Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
Vom Netzwerk:
Das
wäre, wie soll ich sagen, allzu viel Einmischung, verstehst du? Ich werde dem
Jungen sagen, dass du auf ihn wartest und er jederzeit gehen kann. Vertraue
mir, dann weiß ich, dass ich auch dir trauen kann.“
    Libussa nickte
widerwillig. Olga streckte ihre Arme aus und sie zwang sich, die Nähe des
runden Körpers der Lemuzi-Fürstin hinzunehmen.
    Als sie sich
wieder auf ihrer Bettstatt ausgestreckt hatte, legte der Schlaf sich befreiend
auf ihre müden Augenlider. Premysl würde kommen. Nach ihrer Versöhnung mit Olga
gab es keinen Grund mehr, warum die Lemuzi-Krieger ihn zurückhalten sollten. Er
mochte zornig werden, dass Olga selbst ihn auf die Reise schickte, aber das
konnte Libussa nach seiner Ankunft mit ihm klären. Es war alles nur eine Frage
der Zeit. Erst ihr Traum in jener Nacht bereitete dieser Erleichterung ein
jähes Ende. Sie hörte, wie Premysl ihren Namen rief, und sah einen großen,
dunklen Vogel über das Gebiet der Lemuzi kreisen. Seine Flügel warfen riesige
Schatten, als könne kein Sonnenstrahl mehr bis zur Erde dringen.
     
    Libussa zog ihr Schiffchen durch
die herabhängenden, mit Gewichten befestigten Fäden. Sie hatte das Garn nach
dem Spinnen mit Kvetas Hilfe gefärbt, um ein Muster aus verschiedenen Streifen
herstellen zu können. Es sollte ein warmer Umhang für den bereits angebrochenen
Winter werden, den sie Premysl zur Begrüßung überreichen wollte. Vier Wochen
waren seit ihrer Übereinkunft mit Olga vergangen. Es lag der erste Schnee und
Premysl war noch nicht hier. Libussa hatte Krok von ihrem Abenteuer erzählt, um
ihn auf die Ankunft des jungen Bauern vorzubereiten, doch entsprechend ihrer
Übereinkunft mit der Lemuzi-Fürstin verschwieg sie den Übergriff von Olgas
Kriegern. Aber warum hielt Olga sich nicht an ihr Versprechen und ließ
wenigstens Premysl ziehen, auch wenn sie vielleicht den Rest seiner Familie
zurückbehalten wollte, um Libussa weiter unter Kontrolle zu haben? Ein solches
Verhalten hätte der Gerissenheit der Lemuzi-Fürstin entsprochen. Nachts
grübelte Libussa lange, bis sie im Schlaf weitere Alpträume plagten. Sie erwog,
heimlich einen Boten nach Staditz zu schicken, verwarf den Gedanken aber
wieder. Vielleicht wollte Premysl nicht kommen. Dies schien die einfachste
Erklärung, und sie wollte nicht um seine Liebe flehen. Bei dem nächsten
Korochun-Fest zur Feier der Wiedergeburt von Jarilo fand sie vielleicht
Gelegenheit, mit Olga zu reden, obwohl ihr dies widerstrebte. Krok war wieder
auf eine seiner Reisen aufgebrochen, und zumindest fand sie endlich Zeit zum
Weben. Diese Arbeit verschaffte ihr etwas Beruhigung.
    Nachmittags
sprachen nun regelmäßig Leute vor, die ihren Rat und ihr Urteil suchten. Das
Schlichten von Streit in Familien und die Regelung von Erbschaften waren die
ersten ihrer neuen Aufgaben, an denen sie Gefallen fand. Libussa hörte gerne
zu, ließ verschiedene Meinungen auf sich wirken und verbrachte oftmals erst
noch den nächsten Morgen an ihrem Webstuhl, bevor sie eine Entscheidung fällte.
Die Zahl der Menschen, die sie aufsuchten, stieg ständig. Vor einigen Tagen war
die Fürstin der Leitmeritzer bei ihr gewesen, um sich über die Aufsässigkeit
ihrer Tochter Irina zu beklagen. Seit ihrer engen Verbindung mit Lecho von den
Lukanern verweigere das Mädchen ihr den Gehorsam und hetze die Bediensteten
gegen sie auf, klagte die alte Frau und wünschte, dass Irina zurechtgewiesen
wurde. Libussa wollte allein mit dem Mädchen sprechen. Es dauerte jedoch sehr
lange, bis die unsichere, verschlossene Irina sich ihr öffnete.
    „Es ist wegen
meiner Zofe Milena“, murmelte sie schließlich, nachdem Libussa ihr Wein
eingeschenkt und eine Weile mit ihr darüber geplaudert hatte, wie anstrengend
Mütter sein konnten. „Sie hat sich nicht gut benommen in letzter Zeit,
vernachlässigte ihre Arbeit und war häufig abwesend. Meine Mutter wurde deshalb
zornig und drohte, sie zu verprügeln. Das gefiel mir nicht, denn ich mag
Milena. Ich sprach mit Lecho darüber, denn wir ... also seit dem Kupala-Fest
treffen wir uns manchmal heimlich. Er schlug vor, dass ich mit Milena reden
sollte, denn er mag es auch nicht, wenn man Bedienstete schlägt. So erfuhr ich,
dass Milenas Mutter gestorben war und sie nun als älteste Tochter den Hof
übernehmen wollte, aber meine Mutter will sie nicht gehen lassen.“
    Libussa
runzelte die Stirn. Es war Milenas Recht, zu ihrer Familie heimzukehren, wenn
sie das wünschte. Ohne Zögern sprach sie diese Gedanken

Weitere Kostenlose Bücher