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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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von Besonderheiten der Landschaft, des Lichts und der Atmosphäre, die er alle mit eigenen Augen gesehen haben wollte. Er stellte viele Fragen, ließ seinem gefangenen Zuhörer jedoch keine Gelegenheit zu antworten. Arden begann sich zu langweilen, lauschte nur mit halbem Ohr dem Monolog und versuchte, sich wieder auf den nächsten Tag zu konzentrieren. Nach einer Weile merkte er, dass er nicht der einzige war, der Jordan zuhörte. Als er von seinem Glas aufsah, entdeckte er einen jungen Mann, dessen dunkle Hautfarbe und derbe Kleidung auf ein Leben unter freiem Himmel schließen ließ. Unter seiner ledernen Kappe schauten dunkle Locken hervor. Er sprach mit dem schweren Akzent der Bergregion.
    »Ihre Erzählungen berühren mich, Sir. Darf ich mich dazustellen und zuhören?«
    Jordan drehte sich um. »Aber sicher. Natürlich. Wirt!«
    Der junge Mann, der sich als Pazia vorstellte, setzte sich, und Arden war erleichtert. Jetzt konnte er sich aus dem Staub machen.
    Wie sich herausstellte, war Pazia ein aufmerksamerer Zuhörer, und schon bald sprach Jordan fast ausschließlich zu ihm. Es gelang dem Neuling sogar, den Redefluss gelegentlich mit eigenen Fragen zu unterbrechen. Sein Interesse schien endlos, besonders was die Elementalen und die verstärkte Aktivität der Himmelsraben anbetraf. Jordan meinte, sie seien ein weiteres Zeichen für die Auflösung der Welt.
    »Vor ein paar Tagen sind sie über die Stadt hinweggeflogen«, sagte Pazia. »Häuser sind explodiert.«
    »Sehen Sie!« meinte Jordan. »Die ganze Welt spielt verrückt.«
    »Es gibt sogar noch wildere Geschichten«, warf Pazia ein.
    »Genau«, meinte Jordan aufgeregt. »Ich habe gehört, wie ...«
    Arden brummte der Schädel, er konnte einfach nicht mehr. Er wollte aufstehen und meinte: »Ich muss jetzt gehen. Vielen Dank für das Bier, Jordan.«
    »Bleiben Sie noch«, sagte Pazia mit einem seltsam flehenden Unterton. »Das ist doch interessant.«
    »Tut mir leid. Ich muss ... ich bin mit jemandem verabredet«, erwiderte Arden, und stellte fest, dass es sogar stimmte. Seine Stunde war bestimmt schon rum. »Auf Wiedersehen.«
    Die anderen beiden sahen ihm nach, als er zur Treppe hinüberging. Er nahm sie zwei Stufen auf einmal und platzte ins Zimmer. Es war leer.
    »Oh nein«, stöhnte er. Nicht schon wieder.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte gerade wieder nach unten gehen, als sich ihm ein Mann in den Weg stellte. Pazia legte ihm eine Hand auf die Brust und stieß ihn ins Zimmer zurück, dann folgte er ihm hinein und machte die Tür hinter sich zu. Bevor Arden reagieren konnte, hob Pazia die Hand und riss sich die Kopfbedeckung herunter. Darunter kamen Gemmas feuerrote Locken zum Vorschein.
    »Ich wäre gerne noch geblieben und hätte ihm zugehört!« meinte sie.

19. KAPITEL
    Bei Gemmas Eintreffen war der Platz des Collosseums bereits voller Menschen - eine farbenprächtige Arena in der strahlenden Morgensonne. Arden hatte, wenn auch widerstrebend, zugegeben, dass ihre Verkleidung als »Pazia« wirkungsvoll war, und sich gezwungenermaßen bereit erklärt, sie zu der Verhandlung mitzunehmen.
    Sämtliche Gebäude rings um den Platz bestanden aus hellbraunem Stein und verströmten den Eindruck von großer Bedeutung - hier wurden die meisten Geschäfte der Gilde getätigt. Zwar hatte Arden Gemma erzählt, was sie erwartete, aber trotzdem war sie von dem monumentalen Richtersitz beeindruckt, der in der Mitte der Nordseite des Platzes stand. Er bestand aus dem gleichen hellen Gestein und erhob sich hoch über die Arena. Im Mittelpunkt befand sich eine einzelne steinerne Bank, die Platz genug für bis zu sieben Richter bot. Vor der Bank gab es einen Tisch aus Stein, und zu beiden Seiten jene Plattform, von denen die Bittsteller sowohl zu den Schiedsrichtern über als auch zu den Massen unter ihnen sprechen konnten.
    Gemma genoss ihre Freiheit nach dem tagelangen Eingesperrtsein, bahnte sich einen Weg durch die Menge, sog die Eindrücke und Geräusche begierig in sich auf. Ringsum fand Straßenhandel in jeder Form statt, es herrschte eine erwartungsvolle, fast feierliche Stimmung. Öffentliche Verhandlungen waren in Newport eindeutig ein festliches Ereignis. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt, als sie mehrere Berufsspieler entdeckte, die Wetten auf den Ausgang der Anhörung anboten und von aufgeregten Zuschauern Geld einsammelten. Gemma fand ihre Machenschaften widerlich, besonders nachdem sie erfuhr, dass laut Wetteinsatz die beiden anderen

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