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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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einer Feier unter freiem Himmel zu Ehren der Reisenden und der Gesundung der Kinder. Sie sangen und tanzten um ein großes Freudenfeuer gleich vor dem Dorf und tranken und aßen mehr, als gut für sie war. Wahrscheinlich blieben ihre Vorratskammern in den nächsten Monaten leer, doch dieses Fest wollte sich keiner versagen. Es war lange her, dass Keld einen solchen Tag erlebt hatte.
    Natürlich wollten Ehren und seine Dorfbewohner, dass ihr Besuch an den Feierlichkeiten teilnahm, doch Arden weigerte sich rundheraus, auch nur eine seiner Schutzbefohlenen aus dem Bett, und schon gar nicht hinaus in die kalte Nachtluft zu lassen. Die Bewohner von Keld mussten sich daher mit häufigen Besuchen am Krankenbett zufriedengeben, zu denen sie erlesenste Speisen und Getränke mitbrachten. Gemma und Mallory genossen diese Aufmerksamkeiten ebenso wie die allgemein fröhliche Stimmung, doch im Laufe der Nacht wurden die beiden müde. Arden ging dazu über, sie vor den rüpelhafteren Besuchern abzuschirmen, und nach einer Weile verweigerte er allen, mit einer Mischung aus Takt und Charme, die Gemma nur bewundern konnte, den Zutritt.
    Man hatte Verständnis dafür, dass die Frauen Ruhe brauchten, doch jetzt wurde Arden gedrängt, an den Festlichkeiten teilzunehmen. Er lehnte ab, doch die Dorfbewohner blieben gutgelaunt und hartnäckig, so dass er schließlich nachgab. Er versicherte Gemma und Mallory, dass er bald zurückkehren würde, zuckte hilflos mit den Achseln, ging hinaus und schloss hinter sich die Tür.
    Man ließ die beiden Frauen weitgehend in Ruhe. Sie saßen aufrecht im Bett, jede mit einem Becher Met in der Hand. Mousel hatte ihnen versichert, es gäbe nichts Besseres, um sowohl Geist als auch Seele wiederherzustellen, und sie hatten nicht die Absicht, ihr zu widersprechen - besonders, nachdem sie hinzugefügt hatte, nichts anderes in Keld schmecke auch nur halb so gut. Mit gut gefüllten Mägen nippten sie langsam und genossen die Stille.
    »Hoffentlich amüsiert Arden sich«, meinte Mallory. »Er hat sich den Spaß verdient. Er war in letzter Zeit ziemlich verbittert. So war er vorher noch nie.«
    Gemma musste an die Szene denken, die Kris ihr gezeigt hatte.
    »Du hast ihn geliebt, nicht wahr?«
    »Ich tue es noch immer«, antwortete Mallory. »Wie einen Bruder«, fügte sie rasch hinzu, als sie sah, wie Gemma erstarrte.
    »Er hat mir eine Menge über das Tal erzählt, besonders über seinen ersten Besuch«, sagte Gemma. »Kein Wunder, dass er so entschlossen ist, diesen Ort zu retten.«
    »Ich glaube, sein Leben war nicht besonders glücklich, bevor er zu uns kam«, erzählte Mallory leise.
    »Hat er je darüber gesprochen?«
    »Nein. Niemals. Aber ich habe mich oft gefragt ...« Mallory schwieg und nahm noch einen Schluck. »Darf ich dich etwas fragen?« meinte sie nach einer Weile.
    »Natürlich.« Gemma erwartete eine weitere Frage über ihr Verhältnis zu Arden, doch Mallory überraschte sie damit, dass sie ein völlig anderes Thema anschlug.
    »Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass du immer nach der Einnahme von Drachenblumenessenz besonders spektakulären Gebrauch von Magie gemacht hast?« Gemma sah sie überrascht an, und Mallory sprach weiter. »Mir scheint, es hat damit zu tun, dass du dann immer alleine gehandelt hast und nicht zusammen mit einer der Gruppen, von denen wir neulich abends gesprochen haben.« Sie wartete gespannt auf Gemmas Antwort, doch es entstand ein so langes Schweigen, dass Mallory sich fragte, ob sie die Freundin vielleicht gekränkt hatte. »Du brauchst nicht darüber zu sprechen, wenn du nicht willst«, fügte sie hinzu.
    »Schon gut«, meinte Gemma und klang ebenso besorgt wie Mallory. »Ich habe tatsächlich schon daran gedacht, aber eigentlich gehofft, es sei Zufall. Der Gedanke, dass man so etwas für die Ausübung von Magie braucht, behagt mir überhaupt nicht.«
    »Ist das so schlimm?« fragte Mallory.
    »Magie sollte ein natürlicher Bestandteil der Welt sein«, erklärte Gemma und starrte auf die Flüssigkeit in ihrem Becher, »und man sollte nichts weiter dafür benötigen, als das Wissen, sie weise und richtig anzuwenden.«
    »Und du hast niemanden gefunden, der dir das beigebracht hat?«
    »Nein.«
    Gemmas gesamte Verwirrung, all ihre Selbstzweifel, kamen an die Oberfläche, als ihr wieder einmal dämmerte, dass sie es mit Kräften zu tun hatte, die sie nicht verstand. Welches Recht habe ich, mich in die Gesundheit von Kindern einzumischen? Ich hätte sie umbringen

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