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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Hund, der um Zuneigung bettelt. Gern hätte
sie ihm vergeben, denn auch sie sehnte sich nach der Zeit völliger
Verbundenheit mit dem sanften, klugen Mann zurück. Wie einfach alles in
Regensburg gewesen war, das Verlöbnis, die rasche Hochzeit und ihre Gewissheit,
nun niemals wieder allein und schutzlos zu sein. Sie hatte sich getäuscht.
Lidomir hielt nicht immer und unbedingt zu ihr, wie sie in der Zwischenzeit
erfahren hatte. Und auch sie selbst verbarg unschöne Geheimnisse vor ihm.
Manchmal lastete dieses Wissen wie ein Stein auf ihrer Brust, den sie
vergeblich abzuschütteln versuchte.
    Trotzdem gab sie
Lidomirs nächtlichem Drängen bereitwillig nach. Die Vereinigung ihrer Körper
war tröstlich, denn auf diese Weise konnte sie die Entfremdung vergessen, die
sie sich allmählich zwischen ihnen vollzog.
    Alles wird gut
sein, sobald ich ein Kind bekomme, dachte sich Radegund, wenn sie wieder einmal
nachts nicht schlafen konnte und ihre Sorgen zu riesigen schwarzen Schatten
anwuchsen. Sie würde Lidomir den zukünftigen Fürsten der Behaimen schenken.
Jeder Mann wünschte sich einen Sohn, auch hier konnte es nicht anders sein.
    Nun war wieder
einmal eine Versammlung im großen Saal einberufen worden. Libussa galt als
genesen und sollte Kroks Nachfolger verkünden. Lidomir hatte ihr bereits
mitgeteilt, dass er selbst es nicht sein würde. Doch den Namen des Auserwählten
wollte er ihr nicht nennen. Er misstraute ihr wie einer Fremden.
    Radegund wusste,
dass Gundolf etwas plante, auch wenn er sie in den letzten Wochen nicht mehr in
seine Pläne eingeweiht hatte. Das war ihr gleich. Sie wollte nichts davon
wissen. Sollte der Mönch siegen, würden die Dinge sich zu ihrem Vorteil
entwickeln. Und falls nicht, dann … dann würde sie eben ihre eigene Haut retten
müssen.
    Völlig ruhig lag
sie auf ihrer Bettstatt. Lidomir war bei seiner Familie, und wie üblich legte
man keinen Wert auf ihre Anwesenheit. Diese Zurückweisung quälte sie nicht
mehr. Sie würde einfach nur noch abwarten.
    Warten. Einfach
nur warten.
    Als es an der Tür
klopfte, rechnete sie mit Hedwig und murmelte ein widerwilliges
"Herein". Mittlerweile verabscheute sie den misstrauischen, stets
aufmerksamen Blick der Sächsin.
    Doch Frederiks
Jungengesicht erschien im Türrahmen. „Kann ich mit dir reden, Radegund?“ Seine
Stimme klang lallend. In dieser Siedlung wurde bei jeder Gelegenheit Met
angeboten, und der junge Mönch war sichtlich auf den Geschmack gekommen. Seine
Haut war von rötlichen Flecken übersät, wie immer, wenn er angetrunken war. Auf
einmal fand sie seine Anwesenheit ärgerlich.
    „Du kannst hier
nicht so einfach hereinspazieren. Was ist, wenn meine Magd es sieht? Sie mag
mich nicht leiden und würde sich über jede Gelegenheit freuen, meinen Ruf zu
schädigen.“
    Frederik stand da
wie ein Hund, der statt dem erwarteten Tätscheln getreten worden war. Warum
hatten so viele Männer etwas Hündisches an sich? Sogar Gundolf, er erinnerte
sie an einen bissigen, gefährlichen Wachhund, der die christliche Kirche verteidigte.
    Sie kicherte und
griff nach dem Becher auf dem kleinen Tisch neben der Bettstatt. Auch sie hatte
in letzter Zeit angefangen, viel zu trinken, doch bevorzugte sie gewürzten Wein
wie eine richtige Dame. „Na, komm schon rein!“, meinte sie dann zu Frederik.
„Wenn du dort im Türrahmen stehst, bekommt es nun wirklich jeder mit.“
    Wie trottelig er
sich immer anstellte. Ein ungestümer, linkischer Welpe. Sie kicherte nochmals.
Der Junge trat zögernd ein. „Ich muss mit dir reden.“
    „Das hast du
bereits gesagt. Jetzt rede endlich!“, forderte sie ihn auf und bot ihm einen
Becher von dem Wein an, den er freudig entgegennahm. Nun, da sie ihn genauer
betrachten konnte, schien sein Gesicht noch bleicher als sonst. Die Kiefer
waren aufeinander gepresst.
    „Es geht um
Gundolf", begann Frederik. „Er hat sich bereits mit jenen Männern
getroffen, deren Namen du ihm nanntest. Er ließ ihnen heimlich eine Nachricht
zukommen, die sie neugierig machte. Bei diesen Treffen nahm er mich sogar mit,
weil die Leute mich für vertrauenswürdig halten.“
    Radegund nickte
und versuchte, das Hämmern ihres Herzens zu überhören. Die Steine waren ins
Rollen gekommen. „Wir wussten beide, dass er sich mit diesen Männern treffen
würde. Was hast du für ein Problem damit?“
    Auf einmal wirkte
sein Gesicht wieder sehr kindlich. „Ich mochte sie nicht. Dieser Neklan schien
mir feige und verschlagen. Der Kroatenfürst,

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