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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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behinderte.
    Während dieser Diskussion saß Gemma schweigend da und fragte sich, wann - und wie - sie ihnen erzählen sollte, was sie erfahren hatte. Es würde bestimmt nicht einfach werden, es in einem positiven Licht erscheinen zu lassen, doch sie verließ sich ganz auf ihre Fähigkeiten. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken.
    Sie musste an ihre Unterhaltung mit Zana denken. Nach der überraschenden Erklärung der Besitzerin des Gasthauses dämmerte Gemma plötzlich, was sie zuvor gemeint hatte.
    »Jemand von hier«, sagte sie.
    Zana nickte.
    »Ihr Mann?«
    »Dazu wäre es nie gekommen. Selbst wenn ich ihn gelassen hätte. Nennen wir ihn besser meinen Liebhaber.«
    »Wann ist er aufgebrochen?«
    »Letzten Monat war es ein Jahr her.«
    »Und Sie haben nie etwas gehört?«
    »Man hört nie etwas«, erwiderte Zana. »Vom Südkontinent kehrt kein Schiff zurück.«
    Die Bemerkung sollte vieles erklären, was Gemma an diesem Abend noch erfuhr, doch in diesem Augenblick fand sie es schwer, sie zu glauben.
    »Vielleicht segeln sie zu anderen Inseln zurück.«
    »Nein«, sagte Zana voller Nachdruck. »Irgendetwas geschieht mit ihnen, und ich muss einfach herausfinden, was es ist. Das frisst mich bereits all die Zeit auf. Und vergangenen Monat habe ich beschlossen, mich der nächsten Gruppe, die aufbricht, anzuschließen. Ich wusste, dass früher oder später eine kommen würde.« Sie zögerte. »Entweder das, oder ich bleibe hier und werde langsam wahnsinnig.«
    »Und Ihre Familie?« fragte Gemma ruhig.
    »Meine Eltern und meine Schwestern sind tot.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Ich kann keine Kinder bekommen«, erklärte Zana schlicht, ohne eine Spur von Selbstmitleid.
    »Und der >Stern    »Rob und die anderen kommen damit zurecht. Ich habe es ihnen schließlich beigebracht«, erwiderte Zana mit einem Lächeln. »Außerdem erwarte ich nicht, hierher zurückzukehren. Ich habe mehr als genug Geld für meine Passage flüssig, und ich bin fit. Ich werde Ihnen nicht zur Last fallen.«
    »Sie sind also entschlossen?«
    »Oh, ja. Ich werde Ihnen sogar helfen, ein Schiff zu finden«, sagte die Wirtin. »Und das ist alles andere als einfach«, fügte sie mürrisch hinzu.
    Wie recht sie hatte! dachte Gemma jetzt, als sie den Leidensgeschichten ihrer Begleiter lauschte. Sie wartete den richtigen Augenblick ab und sagte: »Ich habe Neuigkeiten.«
    Rings um den Tisch fiel alles in erwartungsvolles Schweigen. Alle Augen richteten sich auf sie. Sie erzählte, was Zana ihr mitgeteilt hatte, und der verzweifelte Ausdruck auf ihren Gesichtern zeigte ihr deutlich, wie aufmerksam sie ihr zuhörten.
    »Dann ist es also aussichtslos«, meinte einer ihrer Begleiter. »Kein Kapitän wird sich zu einer solchen Reise bereit erklären oder eine Besatzung dafür finden.« Zustimmendes Gemurmel.
    »Ganz so schlimm steht es nicht«, sagte Gemma rasch. »Seht ihr nicht, was das bedeutet?« Sie wartete und blickte vom einen zum anderen. »Wir sind nicht alleine! Es hat vor uns viele andere gegeben, und sie werden alle dort sein - im Süden - und uns den Weg zeigen können. Und wir werden denen den Weg zeigen können, die noch kommen.«
    »Wenn wir überhaupt hinkommen«, warf einer der anderen ein.
    »Lasst euch nicht entmutigen«, fuhr Gemma fort. »Zana hat gesagt, dass alle, die den Ruf verspürt haben - Reisende wie wir von anderen Inseln oder aus Haele -, eine Möglichkeit gefunden haben, nach Süden zu segeln. Selbst wenn die Chancen noch so ungünstig standen. Es ist unsere Bestimmung, dorthin zu gelangen, das wisst ihr alle. Und das werden wir auch!«
    Die anderen wirkten unschlüssig, und Gemma fuhr entschlossen fort.
    »Zana wird uns helfen, ein Schiff zu finden. Sie hat Verbindungen über die ganze Insel. Dazu kommt noch«, fügte sie hinzu und spielte ihren Trumpf aus, »wenn es soweit ist, brauchen wir nicht einmal eine Mannschaft. Auf der Daum of Fire haben wir genug gelernt, um ein kleines Schiff selbst zu bedienen. Wir können es schaffen!«
    Gemma glaubte daran. Und ihre Zuhörer ebenfalls. Sie hatte den Samen neuen Muts gepflanzt, und die Saat ging schnell auf. Die Schwalben hatten ihr Ziel wiedergefunden.
    Sie waren bereit zum Start.
    Vier Tage nach Verlassen des Hafens begannen die Schwierigkeiten.
    Das einzig verfügbare Schiff war ein alter, einmastiger Kahn, der schon bessere Tage gesehen hatte. Dennoch hatten ihn sowohl der Kapitän - ein graubärtiger Seemann mit klarem Blick und dem Namen Barris - als auch andere, denen Zana

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