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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Aber sag mir, warum hatten es
Olgas Söhne auf dich abgesehen?“
    Er wirkte
erleichtert, dass sie die Unterhaltung fortsetzte, anstatt zu gehen. „Ich habe
mit den Leuten aus meinem Dorf geredet und auch mit Bauern in der
Nachbarschaft. Wir wollten uns alle gemeinsam auflehnen, wenn die
Lemuzi-Fürsten wieder höhere Abgaben verlangen, als Sitte ist. Es geht so nicht
weiter, Libussa. Sie machen es uns sogar schwer, ihre Länderein zu verlassen,
denn angeblich sind Bauern bei anderen Völkern das Eigentum der Fürsten. Wohin
soll das führen? Wenn sie damit durchkommen, werden die fürstlichen Clans der
anderen Stämme es ihnen mit der Zeit nachmachen. Dann hat es bald nicht einmal
mehr Sinn, an einen anderen Ort zu gehen.“
    „Dann hast auch
du Dinge vor mir verborgen“, sagte sie, ermutigt durch seine Redseligkeit.
    „Ich wollte
dich nicht mit hineinziehen. Diese Geschichte betraf dich nicht. Außerdem
glaubte ich, dass du einer hohen Herrin dienst, und da dachte ich, dass … dass
…“
    „Dass du mir
nicht trauen kannst, nicht wahr?“
    Sein Schweigen
war eine deutliche Antwort auf ihre Frage. Libussa setzte sich neben ihn auf
den Boden. Sie wagte ein weiteres Lächeln und sah mit Erleichterung einen
Funken von Wärme in seinen Augen.
    „Als du gesagt
hast, du wolltest nach Chrasten gehen, was war da mit deinem Aufstand?“
    Sein Gesicht
verschloss sich wieder vor ihr. „Ich wäre danach gekommen. Zuerst wollte ich
den anderen helfen, denn sie betrachten mich als ihren Anführer.“
    Libussa nickte.
„Dann solltest du jetzt vorsichtig sein. Olgas Söhne werden dich beobachten.
Sie haben es vorher schon getan, und so bin ich ihren Kriegern in die Arme
gelaufen. Wäre ich nicht die Tochter der Tschechen-Fürstin, dann hätten sie uns
beide umgebracht. Ich glaube, wenn ich meiner Mutter und meinem Onkel erzähle,
was mir hier widerfahren ist, bekommen Olga und ihre Söhne ernsthafte
Schwierigkeiten. Dann braucht es keinen Bauernaufstand mehr. Aber ich kann
nicht darüber reden, solange du in ihrer Gewalt bist. Du musst fortgehen, so
wie du es vorhattest.“ Libussa fühlte, wie ihre Hände schweißnass wurden.
    Er ließ sich
endlos Zeit mit seiner Antwort. „Und wohin schlägst du vor, dass ich gehe,
weise Tochter einer Fürstin?“, kam es schließlich mit dem vertrauten,
spöttischen Unterton.
    „Du könntest
immer noch nach Chrasten gehen. Ich wäre sehr froh, dich dort zu sehen.“
    Jetzt sah er
ihr ins Gesicht. Sein Blick war ungläubig und voller Misstrauen. „Ist das ein
schlechter Scherz? Ich dachte damals, du wärest eine Dienerin.“
    „Ich bin
derselbe Mensch wie vorher.“
    „Ich will kein
Hund sein, der dir nachläuft, Libussa von den Tschechen“, sagte Premysl leise.
    „Nein, aber du
könntest in Chrasten mein Gefährte sein, wenn du es willst. Wenn wir uns weiter
gut verstehen, können wir auch die Hochzeitszeremonie vollziehen. Ich bin nur
die jüngste Tochter der Fürstin. Meine Schwester Thetka wird einmal
Nachfolgerin meiner Mutter werden. Das wissen alle. Ich selbst wollte mein
Leben immer dem Dienst an der großen Göttin weihen. Ich sehne mich nicht nach
Macht, und es kümmert mich nicht, was andere Leute von mir denken.“
    Als er über
ihren Arm strich, beruhigte sie das Kratzen seiner schwieligen Handfläche.
„Vielleicht stellst du es dir leichter vor, als es sein wird. Weiß deine
Familie denn schon von deinem Abenteuer?“
    Sie schüttelte den
Kopf. „Ich werde es meiner Mutter sagen, sobald ich in Chrasten bin. Das
verspreche ich. Wenn du kommst, werden alle über dich Bescheid wissen.“
    Er griff nach
ihrer Hand. „Nun gut, sobald ich wieder auf den Beinen bin, werde ich einen Weg
suchen, unbemerkt nach Chrasten zu ziehen, obwohl es mit meiner Mutter und mit
Magda nicht leicht sein wird. Aber du hast Recht, ich kann hier nicht länger
bleiben. Und vielleicht unternimmt Fürstin Scharka wirklich etwas gegen unsere
Fürstin, wenn sie erfährt, wie man hier mit ihrer Tochter umgesprungen ist. Bis
dahin haben wir beide Zeit nachzudenken, wie es mit uns weiter gehen soll. Du
bist mir zu nichts verpflichtet, auch wenn ich zu dir komme.“
    Sie nickte und
strich ihm übers Gesicht. „Ich werde einen Weg finden, wie ich mit dir leben
kann.“ Es überraschte sie selbst, wie sicher sie sich ihrer Worte war. Das
freudige Aufleuchten seiner Augen wärmte sie.
    „Wir werden
sehen. Aber versprich mir nur eines“, murmelte er mit einem Grinsen im Gesicht.
„Mach bitte niemals

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