Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
Vom Netzwerk:
die Brauen.
    »Das kann ich nicht beurteilen, ich habe noch keine kennengelernt«, meinte Gemma. »Machen sie auch noch etwas anderes - außer tanzen?«
    »Ja«, antwortete er vielsagend. »Sie stellen zu viele Fragen wie alle Frauen.«
    Gemma schlug sich in einer übertriebenen Geste die Hand vor den Mund. Sofort verlor sie das Gleichgewicht und musste sich festhalten. Schließlich klammerte sie sich an die Mähne des Pferdes.
    »Entschuldige, Mischa«, flüsterte sie der Stute ins Ohr, »aber du verstehst das bestimmt, schließlich bist du auch ein Weibchen.« Ihr Ross wieherte leise. »Hab ich's doch gewusst.«
    Arden lachte, als Gemma langsam wieder nach oben kam.
    »Gut, dass wenigstens eine von euch weiß, was sie tut«, meinte er. »Hast du auch ganz bestimmt nicht vom Wein probiert?«
    »Deine bloße Anwesenheit versetzt mich schon in einen Rausch«, antwortete sie bescheiden, die Augen in Demut niedergeschlagen. »Bestimmt wirkst du auf alle Mädchen so.«
    »Normalerweise schon«, gab ihr Arden recht, ohne eine Miene zu verziehen.
    Eine Weile später versuchte es Gemma noch einmal. »Du hast mir noch immer nichts über das Tal erzählt«, meinte sie.
    Arden sah sie betont abschätzig an.
    »Ich werde dir eine Geschichte erzählen«, sagte er langsam. »Über das erste Mal, als ich das Tal gesehen habe. Vielleicht verstehst du dann ...«
    Er war von den Bergen heruntergekommen, ohne genau zu wissen, wohin er ging. Es war ihm auch egal. Sein ganzes Leben kam ihm vor wie eine lange, sinnlose Wanderung.
    Der Rucksack auf seinem Rücken enthielt sein gesamtes Hab und Gut, aber es waren die Dinge eines Reisenden, anonym. Nichts verriet seine Herkunft oder deutete auf einen Beruf hin, es gab keine Hinweise auf das Zuhause, das er verlassen hatte. All seine Erinnerungen saßen fest verschlossen hinter den harten, grünen Augen, die viel älter waren als seine sechzehn Sommer.
    Die Dunkelheit setzte ein, als er sich seinen Weg durch die Bäume in das unten liegende Tal bahnte. Es würde warm sein nachts, er konnte draußen schlafen, wenn es sein musste, in der Ferne jedoch waren Lichter zu erkennen, und die Bequemlichkeit einer Scheune wäre ein willkommener Luxus. Von weit oben hatte das Tal einladend ausgesehen, üppig und grün, und Ardens Stimmung war bei seinem Anblick gestiegen. Er traute seinen Gefühlen jedoch nicht recht und näherte sich schleichend einer der abgelegenen Farmen.
    Das Hauptgebäude hatte zwei Stockwerke, was in den Jahren nach Der Einebnung ungewöhnlich war, als nur wenige das Risiko eingingen, oberhalb des Erdgeschosses zu wohnen.
    Es war aus Holz gebaut, und selbst in dem schwindenden Licht konnte Arden das handwerkliche Geschick erkennen, das in seine Konstruktion eingeflossen war. Aus den unteren Fenstern strömte goldener Lampenschein, Lachen und das Klappern von Geschirr. Die sanfte Brise wehte weitere Informationen heran. Das jahrelange Leben in der Wildnis hatte Ardens Geruchssinn geschärft, und die köstlichen Düfte aus der Farmküche wurden fast zur Qual. Er hatte irgendwo einen Schlafplatz suchen und dann am Morgen etwas zu Essen stehlen oder erbetteln wollen, doch der lautstarke Protest seines leeren Magens und das Wasser, das ihm im Mund zusammenlief, waren zuviel für ihn. Er ließ die Scheune und die anderen Nebengebäude links liegen und näherte sich kriechend der Quelle der verlockenden Wohlgerüche.
    Ohne rechten Plan kroch er weiter und fand bald keine Deckung mehr. Um noch näher heranzukommen, musste er in das offene Gelände vor dem Haus treten, und alle seine Vagabundeninstinkte sagten ihm, dass dies eine Dummheit wäre. Mittlerweile konnte er das Essen im Haus beinahe schmecken. Er sah sich um, ob die Farmhunde in der Nähe waren, dann ging er in die Hocke und huschte durch den Garten. Als er unter dem offenen Fenster kniete und versuchte, seinen Atem zu beruhigen, hörte er das Scharren eines Stuhls, der nach hinten geschoben wird. Augenblicke später wurde die Tür ein paar Zentimeter weit nach außen geöffnet, und ein Keil aus warmem Licht fiel über den Vorgarten. Arden erstarrte.
    Heraus kam ein großer, bärtiger Mann. Er sah dem Reisenden direkt ins Gesicht.
    »Komm herein, mein Freund«, sagte er mit einer tiefen, ruhigen Stimme. »Kris hat gesagt, wir sollen dich erwarten.«
    Arden war unfähig, sich zu bewegen. Die Worte des Man nes waren verwirrend, und doch wurde sein einladender Ton noch von seinem Lächeln unterstrichen.
    »Es gibt etwas zu

Weitere Kostenlose Bücher