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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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platzte fast vor Neugier, schwieg jedoch.
    »Hier entlang.« Es war ein Befehl. Gemma folgte Arden aus dem Dunkel des Eingangs in einen nackten, von einer Lampe beleuchteten Raum in der Stadtmauer. Der Soldat nahm hinter einem Schreibtisch Platz und gab ihnen ein Zeichen, sich davorzustellen. Er nahm ein Blatt und Papier und einen Schreiber in seine dicken Finger und fragte, ohne aufzusehen.
    »Name?«
    »Arden.«
    »Ihre Heimatstadt?«
    »Manesty.«
    »Der Zweck Ihres Besuchs?«
    »Eine Eingabe beim Oberlord.«
    Der Soldat grunzte. Als er den Kopf hob, stand ihm seine Ansicht deutlich ins Gesicht geschrieben. Na dann viel Glück.
    »Lord Lunkett ist ein vielbeschäftigter Mann. Ihre Eingabe ist hoffentlich wichtig. Es wäre äußerst töricht von Ihnen, ihn mit irgendwelchen Nichtigkeiten zu behelligen.« »Leben und Sterben sind keine Nichtigkeiten«, antwortete Arden gelassen. »Ich habe gehört, der Lord sei ein gerechter Mann. Alles, was ich will, ist Gerechtigkeit.«
    »Der Oberlord ist allerdings der Vater aller Gerechtigkeit«, meinte der Soldat vieldeutig. »Wovon beabsichtigen Sie während Ihres Aufenthaltes in der Stadt zu leben?« fuhr er mit einem Seitenblick auf Gemma fort.
    »Ich habe Geld«, sagte Arden entschlossen.
    »Manesty muss reicher sein, als ich dachte«, merkte sein Inquisitor an. »Sie haben also nicht die Absicht, zu arbeiten oder Geschäfte zu machen?«
    »Nein.«
    Der Soldat sah wieder zu Gemma hinüber, diesmal mit einem ausgedehnten, abschätzenden Blick, der ihren gesamten Körper erfasste.
    »Und wer ist das hier?«
    »Meine Frau«, antwortete Arden sofort. »Gemma.«
    »Sie sieht ungesund aus.«
    »Sie ist schwanger. Die Reise hat sie ermüdet.«
    Gemma brannte vor Scham und Wut, zwang sich aber, ruhig zu bleiben und nichts zu sagen.
    »Das ist verständlich.« Der Soldat verlor das Interesse an Gemma und sah wieder auf die Papiere auf seinem Schreibtisch. Er schrieb noch ein paar Worte, dann meinte er: »Ich brauche einen Beweis dafür, dass Sie genügend Geld besitzen, um für Ihren Besuch hier zu bezahlen.« Er tippte auf die Schreibtischplatte. »In dieser Stadt sind Unterkunft und Verpflegung nicht billig, besonders, wenn man für drei isst.« Er grinste.
    Arden leerte seinen Beutel auf den Tisch. Plumpe Finger schoben mehrere Münzen auf Seite.
    »Das scheint zu genügen.«
    Während Arden wieder einsammelte, was von seinem Geld noch übrig war, stempelte der Soldat die Formulare ab, die er ausgefüllt, hatte und gab eines davon Arden.
    »Eine Aufenthaltserlaubnis für drei Tage. Wenn Sie länger bleiben, müssen Sie hierher zurückkommen.« Damit winkte er sie hinaus.
    Arden nahm Gemmas Arm und zog sie rasch nach draußen. Eine weitere Münze wechselte den Besitzer, als sie ihre Pferde von einem Wärter abholten. Sie betraten Great Newport zu Fuß, ihre Pferde am Halfter führend, und gerieten in eine Welt aus zwielichtiger Geschäftigkeit, aus exotischen Düften und einer wilden Mischung von Geräuschen. Das verschlungene Straßengewirr hatte Gemma schon bald völlig verwirrt, Arden jedoch ging zielsicher voraus und gab ihr ein Zeichen zu schweigen.
    Als sie außer Hörweite der Torwache waren, warf Arden plötzlich den Kopf zurück, hob die Fäuste über den Kopf und brüllte in den Himmel.
    »Aaaaargh!« Sein Gesicht war entsetzlich verzerrt, doch dann kehrte er ebenso rasch wieder zum normalen Zustand zurück und grinste Gemma an, die ihn aus großen Augen ansah.
    »Das habe ich gebraucht«, meinte er gutgelaunt.
    »Kein Wunder, dass du diesen Ort hasst«, sagte sie. »Sind alle hier so korrupt?«
    »Oh, nein«, antwortete er. »Die meisten sind viel schlimmer.«
    »Hast du ihm dein ganzes Geld gezeigt?« fragte Gemma besorgt. »Viel scheint nicht übrig zu sein.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Arden. »Und er hat es mit Sicherheit gewusst. Das Ganze ist mehr ein Ritual.«
    »Gehört dazu auch, dass du behauptest hast, ich sei deine Frau?«
    »Hätte ich das nicht getan, hätte er mir vermutlich ein Angebot für dich gemacht.«
    Gemma war sprachlos.
    »Ich wäre nicht der erste, der hier seine Frau verkauft«, fuhr Arden fort. »Aber Schwangere sind weniger wert, und sie brauchen mehr Sicherheit.«
    »Vielen Dank«, sprudelte sie hervor.
    »Denk dir nichts dabei«, entgegnete er. Dann wurde er wieder ernst und fügte hinzu: »Im Augenblick würde es vieles erleichtern, wenn du tatsächlich die Rolle meiner Frau spielen könntest. Schaffst du das? Da drinnen warst du

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