Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
Vom Netzwerk:
Fürstin der wahre Herrscher
war. Kroks Abwesenheit und Libussas Mangel an Erfahrung kamen ihnen bei diesem
Plan entgegen. Sie holte tief Luft. Jetzt galt es, sich geschickt zu wehren.
    „In einer so
wichtigen Angelegenheit möchte ich nicht auf den Rat und Beistand des
Stammesführers verzichten“, begann sie, um Zeit zu gewinnen. „Sobald mein Onkel
Krok wieder bei uns ist, können wir diese Unterhaltung fortsetzen.“
    Sie sah
erleichtert das zustimmende Nicken vieler Anwesender.
    „Das wird
vielleicht noch lange dauern“, mischte sich Hostivit wieder ein. „Wir haben
gesehen, wie unerwartet die Gefahr über uns hereinbrechen kann. Wir brauchen
hier baldmöglichst einen männlichen Anführer, der Krok in seiner Abwesenheit
vertritt. Nach unseren Sitten kann eine Frau ihren Gefährten frei wählen. Du
brauchst die Zustimmung deines Onkels nicht, Fürstin der Tschechen.“
    „Aber ich hätte
sie gern! Sein Urteil ist mir wichtig“, warf Libussa trotzig ein. Doch nun
blieben die Gesichter um sie herum skeptisch. Slavonik lächelte sie spöttisch
an, als er zu reden begann: „Du kennst deinen Onkel. Überlege einfach, was sein
Wunsch wäre.“  
    Sie begriff,
dass es wirklich ein Teil seines Plans war, Kroks Abwesenheit auszunutzen. Ihr
Onkel wäre niemals einverstanden gewesen, dass sie so bedrängt wurde.
    „Es verstößt
gegen unsere Sitten, eine Frau, vor allem eine Fürstin, derart unter Druck zu
setzen“, hörte sie erleichtert den treuen Lecho. „Lasst ihr Zeit, einen Mann
nach ihren Wünschen zu finden.“
    „Aber Libussa
hat doch selbst gesagt, dass man manchmal mit den Sitten brechen muss“,
murmelte Slavonik spöttisch.
    „Du verdrehst
auch jedem das Wort im Mund, du niederträchtiger Mistkerl“, rief Radka
aufgebracht. Wieder hatte sie ihren Dolch gezogen, und diesmal vermochte Lecho
sie nicht zurückzuhalten. Grinsend griff auch Slavonik zu seiner Waffe, während
Thetka sich mit Eric an Radkas Seite drängte. Slavoniks Mutter, die Fürstin der
Kroaten, gab ein paar ihrer Krieger ein Zeichen, sich zur Verteidigung ihres
Sohnes bereit zu halten. Wütende Schreie hallten durch den Saal. Ein Kampf
stand unmittelbar bevor.
    „Hört mich an!“
Wieder schwang Libussa ihren Stab. „Ich achte euren Wunsch und will mir morgen
einen Gefährten wählen. Nun steckt eure Waffen weg, denn bald ist es Zeit für
das abendliche Festmahl. Ich werde mich zurückziehen und bitte meine
Schwestern, mich zu begleiten. In einer so wichtigen Angelegenheit suche ich
den Rat meiner Familie.“
    Ein letztes Mal
ließ sie ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Die meisten blickten
zufrieden drein. Nur in Neklans Augen erkannte sie ein triumphierendes Funkeln.
Nun, er sollte seinen Fürsten der Tschechen bekommen.
     
    „Wie konntest du nur klein
beigeben? Dir von den Kerlen vorschreiben lassen, wie du dich zu verhalten
hast? Bist du von Sinnen, Libussa?“, rief Thetka empört und verpasste dem
Schemel zu ihren Füßen einen Tritt. Kazi legte ihr beruhigend die Hand auf den
Arm.
    „Nun lass sie
doch. Sie konnte nichts anderes tun. Es wäre sonst zu einem Kampf im großen
Saal gekommen. Das muss eine Fürstin auf jeden Fall verhindern.“
    „Also, wenn es
jemand wagen würde, mich vor allen Leuten eine Rusalka zu nennen, die über die
Wiesen tanzt, dann …“
    „Dich würde
niemand so nennen, keine Angst.“ Kazi sagte immer, was sie dachte, wenn sie
nicht gerade schwieg. Libussas Schwestern, die sonst kaum miteinander redeten,
sprachen auf einmal über sie, als sei sie nicht anwesend.
    „Wen soll sie
denn bitte zum Gefährten nehmen? Schon bei der bloßen Vorstellung, dass dieser
aufgeblasene Slavonik tagaus, tagein auf Chrasten sitzt, dreht sich mir der
Magen um.“
    „Du magst ihn
nur nicht, weil er dich abgewiesen hat. Aber mach dir keine Gedanken, Thetka.
Es ist nicht Slavonik, den Libussa zu ihrem Gefährten machen will.“
    „Nicht
Slavonik? Aber wer dann? Lecho schmachtet Irina von den Leitmeritzern an, wie
hier schon jedem aufgefallen sein dürfte. Hostivit von den Zlicany hat bereits
eine Gefährtin, und was Vojtan und Neklan betrifft, so … Kazi, du meinst doch
nicht etwa diesen Bauern? Na, das ist gut! Das ist wirklich gut! Was werden die
für Augen machen!“
    Thetka war in
schallendes Gelächter ausgebrochen.
    „Ich fürchte,
ganz so lustig wird man es im großen Saal nicht finden. Du musst mit Widerstand
rechnen, Libussa“, erklärte Kazi. „Soweit ich denken kann, waren die

Weitere Kostenlose Bücher