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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Ardens Gefühle für sie unterschätzt, und jetzt war es zu spät.
    »Ich werde beim ersten Tageslicht aufbrechen«, sagte er leise. »Ich will den Wasserfall am kürzesten Tag erreichen.«
    »Was wird aus Mallory?«
    »Sie kann hier warten, bis ich zurück bin. Sie wird ohnehin nicht vor dir aufbrechen wollen.«
    Es dauerte lange, bis einer von beiden wieder etwas sagte. Gemma legte den Kopf auf seine Knie und hielt noch immer seine Hände.
    »Wirst du zu mir zurückkommen?« erkundigte er sich schließlich ganz leise.
    »Möchtest du das denn?« fragte sie und hob den Kopf.
    »Bei den Göttern, Frau, was für eine dumme Frage!« meinte er. »Ich will es mehr als alles andere.« Er ließ sich vom Bett gleiten, so dass sie beide knieten, nahm sie in die Arme und küsste sie mit einer Heftigkeit, die sie überraschte.
    »Ich auch«, flüsterte sie, als sie sich wieder trennten.
    »So darf es nicht enden«, meinte er. »Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, wäre das geradezu lächerlich.«
    Lächelnd erwiderte sie: »Wir sind absolut füreinander bestimmt.«
    »Über diese Art der Vorhersehung werde ich nicht streiten«, fügte er hinzu und küsste sie noch einmal, diesmal zärtlicher.
    An der Tür klopfte es.
    »Kann ich reinkommen?« rief Mallory.
    »Ja«, rief Gemma zurück. Sie blieb in Ardens Armen.
    »Ich störe doch hoffentlich nicht, oder?« fragte Mallory, als sie zur Tür hereinsah. »Ich kann bei Eda schlafen, wenn —«
    »Komm rein«, sagte Arden. »Und mach nicht so ein sorgenvolles Gesicht.« Er wandte sich an Gemma.
    »Wir brauchen unsere Kraft für die Reise morgen«, sagten sie gleichzeitig und platzten los vor Lachen.
    Es war noch dunkel, als Arden Keld am nächsten Morgen verließ. Gemma hatte, gestärkt durch einen Nachttrunk Met, überraschend gut geschlafen und nur vage mitbekommen, dass er sich bewegte, bis er sich schließlich über sie gebeugt und zart auf die Wange geküsst hatte.
    »Viel Glück«, wünschte er ihr leise. »Und denk an unsere Bestimmung.«
    »Bestimmt«, murmelte sie. »Du auch.«
    Gemma hörte, wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie fand es schwer zu glauben, dass er tatsächlich fort war. Als sie aufstand, waren Arden und Lark bereits lange unterwegs, und schon bald hatte sie andere Dinge im Kopf.
    Wie sich herausstellte, war der Morgen eine einzige Enttäuschung. Eine Weile schien alles gut zu gehen, bis schließlich ein Ast die endgültige Konstruktion zerriss. Mehrmals glaubten sie, endlich fertig zu sein, doch winzige Korrekturen bereiteten zahllose Schwierigkeiten, und es dauerte bis zum Mittag, bis der Drachen schließlich zusammengesetzt werden konnte. Das große Dreiecksegel, größtenteils gelb, jedoch mit weißen und grauen Flicken, wurde von einem Kreuzrahmen aus federndem Holz getragen, der auf dem unteren Gebilde ruhte, an dem das Geschirr und die Steuerseile befestigt waren.
    »Wenn wir ihn bis zu den Klippen geschleppt haben, bleiben dir nicht mehr viele Stunden Tageslicht«, stellte Bullin fest. »Willst du unbedingt heute aufbrechen?«
    Gemma war hin und hergerissen. Ein Nachtflug erhöhte die Risiken und Ungewissheiten beim Steuern, doch der nächste Tag war bereits der kürzeste des Jahres, und wenn sie den Stein nicht vor der Abenddämmerung erreicht hatte, war es zu spät.
    »Bringen wir den Drachen hinauf auf die Klippen«, schlug Mallory vor, »dann kannst du dich immer noch entscheiden.«
    Sie befolgten den Rat, und das gesamte Dorf folgte den Drachenträgern in einer Prozession. Sie kamen nur langsam voran, da niemand riskieren wollte, den Drachen zu beschädigen. Graue Wolken ballten sich am Himmel zusammen, und mehr als ein Dorfbewohner warf ängstliche Blicke gen Himmel. Der Rahmen war mit Harzen versiegelt worden, die man vorsichtig in das Holz gerieben hatte, niemand wusste jedoch, wie das Segeltuch auf starken Regen reagieren würde.
    Als der Drachen an der Abflugstelle eintraf, war ein großer Teil des Tages bereits verstrichen, und es war klar, dass Gemmas Flug bis zum nächsten Morgen aufgeschoben werden musste. Der Drachen wurde umgedreht, so dass das Segel auf dem Boden lag und das Risiko, fortgeweht zu werden, so klein wie möglich gehalten werden konnte. Die Dorfbewohner waren sogar so umsichtig, ihn an in den Boden geschlagenen Pflöcken festzubinden. Doch damit blieb das Problem des Regenschutzes. Wenn man das Segel nicht herunternehmen wollte - ein Vorgehen, das niemandem behagte -, ließ sich nicht viel

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