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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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will auf
eurer Seite sein.“
    „Du bist noch
viel zu jung, um in eine Schlacht zu ziehen“, meinte Krok entschieden.
    „Du hast mich
selbst den besten deiner Schüler genannt“, erwiderte Mnata. „Lass mich mit euch
gehen. Ihr könnt jeden guten Krieger gebrauchen.“
    Als Libussa
hörte, dass Krok endlich widerwillig zustimmte, schloss sie die Augen. Mnata
war für sie stets das älteste ihrer Kinder gewesen, auch wenn sie ihn nicht
selbst zur Welt gebracht hatte. In seiner stillen, einsichtigen Art war er ihr
mit jedem Jahr stärker ans Herz gewachsen, da er dankbar war für alles, was
Lidomir uns Scharka für selbstverständlich hielten. Doch eben jene Dankbarkeit
war es auch, die ihn zu diesem tollkühnen Entschluss getrieben hatte. Libussa
hob den Stab, um die Versammlung aufzulösen. Nichts konnte die bevorstehende
Gefahr mehr aufhalten.
     
    Der Deckel der Truhe,
in der sie ihren Schmuck aufbewahrte, fiel laut zu. Libussa warf neues Holz in
die Feuerstelle, da der Raum ihr frostig schien. Sie überlegte, Kazi um ein
Gebräu aus Fenchel zu bitten, das den Schlaf erleichtern würde. Aber als
Premysls Hände sich auf ihre Schultern legten, verwarf sie diesen Gedanken.
    „Es ist
beschlossen“, sagte er. „Du kannst es nicht mehr verhindern.“
    „Ich könnte
meinen Segen verweigern“, meinte sie unsicher.
    Premysl
schüttelte den Kopf.
    „Ein Zwist
zwischen deinem Onkel und dir würde unser Volk entzweien. Du konntest ihn nicht
überzeugen. Er will seinen Krieg, und offen gesagt verstehe ich seine Gründe.
Das Verhalten dieses Frankenkönigs gefällt mir nicht.“
    „Du hast Kämpfe
stets verabscheut“, widersprach sie.
    „Nicht alle
Kämpfe. Ich wollte mich gegen die Lemuzi-Fürsten  auflehnen, als ich keine
andere Möglichkeit mehr sah. Gegen die Christen sind wir in einer ähnlichen
Lage.“
    Libussa
schüttelte den Kopf. „Das sind Gerüchte. Wir wissen nichts über die Franken.
Warum sollten sie uns angreifen?“
    „Weil sie schon
so viele andere Völker angegriffen haben. Die Römer haben es ebenso gemacht.
Wenn sich damals alle rechtzeitig gegen die Römer vereinigt hätten, wäre es
vielleicht möglich gewesen, sie aufzuhalten. Warum bist du so sehr gegen den
Plan deines Onkels, Libussa?“
    „Wir sind zu
wenige“, sagte sie dann. „Ich habe kein gutes Gefühl. Es wird Unheil über uns
kommen. Jedesmal, wenn mein Onkel von diesem Frankenkönig spricht, überkommen
mich Visionen. Ich sehe einen Mann, der nicht einmal bösartig wirkt. Doch um
ihn herum, da ist überall Blut und ich höre entsetzliche Schreie. Vielleicht
ist dieser Mann der Frankenkönig. Ich weiß es nicht.“
    Premysl Arme
umschlossen sie, und einen Lidschlag lang fühlte sie sich geborgen.
    „Ich habe
inzwischen Achtung vor deinen Träumen, auch wenn ich zunächst nicht an solche
Dinge glaubte. Vielleicht siehst du den Frankenkönig. Blut und Schreie gehören
zu einer Schlacht. Das heißt nicht, dass wir gegen ihn verlieren werden.“
    Sie rührte sich
nicht, obwohl ihr Zweifel kamen. Der Mann aus ihren Träumen, er sah nicht aus
wie ein Verlierer. Trotz aller tiefen Ernsthaftigkeit sprach Siegesgewissheit
aus seinem Blick.
    „Ich muss dir
etwas sagen, Libussa“, begann Premysl plötzlich. Mit einer düsteren Ahnung zog
sie sich aus seiner Umarmung zurück.
    „Ich werde mit
in diesen Kampf ziehen“, erklärte er dann.
    Sie starrte ihn
an, als stünde ein Fremder vor ihr. „Du wolltest dich nicht zum Krieger
ausbilden lassen. Es war dir zuwider.“
    „Aber ich habe
deinem Onkel versprochen, ihn zu unterstützen, wenn es um einen wichtigen Kampf
ginge, der uns alle betrifft. Soll ich jetzt als Einziger hierbleiben? Ich käme
mir schäbig vor. Die Ziele deines Onkels scheinen mir lobenswert. Deshalb muss
ich für sie kämpfen, so wie alle anderen.“
    Libussa lehnte
sich zurück. Ihr Herzschlag war so laut, dass sie meinte, auch Premysl müsse
ihn hören. War es nicht genug, dass Mnata sein Leben aufs Spiel setzen wollte,
um seine Treue unter Beweis zu stellen? Die Pläne ihres Onkels waren wie ein
finsteres Loch, das geliebte Menschen verschlang. Sie zwang sich, die Angst zu
unterdrücken, und klammerte sich an ihren Verstand. „Ich werde meinem Onkel
sagen, dass du ein mit Eisenringen versehenes Wams brauchst, einen Helm und ein
Schwert so wie alle Krieger. Du bist stark genug, mit Waffen umzugehen. Reiten
kannst du auch. Jedes Pferd wird dir treu sein, denn du verstehst es, mit
Tieren umzugehen.“
    Er

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