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Die Traenen des Mangrovenbaums

Die Traenen des Mangrovenbaums

Titel: Die Traenen des Mangrovenbaums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne de Witt
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befangen als sie selbst. Eine leichte Röte stieg in seine Wangen, er stand mit den Händen auf dem Rücken da, während der Kaffeehändler an seiner statt das Wort ergriff. In wohlgesetzten Worten sprach Bartimäus, es sei ihm eine Ehre und eine Freude, sie als zukünftige Gattin seines Sohnes zu begrüßen, eine Verbindung, von der die Reederei ebenso wie die Kaffeefirma profitieren würde.
    Anna Lisa, die genau wusste, was von ihr erwartet wurde, antwortete: »Ich danke meinem Vater für die Umsicht, mit der er meinen Gatten gewählt hat, und freue mich, Sie als meinen Schwiegervater und Ihren Sohn als meinen zukünftigen Gatten kennenzulernen.«
    Danach herrschte Schweigen, bis der Kaffeehändler seinen Sohn in den Rücken knuffte und mit gedämpfter Stimme aufforderte: »Sag endlich etwas!«
    Simeon öffnete die großen Augen, als erwachte er allmählich aus einer Trance. Lange hing sein Blick an ihr, so lange, dass sein Vater schon dazu ansetzte, ihn ein weiteres Mal zu stoßen. Dann sprach er. Mit weicher Stimme, deren Schmelz nur durch seinen heiseren holländischen Akzent gestört wurde, sagte er: »Sie erscheinen mir sehr schön und lieb, und ich wünsche, Sie können mich mögen.«
    Anna Lisa, die eine weitere formelhafte Rede erwartet hatte, war überrascht, und völlig aus dem Konzept gebracht erwiderte sie: »Oh – schön finde ich Sie auch, und ich glaube, ich – ja, ich mag Sie. Verzeihen Sie.«
    Lobrecht warf seinem Sohn mit verdrehten Augen einen Blick zu, dann wandte er sich entschuldigend an den Kaffeehändler.
    »Meine Tochter ist noch ein halbes Kind und ein wenig naiv; Sie müssen ihre Unbeholfenheit entschuldigen. Carl Gustav«, sprach er seinen Sohn an, »willst du mit Mijnheer Vanderheyden und deiner Schwester einen Spaziergang durch den Garten machen, während ich mich mit meinem Geschäftsfreund auf ein Gläschen zusammensetze? Es ist ja noch etwas Zeit bis zum Abendessen.«
    Carl Gustav erhob sich sogleich, nahm seinen zukünftigen Schwager kameradschaftlich am Ellbogen und steuerte ihn vor sich her durch die Tür. Der Fila Brasileiro sprang auf und folgte seinem Herrn auf seinen dicken Pfoten so leise wie eine Katze, während Anna Lisa verlegen hinterherlief. Sie hatte sich ernstlich bemüht, sich wohlerzogen zu benehmen, aber Simeon hatte sie völlig durcheinandergebracht, sodass sie nichts als Unsinn geredet hatte. Sicher war ihr Vater ärgerlich. Nun, wenigstens ging es ihrem zukünftigen Gatten nicht anders: Bevor sie die Tür hinter sich schloss, hörte sie deutlich, wie der alte Kaffeehändler ihm hinterherzischte: »Tölpel!«
    Carl Gustav wenigstens wusste sich zu benehmen. Er plauderte freundlich mit dem Gast, während er ihn in den Garten führte, und dort zog er sich so diskret zurück, dass sie zwar zu dritt spazieren zu gehen schienen, die Brautleute aber die Möglichkeit hatten, unter vier Augen miteinander zu sprechen. Wenigstens eine kurze Gelegenheit sollten sie haben, einander persönlich kennenzulernen, ehe der Pfarrer sie für Zeit und Ewigkeit miteinander verband. Sie schlenderten, auf den Fersen gefolgt von dem samtpfötigen Hund, die verschlungenen Wege zwischen den Rasenflächen und Lorbeerhecken entlang. Erst fiel ihnen beiden das Reden schwer, aber dann fragte Simeon plötzlich: »Man zwingt Sie doch nicht, mich zu heiraten, oder?«
    Es klang so besorgt, dass sie hastig antwortete: »Aber nein, keineswegs. Mein Vater hat es mir freigestellt, jeden Bewerber abzulehnen, den ich um keinen Preis möchte.«
    »Das freut mich«, sagte er. »Es würde mich sehr unglücklich machen, mir vorzustellen, dass man Ihnen meine Gesellschaft gegen Ihren Willen aufgezwungen hat. Ich bin ein Gegner arrangierter Ehen. Es wäre viel besser, wenn man sich seinen Gatten, seine Gattin selbst wählen könnte.«
    Anna Lisa empfand einen Stich der Eifersucht, der sie selbst überraschte. »Hätten Sie denn eine andere gewählt, wenn Sie könnten?«
    »Nein. – Nein«, wiederholte er nach kurzer Überlegung mit festerer Stimme. »Ich trage das Bild keiner anderen Frau im Herzen, wenn Sie das meinen.« Dann, aus einer wunderlichen Gedankenverbindung heraus, blieb er stehen und wies auf den Fila Brasileiro, der augenblicklich ebenfalls innehielt und ihn aufmerksam ansah. »Das ist übrigens Tietjens. 2 Sie weiß, dass ich Sie heiraten werde. Deswegen wird sie immer auch Ihre Freundin sein. Sie müssen keine Angst vor ihr haben, weil sie so groß ist, sie ist sanft wie ein Kätzchen,

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