunfähigen Mann, der mit glasigen Augen im Bett lag und die Wunde liebkoste, die er sich in seinem Jähzorn selbst zugefügt hatte. Plötzlich hatte sie Elsas brüchige Stimme im Ohr: »Alles an ihm ist krank. Sein Körper, sein Verstand, seine Seele. Das ist nicht seine Schuld, und Sie dürfen es ihm nicht anrechnen, aber stellen Sie sich je eher, desto besser darauf ein, dass er sich auf Ihren Arm stützen wird, nicht Sie auf den seinen.«
    Ja, wenn sie einen Mann wie Dr. Lutter an ihrer Seite gehabt hätte oder auch einen wie Edgar Zeebrugge, dann wäre ihr die ganze Situation weniger hoffnungslos erschienen. Ihr Blick flitzte unter gesenkten Lidern zu dem Reiter an ihrer Seite hinüber. Sein langlockiges Haar, der buschige Schnauzer und Kinnbart und die grobe Kleidung verrieten, dass er sich selten in städtischer Gesellschaft aufhielt. Wahrscheinlich, dachte sie mit einem Lächeln, war das, was er jetzt anhatte, seine Sonntagskleidung!
    »Natürlich«, fügte sie hinzu, »könnten wir wieder zurückfahren, nachdem hier alles in Trümmern liegt, aber …« Von jäher Bitterkeit überkommen, stieß sie hervor: »Sein Vater wird es ihm wahrscheinlich zum Vorwurf machen, dass hier der Typhus ausgebrochen ist!«
    Zu ihrer Überraschung reagierte Zeebrugge mit einem rauen Lachen und der Bemerkung: »Ja, das kann ich mir vorstellen.« Und angesichts ihres verblüfften Gesichtsausdrucks fuhr er fort: »Liebe junge Frau, die Missstimmung in der Familie Vanderheyden ist hier allgemein bekannt. Man weiß, dass der alte Herr seinen legitimen Sohn hasst und verachtet und die Plantage viel lieber dem Bastard geben würde, der wahrscheinlich auch mehr damit anzufangen wüsste; er soll ja ein sehr tüchtiger Bursche sein.«
    »Wie! Das

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