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Die Traenen des Mangrovenbaums

Die Traenen des Mangrovenbaums

Titel: Die Traenen des Mangrovenbaums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne de Witt
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Theater um das dumme Ding!«, rief sie ungeduldig aus.
    Dr. Lutter legte den Finger auf die Lippen. »Frau Vanderheyden, ein solches Wort vor den Ohren eines Mannes hat schon mehr als eine Ehe zerstört. Stellen Sie sich nur vor, Simeon würde Ihnen – womöglich vor Fremden – sagen, dass er Ihr Gesicht hässlich findet. Das würden Sie ihm auch lange nicht vergessen, oder?«
    Zögernd gab sie zu, dass er recht hatte. Aber insgeheim war sie überzeugt, dass sie es niemals wagen würde, solche Dinge zu tun, wie das grüne Büchlein sie vorschlug.
    Am darauffolgenden Abend war Simeon jedoch in so widerwärtiger Stimmung, dass sie sich entschloss, lieber die seltsamsten Ratschläge zu befolgen, als sich weiterhin seinen Launen auszusetzen. Geschickt brachte sie das Gespräch auf die Auswanderer, unter deren Frauen viele schwanger waren, und auf die ernsten Probleme, die dieser Zustand in einem so fremdartigen und ungesunden Land mit sich bringen mochte.
    Erfreut stellte sie fest, dass ihr mürrischer Gatte aufmerkte. Ohne den Kopf zu heben, sagte er: »Ich dachte, du könntest es nicht erwarten, ein Kind zu bekommen. Frauen denken immer nur daran, wie sie möglichst schnell Mutter werden können.«
    »Vielleicht würde ich das auch tun, aber hast du nicht selbst gesagt, dass das Klima in Java gesundheitsschädlich ist? Und ich bin noch sehr jung. Ein Baby kann doch warten, bis wir uns auf der Plantage eingerichtet haben und die Dinge ruhig angehen können.«
    Er zögerte, als vermutete er eine Falle. Mürrisch bemerkte er: »Dann bist du wohl sehr zufrieden, dass ich dir ohnehin nicht nahe kommen kann?«
    »Aber das sind doch zwei ganz verschiedene Dinge, oder nicht?« Er blickte sie überrascht an, und sie errötete bis hinter die Ohren bei dem Gedanken, dass er sie jetzt für eine »erfahrene Frau« halten mochte, weil sie die Geheimnisse des grünen Heftchens ausgeplaudert hatte. Rasch entschlossen flüchtete sie in eine Lüge. »Ich weiß, unverheiratete Mädchen sollten über solche Dinge nicht sprechen, aber sie tun es natürlich doch, und meine Freundinnen sagten, man könnte … also die Dinge so handhaben, dass man nicht gleich ein Kind bekommt. Ich weiß natürlich nicht, ob das stimmt.«
    »Doch, das stimmt. Aber es ist verboten.«
    »Wieso? Wer verbietet es?«
    Simeon zuckte nur die Achseln. Gerade noch rechtzeitig war ihm eingefallen, dass es nicht in seinem Interesse lag, ihr die Einwände der kirchlichen Moral nahezubringen.
    Anna Lisa entschloss sich, aufs Ganze zu gehen. »Ich möchte gerne bei dir sein, aber eben am liebsten so, dass wir erst später ein Kind bekommen. Was soll daran unrecht sein? Der Kuchen gehört von Rechts wegen uns; wenn wir jetzt nicht den ganzen Kuchen essen können, so können wir doch einen Bissen davon probieren, oder?«
    Er lehnte sich in den Stuhl zurück und betrachtete sie über den Kartentisch hinweg mit ungewöhnlich glänzenden Augen. Eine Aura von Anspannung, Vorfreude und Nervosität umgab ihn. »Schieb den Türriegel vor«, sagte er. »Und dann musst du herkommen und mir das Stückchen Kuchen servieren.«
    Die junge Frau gehorchte. Tietjens, die auf ihrer Rollmatratze lag, warf ihr einen unergründlichen Blick zu und rollte sich dann mit dem Rücken zur Kabine zusammen, ein sicheres Zeichen, dass sie in nächster Zeit nicht zu stören gedachte. Anna Lisa dankte es ihr im Stillen. Die Situation war schwierig genug, auch ohne dass ein eifersüchtiger Hund sich einmischte. Sie hoffte nur, dass Simeon besser Bescheid wusste als sie selber. Sie müssen ihm das Gefühl geben, dass er derjenige ist, der die Zügel in der Hand hält, hatte Dr. Lutter geraten. Schön und gut, aber wenn er nun ein ebenso unerfahrener Kutscher war wie sie selbst?
    Bis jetzt, tröstete sie sich selber, hatte sie alles richtig gemacht, es würde auch weiterhin gut gehen. Die Tür stand offen, der richtige Weg war gewählt, das war erst einmal das Wichtigste.
    »Komm zu mir.« Simeon streckte ihr beide Hände entgegen. Sein verstauchtes Bein lag steif auf dem Hocker, aber er schob das andere zur Seite, sodass sie ganz nahe an ihn herantreten konnte. Als sie die Hände auf seine Schultern legte, vergrub er das Gesicht in den reichlich fallenden Rüschen ihres Gewands. Sie streichelte zärtlich sein weiches Haar. Es war das erste Mal seit ihrem unglücklichen Hochzeitstag, dass sie ihm wirklich körperlich nahe kam, und ihr wurde zumute wie jemand, der nach langer Krankheit zum ersten

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