Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
gleich?«
»Ja.«
»Der gleiche Titel, derselbe Autor, der größte Teil des Inhalts ist identisch ... doch mit gewissen Änderungen in den Einzelheiten. Das ergibt keinen Sinn.« Gemma war verwirrt.
Sie blätterten weiter in den beiden Bänden und entdeckten weitere kleine, aber bezeichnende Unterschiede. Der Stil blieb überall gleich, und es gab nur wenige größere Unstimmigkeiten.
»Ich frage mich, ob die anderen Bücher auch kopiert wurden«, sagte Mallory. »Sehen wir doch nach.«
Als sie sich erhoben, sagte Arden zum erstenmal seit einer Stunde etwas.
»Ich sage es nur ungerne«, meinte er, »aber wir haben Gesellschaft.« Er nickte Richtung Treppe.
Oben stand Wynut und linste durch das Geländer.
»Stellt die Bücher augenblicklich zurück!« befahl er streng. »Ihr bringt meine gesamten Berechnungen durcheinander, und ich möchte nicht in eurer Haut stecken, wenn Shanti dahinterkommt.« Damit machte er kehrt und verschwand schlurfend. Gemma und Mallory sahen sich erstaunt an.
»Wir tun besser, was er sagt«, entschied Gemma, und die beiden eilten in entgegengesetzte Richtungen davon. Arden blieb, wo er war und blickte zu der jetzt menschenleeren Empore hinauf.
»Berechnungen?« meinte er düster. »Was haben sie vor?«
Bis vor kurzem war sein Leben recht geradlinig verlaufen, jetzt jedoch wurde er von immer mehr Beispielen für das Unerklärliche umringt - es widerstrebte ihm noch immer, es als >Magie< zu bezeichnen -, als ihm lieb sein konnte. Eine Zeitlang hatte er Schwierigkeiten gehabt, sich an das Hauptziel seiner letzten Heldentaten zu erinnern - das Tal schien Welten entfernt, und es gefiel ihm überhaupt nicht, in einer Situation festzusitzen, auf die er weder Einfluss, geschweige denn Kontrolle hatte. Drei Tage waren bereits verloren, und allmählich machte sich bei ihm eine gewisse Verzweiflung breit.
In dieser Nacht schliefen sie im Eichelzimmer. Ihnen war vertrautes Gelände lieber, trotz des harten Fußbodens. Sie wollten sich nicht weiter umsehen, schon allein deswegen, weil der Gang in Dunkelheit gehüllt war.
Der Morgan kam, und mit ihm eine weitere Begegnung mit Wynut. Ein dringendes Bedürfnis hatte sie aus der Bibliothek getrieben, und gleich vor der Tür wurden sie von der großen, matronenhaften Frau begrüßt, die hinter der Tür hervorschaute.
»Dort drinnen ist es, meine Lieben«, sagte sie lächelnd und zeigte auf eine andere, unmarkierte Tür unter der Treppe. »Frühstück ist unterwegs.« Sie war verschwunden, bevor sie Gelegenheit hatten, sie etwas zu fragen. Arden wollte ihr nachgehen, doch die Tür ließ sich nicht öffnen, und als sie in das Eichelzimmer zurückkehrten, standen Früchte und Brot bereits auf dem Tisch.
»Habt ihr auch den Eindruck, dass sie uns nicht viel verraten wollen?« meinte Arden.
Es entstand eine Pause, dann sagte Mallory: »Und doch haben wir freien Zugang zu beiden Bibliotheken.«
»Vielleicht messen sie den Büchern keine Bedeutung bei«, meinte Gemma.
»Oder sie halten uns für harmlos«, warf Arden ein. »Schließlich sind wir nicht einmal Mitglieder«, fügte er voller Sarkasmus hinzu. »Was immer das bedeuten mag.«
Nach dem Essen beschlossen Gemma und Mallory, weiter stichprobenartig in den Büchern ringsum zu suchen, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das für ihre Welt von Bedeutung war. Sie wollten nicht riskieren, durch weitere Nachforschungen den Zorn ihrer Gastgeber auf sich zu ziehen, denen das nicht recht war. Arden dagegen wollte das Gebäude unbedingt verlassen.
»Die Luft ist vielleicht nicht so frisch wie auf dem Land, aber wenigstens ist sie besser als hier drinnen«, erklärte er. »Außerdem würde ich gern die Sonne sehen können.«
»Aber geh nicht zu weit«, warnte Gemma ihn. »Ich weiß nicht, wann wir aufbrechen werden, aber wenn es soweit ist, sollten wir Zusammensein.«
»Ich setze mich vor die Tür«, beruhigte er sie, dann überließ er sie ihrem Vorhaben. Die Frauen sahen ihm nach.
»Er wird verrückt, wenn wir hier nicht bald herauskommen«, sagte Mallory. »Dieser Aufenthalt setzt ihm wirklich zu.«
»Aber was können wir tun?« fragte Gemma hilflos.
Eine Stunde später, beim Durchblättern eines weiteren alten Wälzers, erregten zwei Namen in einer Fußnote Gemmas Aufmerksamkeit. Es waren die Namen >Cleve< und >Jordan<. Klopfenden Herzens las sie rasch die Fußnote, dann überflog sie das vorangehende Kapitel. Darin wurde der Überseehandel einer Provinz mit dem Namen Quaid beschrieben -
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