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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Slavonik, hingegen, der hat mehr
Mut, aber er ist in seinen eigenen Ruhm verliebt. Keiner von ihnen wäre ein besserer
Herrscher als die Fürstin Libussa.“
    „Du scheinst
diese Frau zu mögen", bemerkte Radegund und erschrak selbst, wie giftig
ihre Stimme klang. An Neklan von den Lemuzi konnte sie sich kaum erinnern. Und
bei der Erwähnung von Slavoniks Namen fühlte sie immer noch einen Stich. Er
hatte wenigstens nichts von einem Hund an sich. Eher glich er einem Wolf.
    „Magst du die
Fürstin Libussa denn nicht?“ Frederiks unschuldige Frage beschämte sie
plötzlich.
    „Darum geht es
nicht", erwiderte sie schnell. „Gundolf will dieses Volk zum Christentum
bekehren. Dafür braucht er Verbündete. Libussa scheint mir kaum geeignet.“
    „Aber er erzählt
völlig falsche Dinge über unseren Glauben.“
    Frederiks Stimme
war heftiger geworden. „Er sagt, dass christliche Herrscher das Recht haben, so
viele Abgaben von ihren Untertanen zu verlangen, wie es ihnen gefällt. Dass es
ihnen zusteht, sie als Sklaven zu verkaufen, um sich zu bereichern. Er hört
sich an, als stünde unser Herrgott immer auf der Seite mächtiger Männer.
Libussa versucht, alte Traditionen zu wahren, die den Bauern Freiheit und
Rechte geben. Gundolf sucht nach Fürsten, denen das missfällt, und erzählt
ihnen, sie könnten als Christen mit ihren Untergebenen tun, was sie wollen.
Dabei handelt er doch nicht nach der Lehre Jesu!“
    Radegund seufzte.
Wie jung Frederik war!
    „Gundolf will
Verbündete gewinnen. Deshalb muss er ihnen Versprechungen machen. Abgesehen
davon haben christliche Herrscher tatsächlich große Macht über ihre Untertanen,
aber ich glaube, bei den meisten heidnischen Völkern ist es ähnlich. Hier haben
sich uralte Sitten erhalten, die überholt sind. Libussa kann nicht verhindern,
dass ihr Volk sich den anderen anpasst. Sie kämpft gegen die Zeit.“
    Sie fand, dass
ihre Rede überzeugend klang. Doch Frederik sah weiter unglücklich aus. Er nahm
einen tiefen Schluck aus seinem Becher.
    „Wenn sie
erfährt, dass ich an dieser Verschwörung beteiligt war, wie sehr wird sie mich
dann verabscheuen!“
    Radegund brauchte
nicht nachzufragen, von wem Frederik sprach. Sie beschloss, dem Jungen die Welt
der Erwachsenen zu erklären. Nach ihrer Erfahrung waren Unschuld und
Gutgläubigkeit nur Fesseln, die einen daran hinderten, im Leben voranzukommen.
    „Und jetzt bist
du ihr einfach gleichgültig. Ist das besser, als wenn sie dich hasst?“
    Frederik
schüttelte den Kopf. „Ich bin ihr nicht gleichgültig. Sie hat sich mir
anvertraut.“
    „Weil du ein
Fremder bist und in ihren Augen ein Kind.“
    Seine Naivität
war ein Schild, den sie nicht durchstoßen konnte.
    „Noch bin ich für
sie ein Kind. Doch mit den Jahren wird sich das ändern. Ich kann warten,
Radegund.“
    Sein Lächeln war
glücklich. Radegund musste an Anahild denken, die ihm in vielerlei Hinsicht
ähnlich war. Manchmal hatte sie ihre Schwester darum beneidet.
    Entschlossen
redete sie weiter. „Frederik, du bist ein armer Mönch. Tschastawa ist eine
wunderschöne Frau. Viele Männer umwerben sie. Warum sollte sie sich gerade für
dich entscheiden?“
    „Und warum sollte
sie es nicht? Die Fürstin Libussa ist auch wunderschön. Und ihr Premysl war
einmal ein armer Bauer.“
    Radegund seufzte
angesichts seiner Hartnäckigkeit. Dann kam ihr plötzlich eine Idee, die von
Gundolf selbst hätte stammen können. „Sollten wir in diesem Volk das
Christentum durchsetzen, wird Tschastawas Mutter Kazi bald in den Ruf der
Hexerei geraten und an Ansehen verlieren. Tschastawa wäre auf den Schutz eines
einflussreichen Mannes angewiesen, der sie vor Anfeindungen bewahrt. Indem du
Gundolf unterstützest, könntest du so ein wichtiger Mann werden.“
    Der Köder war
ausgeworfen, doch Frederik biss nicht an. „Anders wäre es mir lieber. Ich
könnte in der Hütte dieser Heilerin leben. Es gefiel mir dort. Ich würde ihr
helfen, ihre Tiere zu versorgen. Sie mag Menschen, die Tiere mögen. Gemeinsam
mit Tschastawa würde ich mich um die Kranken kümmern, so wie unser Herr Jesus
es tat. Ich könnte seine Botschaft verbreiten und vielleicht eine kleine
christliche Gemeinde gründen. Dies ist der richtige Weg.“
    Ihr fiel nichts
mehr ein, was sie diesen Worten entgegensetzen konnte. Träumer lebten in ihrer
eigenen Welt, fernab von der hässlichen Wirklichkeit. „Wie du meinst, Frederik.
Aber ich fürchte, es wird anders kommen. Jetzt lass mich bitte allein, denn

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