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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Ehren Peruns in Praha zu
feiern. Erst dann entscheide ich, ob ich meine Zustimmung zu diesem Krieg geben
werde.“
    Sie stand
langsam auf und verließ mit Premysl den Saal. Sobald sie wieder in ihrer Kammer
war, streckte sie sich erschöpft auf ihrer Bettstatt aus. Premysl wollte die
Pläne ihres Onkels besprechen, aber sie bat ihn, das auf den nächsten Tag zu
verschieben. Eine unsichtbare Last drückte sie nieder, die Ahnung von etwas
Bösem und Bedrohlichem. Wieder tauchte das Gesicht des ernsten, klugen Mannes
hinter ihren geschlossenen Lidern auf, sie sie sah es jedesmal, wenn sie an die
Franken dachte. Nur verstand sie nicht, warum gleichzeitig mit diesem
Unbekannten in ihren Träumen immer wieder blutbefleckte Schwertern eine Rolle
spielten, denn er sah nicht aus wie ein Mensch, der Gewalt liebte. Die hohe
Stirn drückte Weisheit aus. Nichts an ihm erinnerte an den gewalttätigen Tyr,
ja manchmal hatte sie das sogar Gefühl, dass dieser Mann ihre Achtung
 erringen würde, sollte er ihr je begegnen.
    Dennoch
erwachte sie am nächsten Morgen schweißgebadet. Jedes Glied ihres Körpers
schmerzte, so wie beim Bau von Praha. Doch plötzlich, als die Magd ihr einen
Krug Wasser brachte, erhellte ein klarer Gedanke die dunkle Wirrnis in ihrem
Kopf. Onkel Krok wollte gegen einen Riesen kämpfen. Den König der Franken.
Konnten Zwerge ihn besiegen, selbst wenn sie zahlreich waren? Die Hilfe anderer
Riesen könnte es leichter machen. Die Riesen. Obori. Die Awaren. Sie hingen
ebenso wie ihr eigenes Volk einem alten Glauben an. Falls die Befürchtungen
ihres Onkels stimmten, dann drohte auch ihnen Gefahr durch die christlichen
Franken. So ungeheuerlich die Vorstellung, sich mit den alten Unterdrückern und
Erzfeinden zu verbünden, auch war, in diesem Augenblick schien ein solches
Vorgehen die Aussichten auf einen Sieg deutlich zu verbessern.
    Libussa sprach
nicht von ihrer Eingebung, nicht einmal mit Premysl. Sie wollte den richtigen
Moment abwarten, um ihren Vorschlag darzulegen.
     
    Zwei Wochen später hatten die
fürstlichen Clans sich im großen Saal versammelt. Libussa stand zwischen Onkel
Krok und Premysl und ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Radka und
Lecho, der diesmal Irina an seiner Seite hatte, der Zlicany-Fürst Hostivit mit
seiner heranwachsenden Schwester Drahomira, die Leitmeritzer und alle anderen
waren eingetroffen, um das Fest zu Ehren Peruns zu feiern. Libussa erkannte unter
den Ankömmlingen das Gesicht ihres alten Feindes Neklan. Laut Gerüchten hatte
er einige Bauernmädchen auf seine Festung geholt, die für Nachwuchs sorgten.
Vojtan gehörte nun die andere Hälfte des Lemuzi-Landes. Slavoniks Schwester
Sylva lebte mit ihm zusammen und beide hielten sich meist in der Festung der
Kroaten auf.
    Krok ließ
wieder, mit Hilfe eines Übersetzers, die Sachsen sprechen. Dann trug er seinen
Plan vor und drängte Dragoweill nochmals zu dem öffentlichen Versprechen,
Frieden mit den Aborditen zu schließen. Daraufhin folgte das übliche
Stimmengewirr. „Kannst du uns versichern, dass die Polanen uns im Ernstfall zu
Hilfe kommen?“, fragte der vorsichtige Lecho.
    „Ich habe mit
ihnen verhandelt. Vertraue auf meinen Einfluss“, erwiderte Krok energisch. Als
angesehenster Mann unter den Behaimen verstand er sich darauf, Widerspruch mit
der Kraft seiner Stimme zu ersticken. Niemand stellte seine Aussage in Frage,
nur Radka drängte Dragoweill zu einer genaueren Aussage, wie er das geplante
Bündnis mit den Aborditen schaffen wollte, wenn ihre Völker doch schon seit so
langer Zeit verfeindet waren. Dem Anführer der Wilzen schien diese Frage
unangenehm, aber er versprach nochmals, bald schon Boten zu schicken, die ein
Friedensangebot unterbreiten sollten.
    „Ich finde es
eine großartige Vorstellung, den christlichen Kuttenträgern eine Tracht Prügel
zu verpassen“, mischte sich auf einmal Thetka ins Gespräch. „Es heißt, dass sie
unsere Götter stets als blutrüstig und böse bezeichnen. Was bilden die sich
eigentlich ein, mit ihrer ans Kreuz genagelten Holzfigur?“
    „Wir werden
nicht gegen jene paar Kuttenträger kämpfen“, erwiderte Libussa. „sondern gegen
fränkische Krieger. Und ihre Schwerter gelten als besonders scharf und
unzerstörbar.“
    Thetka
schnaubte, aber sie schwieg. Einige der Krieger musterten Libussa
missbilligend. „Wir scheinen eine sehr ängstliche Fürstin der Tschechen zu
haben“, kam es spöttisch von Slavonik.
    „Es gibt einen
Unterschied zwischen

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