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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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dass sie sich langweilte. Sie bedrängte Arden, mit ihm gehen zu können, ihm zu helfen. Doch er weigerte sich mit der Begründung, schon bald würden seine Bemühungen unwiderruflich zum Erfolg führen. Dann, so behauptete er, könne sie alles mit eigenen Augen sehen. Gemma war damit nicht zufrieden, doch für Arden war es wichtig, dass sie bei Laune blieb, und so ließ sie sich davon abbringen und drängte nicht weiter.
    Mit der Zeit wurde der Mangel an Abwechslung unerträglich, und sie begann, sich heimlich tagsüber hinauszuschleichen und die Stadt zu erkunden. Das Gasthaus befand sich mitten in einem geschäftigen Viertel, und es gab immer reichlich zu sehen. Ein steter Strom aus Karren und Kutschen schob sich durch die gepflasterten Straßen, an Marktständen oder in Geschäften standen Waren aller Art zum Verkauf, und das Geschrei der Händler lag in der von einer außergewöhnlichen Vielzahl von Düften durchdrungenen, warmen Spätsommerluft. Gewürze, Obst und Gemüse, frisches Brot, menschlicher Schweiß, Pferdedung, Parfüm, faulender Müll und andere, nicht indentifizierbare Substanzen verströmten ihr Aroma in die Atmosphäre. Über das zwielichtige Treiben in den Hintergassen konnte Gemma bestenfalls Vermutungen anstellen. Eins war jedoch völlig klar. Hier regierte vor und über allem das Geld. Mit Geld ließ sich alles beherrschen, jeder Wunsch befriedigen. Ohne war man wertloser als eine Kanalratte - Ardens Mittel bereiteten Gemma zunehmend Sorge. Ihre Anwesenheit war sicherlich eine finanzielle Belastung, und bestimmt war ein großer Teil für Schmiergelder draufgegangen. Was, wenn seine Mittel versiegten, bevor die Probleme des Tals Gehör fanden?
    Gemma fand sich zunehmend besser zurecht. Jeden Tag streifte sie weiter umher und bekam so einige der unterschiedlichen Gesichter Newports zu sehen. Es war eine Stadt der Extreme. Viele der Behausungen waren so dreckig und verwahrlost, dass die Hütten vor den Stadtmauern vergleichsweise nobel erschienen. Kleine Kinder spielten nackt inmitten dieses Elends und sahen Gemma aus großen Augen an, die sie bis in ihre Träume verfolgten.
    In einem dieser Viertel stieß sie auf eine riesige unbebaute Fläche, die sie nur für einen ungewöhnlichen Platz hielt. Doch dann blieb sie am Rand stehen und traute ihren Augen nicht. Vor ihr lag eine gewaltige Senke, Hunderte von Schritten im Quadrat, in dem aller möglicher Müll angehäuft lag, ein scheinbar endloser Ausblick auf den Abfall der Stadt. Der Gestank, der sich in kräuselnden Rauch- und Dampfschwaden daraus erhob, drehte einem den Magen um. Doch zu ihrem Entsetzen stellte Gemma fest, dass sich Menschen in der Grube aufhielten. Sie bewegten sich gemächlich, kletterten an den Seiten hoch, durchwühlten den Schutt. An einigen Stellen schwelten Brände, und in der Ferne explodierte vor ihren Augen ein kleiner Hügel und schleuderte Flammen und Trümmer in die Luft. Mehrere Müllsammler ergriffen die Flucht, kehrten jedoch schon nach wenigen Augenblicken zögernd wieder zurück.
    »Geh nicht zu nah ran, Mädel«, meinte eine Stimme neben ihr. Sie drehte sich um und sah einen alten Mann in schmutzigen Lumpen, dessen eines Auge für immer getrübt war. Er grinste sie zahnlos an und fügte hinzu: »Im Sommer und Herbst geht hier häufig etwas in die Luft.«
    »Was machen die Menschen dort?« fragte Gemma leise.
    »Sie suchen nach etwas Brauchbarem. Was sich verkaufen lässt. Metall. Essbarem.«
    »Essbarem?« rief sie entsetzt. »Da drinnen?«
    »Besser, als zu verhungern«, entgegnete der Alte, doch Gemma hörte ihn nicht. Sie hatte sich umgedreht und lief davon, bemüht, sich nicht zu übergeben. Der Alte sah ihr mit seinem gesunden Auge nach. »Recht so!« brüllte er. »Sie wollen sich doch bestimmt nicht ihr hübsches Kleid schmutzig machen!« Er spie ihr hinterher und bekam einen Hustenanfall.
    Ganz anders einer ihrer anderen Ausflüge, der sie in ein Viertel geführt hatte, wo breite Alleen an Parks vorbeiführten und in farbenprächtigen Gärten palastähnliche Villen standen. Hier war die Luft süß, und doch hinterließ sie bei Gemma einen üblen Nachgeschmack. Im Gegensatz zu dem, was sie woanders gesehen hatte, wirkte der Überfluss obszön, zudem wurde er strengstens gehütet. Bewaffnete Posten beobachteten sie voller Argwohn aus verschiedenen Wachhäuschen heraus, und einer hatte gerufen: »Verschwinde! So was wie dich wollen wir hier nicht!« Sie war in heller Aufregung davongelaufen und hatte

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