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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Frauen einzusperren und ständig zu bewachen, wie es die Römer
und Christen tun. Das ist gegen den Willen der Götter. Der Leib einer Frau ist
frei wie der Moranas, unserer Erdgöttin.“
    Ihre Worte
sorgten für lautes Gemurmel. Es gab zustimmende Rufe, auch unter den Männern,
doch aus manchen Gesichtern sprach Zweifel.
    „Wie konnten
die Römer fast die ganze Welt erobern, wenn sie gegen den Willen der Götter
verstießen?“, kam es aus den hinteren Reihen.
    Nun wurden die
Stimmen lauter und zorniger. Libussa hob erneut ihren Stab. Als das nichts
nützte, schlug sie mit der Hand auf den Tisch, wie sie es bei Premysl gesehen
hatte.
    „Es geht jetzt
nicht um die Römer! Wir wissen wenig von ihnen, nur was Reisende und Sänger uns
erzählt haben. Lasst uns in Frieden die Nachfolge der Lemuzi regeln.“
    Sie war
zufrieden mit sich. Ihre Stimme hatte durch den Saal gehallt und die Anwesenden
zum Schweigen gebracht. „Wenn Ludmilla ihre Rechte an ihre Brüder abtreten
will, gibt es keinen Grund, sich dem in den Weg zu stellen. Die spätere
Nachfolge können wir beizeiten regeln. Es ist möglich, dass Ludmilla Kinder
gebiert, die nach ihren Brüdern herrschen können. So bleibt das Gesetz der
Blutsverwandtschaft gewahrt.“
    Libussa sah,
wie Ludmilla sanft den Kopf schüttelte. Sie hatte nicht vor, zurückzukehren.
Aber im Augenblick, fand Libussa, gab es wichtigere Dinge, über die sie sich
den Kopf zerbrechen musste.
    Nun kam kein
Widerspruch mehr. Selbst Lecho hatte wohl eingesehen, dass er auf verlorenem
Posten kämpfte. Einige Krüge wurden zu Ehren von Vojtan und Neklan erhoben, die
nun beide zufrieden aussahen. Libussa wartete einen Augenblick, bevor sie mit ihrer
Rede fortfuhr. Dieser Teil war ihr der wichtigste. Sie hatte lange murmelnd an
ihrem Webstuhl gesessen, um sich jeden Satz genau einzuprägen.
    „Es gab eine
Zeit, da wir alle gleich waren und unsere Leute sich nur manchmal Anführer
wählten, wenn die Zeiten es erforderten. Doch wir lernten mit den Jahren, dass
jedes Volk Herrscher braucht, um für sein Wohl zu sorgen und es vor Angriffen
zu schützen. Doch wir alle, die hier jetzt versammelt sind, sollten niemals
vergessen, worin unsere Pflichten bestehen. Unsere Untergebenen versorgen uns
mit den Früchten ihrer Arbeit. Dafür müssen wir ihnen Achtung zollen und sie
gerecht behandeln. Es steht einem Fürsten nicht an, den Bauern ihre Vorräte zu
rauben, sie grundlos zu misshandeln und so ihren Hass zu wecken. Unsere Ahnen
waren Priesterinnen, die ersten Mütter unseres Volkes. Daher sollte unsere
Herrschaft auch wie die einer wachsamen, gerechten Mutter sein.“
    Ihre Zuhörer
wirkten verwirrt und fragten sich, worauf sie hinauswollte. Allein Neklans
Gesicht hatte sich wieder verfinstert, als wisse er genau, was jetzt kommen
würde.
    Sie sprach die
Worte ohne Zögern aus: „Sollte mir zu Ohren kommen, dass jemand unter uns mehr
Abgaben von den Bauern verlangt, als es die guten Sitten vorschreiben, dass
jemand ihre Töchter belästigt oder jene straft, die auf ihren Rechten beharren,
so werde ich ihn als Hohe Priesterin mit einem Bann belegen. Er darf dann nie
wieder hier im großen Saal erscheinen, seine Rechte auf Herrschaft sind
verwirkt. Und unser Stammesführer hat meine Zustimmung zu einem Angriff, damit
sein fürstliches Amt einem Menschen übergeben werden kann, der seiner würdig
ist. Sieht jemand der Anwesenden einen Grund, mir zu widersprechen, so rede er
jetzt.“
    Niemand sagte
ein Wort. Lecho nickte anerkennend. Auf der Stirn des Zlicany-Fürsten meinte
Libussa allerdings unzufriedenes Stirnrunzeln zu erkennen. Vojtan rührte sich
nicht. Aber dann hob Neklan plötzlich die Hand.
    „Das ist
lachhaft. Wir machen uns vor aller Welt zum Narren“, ertönte plötzlich eine
laute Männerstimme, die nicht wie Neklans klang. Ein alter Mann in Lumpen war
unerwartet in den Saal getreten. Sein Gesicht kam Libussa bekannt vor, doch
zunächst wusste sie nicht, woher. Erst als er nahe an sie herangetreten war,
erkannte sie den alten Gefährten jener verstorbenen Bäuerin, der ihrer Tochter
die Erbschaft hatte abspenstig machen wollen. Er musste nach Chrasten
zurückgekehrt sein. Ein starker Geruch nach Met ging von ihm aus.
    „Ich war
fahrender Händler und habe viele Länder gesehen“, fuhr er fort. „Überall sitzen
kampferprobte Männer auf dem Fürstenthron. Sie haben ihre Krieger im Griff,
weisen Aufwiegler in die Schranken und zögern nicht, zu den Waffen zu greifen,
sobald Gefahr

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